Kapitel 4

658 15 5
                                    

Biggi dachte die ganze Zeit daran was Thomas ihr erzählt hatte. Sie konnte einfach nicht glauben, dass Vera wirklich so dreist sein würde. Gleichzeitig hatte sie wahnsinnige Angst, dass Thomas auf ihre Bedingung eingehen würde. Normalweise wusste sie, dass Thomas sich nie auf so etwas einlassen würde, doch diesmal war er verzweifelt genug und es gäbe im Grunde auch keine andere Lösung. Doch die musste es geben, die musste es einfach geben dachte sich Biggi. Biggi lag die ganze Zeit wach und grübelte. Thomas war inzwischen zuhause angekommen, leerte den Briefkasten und ging dann in seine Wohnung. Ein Brief fiel ihm sofort auf, er war vom Vormundschaftsgericht. Thomas öffnete mit Herzklopfen den Brief und las. Je mehr Wörter er las, desto mehr Tränen liefen ihm übers Gesicht. Vera hatte tatsächlich ernst gemacht und ihm den kompletten Umgang mit den Mädels verboten, er durfte sich ihnen sogar nicht mehr als 100 Meter nähern. Thomas wusste nicht wie ihm geschah, das schlimmste was ihm passieren konnte, war nun eingetreten. Er war völlig fertig, saß am Tisch und weinte sich die Augen aus dem Kopf. Er liebte Lisa und Laura über alles, sie waren das wichtigste in seinem Leben und das wurde ihm jetzt genommen. Nach unendlich langen Minuten der Trauer, stieg langsam die Wut in ihm hoch. Aufgebracht setzte er sich in sein Auto und fuhr in die nächste Kneipe. Bis zum frühen Morgen schüttete er sich hoffnungslos mit Alkohol voll. "Ich hoffe Sie müssen heute nicht mehr fahren." meinte der Barkeeper an Thomas gewandt. Thomas grinste ihn nur müde an. "Nee, nur noch fliegen." antwortete er. Nach einiger Zeit bat der Barkeeper Thomas hinaus, denn die Bar wollte schließen. "Ich rufe Ihnen ein Taxi." sagte der Barkeeper und wählte die Nummer der Taxizentrale. 10 Minuten später wurde Thomas dann von einem Taxi abgeholt. "Wo soll's denn hingehen?" fragte der Fahrer. "Zum Helistützpunkt in St. Johann." antwortete Thomas fast einschlafend. Der Fahrer lieferte ihn dort ab und Thomas stolperte aus dem Auto. Noch immer völlig betrunken torkelte er in den AR, wo bereits Michael und Peter saßen. Geschockt sahen sie zu Thomas. Michael stand sofort auf um Thomas zu stützen, denn sonst wäre er wahrscheinlich einfach umgekippt. "Thomas, du bist ja völlig betrunken. Was ist denn passiert?" fragte Michael besorgt, da es sonst nicht Thomas' Art war sich volllaufen zu lassen. Langsam setzte er Thomas nun mit Peter's Hilfe aufs Sofa im AR. "Vera...diese...die, die hat mir verboten die Kinder zu sehen, gerichtlich. Ich...Ich darf mich ihnen nicht mehr als 100 Meter nähern. 100 Meter wisst ihr wie viel das ist? 100 Meter..." lallte Thomas. Michael und Peter sahen sich besorgt an. In diesem Moment kam auch schon Ebelsieder rein und just in diesem Moment rülpste Thomas. "Guten Morgen Herr Wächter." sagte er. "Morgen Herr Ebelsieder." antwortete Thomas einigermaßen unfallfrei. "Herr Wächter, Sie sind betrunken, schon wieder. Das hatten wir vor ein paar Wochen schon mal." sagte Ebelsieder streng. "Nein, Kollege Wächter hatte einen Anfall akuter Gastritis und ich habe ihm einen Magenbitter verabreicht." versuchte Michael Thomas rauszuboxen. "Ein altes Hausmittel bei derartigen Beschwerden." fügte Peter hinzu. Ebelsieder schaute skeptisch. "Also gut und sagen Sie mir wo ich jetzt auf die Schnelle einen Ersatzpiloten herbekomme?" fragte Ebelsieder jetzt. "Gar nicht, ich fliege, kein Problem." sagte Thomas und wollte aufstehen. Doch er hatte sich noch nicht mal ganz erhoben, da sackte er schon wieder zusammen. "Sicher nicht. Dann melde ich uns jetzt bei der Zentrale ab, Feierabend meine Herren. Ach und Lüdwitz, fahren Sie Herrn Wächter nach Hause und morgen erscheinen Sie hier alle drei pünktlich wieder zum Dienst." sagte Ebelsieder und verschwand in seinem Büro. "Puuuh." sagte Peter erleichtert. "Glück gehabt. Und du wartest jetzt hier bis ich mich umgezogen habe und dann fahr ich dich nach Hause." sagte Michael an Thomas gewandt. Als Michael wieder aus der Umkleide kam führte er Thomas gemeinsam mit Peter zum Auto. Dann fuhr ihn Michael nach Hause. Mit Mühe und Not konnte Michael Thomas ins Bett hieven, als sie in Thomas' Wohnung ankamen. Keine 2 Sekunden später war Thomas eingeschlafen. Michael, der beschloss bei Thomas zu bleiben sah den Brief vom Gericht, las ihn und war ebenso fassungslos. Thomas tat ihm so leid, er wusste genau wie sehr Thomas seine Mädels liebte. Thomas war in der Vergangenheit nicht der beste Vater, das Fliegen hatte bei ihm meistens Priorität, doch er hatte sich geändert und dieser Gerichtsbeschluss ging einfach zu weit, dachte sich Michael. "Wir kriegen das wieder hin Thomas." nuschelte Michael vor sich hin. Er machte sich einen Kaffee und wartete dann bis Thomas seinen Rausch ausgeschlafen hatte. Kurz nach dem Mittag kam Thomas dann aus dem Bett gekrochen. "Michael?" fragte er ungläubig als er seinen besten Freund in der Küche sitzen sah. "Guten Morgen. Bist du wieder nüchtern?" fragte Michael grinsend. "Hä? Was machst du denn hier und warum...au." fragte Thomas verwirrt und griff sich an den Kopf. Er hatte ziemliche Kopfschmerzen und einen ordentlichen Kater. Michael reichte ihm ein Glas Wasser und eine Kopfschmerztablette. Thomas nahm dies dankend an. Dann erzählte ihm Michael was alles passiert war. "Gott wie peinlich." schämte sich Thomas. Michael musste grinsen, doch in diesem Moment stand Thomas hastig auf und rannte zur Toilette. Er musste sich übergeben. Als er wieder rauskam führte Michael ihn sofort wieder ins Bett. "Michael, ich...ich muss zu Biggi." sagte Thomas und wollte wieder aufstehen. Doch Michael drückte ihn sofort wieder ins Bett. "So gehst du heute sicher nicht zu Biggi. Vielleicht am späten Nachmittag mit mir, aber jetzt schläfst du erst noch deinen Rausch aus." befahl Michael. Thomas nickte widerwillig und schlief auch gleich wieder ein. Michael machte es sich derweil auf dem Sofa bequem.

VersteckspielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt