Kapitel 3

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Am Morgen wurde Thomas durch seinen Wecker geweckt. Genervt schaltete er ihn aus und ging ins Bad. Danach zog er sich sofort an und fuhr zur Basis. "Morgen Thomas." begrüßten ihn Michael und Peter im Chor. Doch mehr als ein müdes Lächeln hatte Thomas nicht als Antwort. Er ging in den Umkleideraum und zog sich seinen Overall an. Dann setzte er sich wortlos zu Michael und Peter an den Tisch. "Alles okay?" fragte Peter. "Nichts ist okay." antwortete Thomas und verschränkte die Arme. "Was ist denn los?" fragte Michael besorgt. "Vera erpresst mich. Entweder ich nehme sie zurück, oder ich darf meine Mädels nicht mehr sehen." antwortete er emotionslos und starrte aus dem Fenster. Michael und Peter blieb ihr Brötchen, was sie gerade aßen, fast im Hals stecken. "Bitte was?" fragte Michael ungläubig. "Ja, so wie ichs grade gesagt habe." motzte Thomas. "Is die bescheuert?" fragte nun Peter. "Krank triffts eher." antwortete Thomas und stand auf. "Ja und was willst du jetzt machen?" fragte Peter weiter. "Mensch Peter, was weiß ich. Ich geh nach der Schicht erstmal zum Anwalt." antwortete Thomas und sah zum Fenster hinaus. "Glaubst du, du hast ne Chance?" fragte Michael. Thomas zuckte nur mit den Schultern und verließ den AR. "Die Alte spinnt doch, erst verlässt sie ihn und dann will sie ihn wieder." regte sich Peter auf. "Ja so ist sie. Hauptsache sie bekommt was sie will. So war sie schon immer." antwortete Michael. "Armer Thomas." sagte Peter. Michael nickte. Thomas saß inzwischen im neuen Heli und starrte in die Luft. Er dachte ernsthaft darüber nach auf Vera's Bedingung einzugehen. Was hätte er für eine Chance vor Gericht? Den Besuch beim Anwalt könnte er sich auch sparen, aber er wollte es wenigstens versuchen. Dann dachte er an Biggi, an seine Biggi, die im Krankenhaus lag. Wie gerne würde er ihr sagen was er für sie empfindet, doch das konnte er nicht, er würde die Freundschaft zerstören und in der jetzigen Situation hätten sie sowieso keine Beziehung aufbauen können. Dann plötzlich wurde er vom Einsatzalarm aus den Gedanken gerissen. Er setzte seinen Helm auf und startete die Rotoren. Als Peter und Michael im Heli waren hob er ab und flog Richtung Einsatzort. Der Einsatz verlief normal und ohne besondere Vorkommnisse. Nach 1 Stunde waren sie wieder auf der Basis. Die restliche Schicht verlief ruhig und so hatten sie schließlich Dienstschluss. Thomas zog sich sofort um und fuhr zu seinem Anwalt. Dort angekommen musste er auch nicht lange warten bis er aufgerufen wurde. "Nun Herr Wächter, wie sie es schon sagen, die besten Chancen haben sie nicht. Hat denn ihre Exfrau vielleicht eine schlechte Vergangenheit, trinkt sie oder ist sie Mitglied in irgendeiner Sekte?" fragte der Anwalt Thomas. "Wozu soll das gut sein?" fragte Thomas verwirrt. "Sehen Sie Herr Wächter, ihre Exfrau ist wieder verheiratet, Hausfrau, wohnt in einem Reihenhaus, relativ vermögend. Vor Gericht hat sie damit die besten Chancen." antwortete der Anwalt. "Und deswegen wollen Sie das ich ihr jetzt irgendetwas anhänge oder was?" fragte Thomas aufgebracht. "Wenn sie eine Chance haben wollen, ja." antwortete der Anwalt. "Tz, vergessen Sie's. Auch wenn ich Probleme mit Vera habe, aber anhängen tu ich ihr nichts. Sie ist immerhin die Mutter meiner Kinder." sagte Thomas. "Die Ihnen Ihre Kinder wegnehmen will. Das sollten Sie nicht vergessen." brachte der Anwalt ein. Thomas wischte sich die Hände durchs Gesicht. "Nein, das...das mach ich nicht." sagte er dann. "Dann Herr Wächter, sieht es sehr schlecht aus." antwortete der Anwalt. Thomas nickte und verabschiedete sich. Er ging nach draußen und ließ erstmal einen lauten Schrei los. "Scheißeeee!" schrie er und hämmerte mit seiner Faust auf das Dach seines Auto's. Er setzte sich ins Auto und fuhr in Richtung nach Hause. Biggi, die am Vormittag wieder Besuch von Gabi und Ralf hatte, wartete schon die ganze Zeit auf Thomas. Es war bald 17 Uhr und die Besuchszeit fast vorbei. Je später es wurde, desto trauriger wurde sie. "Er hat's versprochen." schluchzte sie vor sich hin. Just in diesem Moment dachte Thomas an Biggi. "Scheiße, Biggi." fluchte er. Er legte eine Vollbremsung hin und fuhr mit Höchstgeschwindigkeit in Richtung Krankenhaus. Biggi musste inzwischen etwas weinen, denn sie hatte sich so auf Thomas gefreut, andererseits machte sie sich auch Sorgen, denn das war nicht seine Art einfach nicht aufzutauchen und nicht mal bescheid zu sagen. Kurz nachdem sie den Gedanken zu Ende gedacht hatte, krachte ihre Zimmertür auf und Thomas stürmte herein. "Biggi, hey, tut mir Leid, tut mir Leid, tut mir Leid." entschuldigte er sich hastig bei Biggi. Biggi musste lachen, erstens weil es so lustig war und zweitens weil sie überglücklich war, dass Thomas endlich da war. "Hey Thomas, ist doch kein Problem." lächelte sie ihn an. "Doch man, ich hätte bescheid sagen müssen, dass ich später komme. Wartest du schon lange?" fragte er schuldbewusst. Biggi schüttelte den Kopf, obwohl sie es tat. "Wie geht's dir denn?" fragte er nun. "Jetzt besser." sagte sie und lächelte Thomas an. Thomas lächelte ebenfalls. "Und dir?" fragte Biggi jetzt, da sie ihm ansah, dass irgendwas nicht stimmte. Thomas erzählte ihr die ganze Geschichte mit Vera. Biggi war außer sich, denn sie fand das einfach nur abartig von Vera und andererseits könnte sie es natürlich nicht ertragen Thomas mit einer anderen Frau zu sehen. "Thomas, du...du darfst dich auf keinen Fall darauf einlassen." stotterte Biggi perplex. "Ich weiß, aber was soll ich denn machen? Ich meine selbst der Anwalt sagt ich hab sonst keine Chance." antwortete Thomas verzweifelt. "Ja, aber Thomas das...du machst dich doch unglücklich. Du...du kannst doch nicht mit einer Frau leben die du nicht liebst und die dich dazu zwingt." sagte Biggi aufgeregt. "Ich weiß doch." antwortete Thomas den Tränen nahe. "O...Oder liebst du sie noch?" fragte Biggi jetzt nervös. Thomas sah sie entsetzt an. "Nein! Um Gottes Willen. Die Frau ist für mich gestorben, das einzige was ich für sie empfinde ist Verachtung." antwortete Thomas bestimmt. Biggi fielen tausende Brocken vom Herzen. "Aber leider ist sie die Mutter meiner Kinder." fügte er hinzu. "Trotzdem! Es muss eine andere Lösung geben." antwortete Biggi. "Biggi? Welche denn? Soll ich die Mädels entführen und dann irgendwo im Niemandsland mit ihnen untertauchen?" fragte Thomas. Biggi fing an zu grinsen. Auch Thomas musste jetzt grinsen. "Du Blödmann. Natürlich nicht." kicherte Biggi. "Dann sag mir die Lösung." antwortete Thomas immer noch grinsend, wohlwissend dass Biggi keine Lösung haben konnte. "Thomas, ich weiß es auch noch nicht, aber uns fällt schon was ein, okay!?" antwortete Biggi und nahm Thomas' Hand. "Uns?" fragte Thomas verdutzt. "Ja, uns. Ich lass dich in der Situation sicher nicht alleine." antwortete Biggi und drückte seine Hand. Thomas lächelte. "Danke!" sagte er und gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. Biggi hätte ihn jetzt am liebsten zu sich herunter gezogen und geküsst. "Thomas, ich...ich muss..." begann sie, doch sie wurden von der Schwester gestört. "Die Besuchszeit ist vorbei. Ich muss sie leider bitten zu gehen." sagte diese an Thomas gewandt. Biggi und Thomas verdrehten die Augen. "Ich bin sofort weg." sagte Thomas zur Schwester, die daraufhin nickend den Raum verließ. "Was wolltest du sagen?" fragte Thomas nun Biggi. "Ich äh...nichts, ich habs schon wieder vergessen." redete sich Biggi raus. Thomas lächelte. "Na gut, vielleicht fällts dir bis morgen wieder ein." grinste er. "Ja, mal sehen." antwortete Biggi. "Naja dann geh ich mal. Morgen komme ich direkt nach der Schicht ja und entschuldige nochmal für heute." begann sich Thomas zu verabschieden. "Hör auf dich zu entschuldigen. Ich freu mich, wenn du morgen wieder kommst, egal wann." lächelte Biggi. "Und Thomas, bitte hör auf darüber nachzudenken ob du auf Vera's Bedingung eingehst. Das würden deine Mädels auch nicht wollen, die würden doch sofort merken, dass du nicht freiwillig da bist." redete Biggi noch einmal auf Thomas ein. Thomas nickte. "Versprochen. Und jetzt schlaf schön Süße. Bis Morgen." sagte Thomas und küsste Biggi abermals auf die Stirn. "Bis Morgen." antwortete sie und lächelte ihn an. Thomas verließ mit einem letzten Lächeln das Zimmer und fuhr nun nach Hause.

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