Caius hatte mir über die nächsten Tage Zugang zu vielen Aufzeichnungen über Wächter gegeben. Je mehr ich las, desto klarer wurde mir, wie wenig ich wusste. Viele Wächter hatten erstaunliche und mächtige Gaben aufgezeigt. Das beherrschen der Natur, so wie ich es mit dem Eis getan hatte, war nur eine von wenigen Gaben, die jedoch mit dem Dasein als Wächter zwingend einherging. Ich spürte wie die Volturi mich mehr und mehr einbanden. Sie gaben mir das Gefühl Teil eines Großen Ganzen zu sein. Ein wichtiger und wertgeschätzter Teil. Ich genoss das Gefühl mehr über mich zu lernen. Sie gaben mir auch viele Freiheiten und ließen mich die Stadt erkunden. Zwar wurde ich immer von einer Wache begleitet, aber dennoch. In mir nagte jedoch das Gefühl, dass sie ein Ziel verfolgten. Warum sollten sie mir all dies ermöglichen, ohne einen Zweck? Aus reiner Herzensgüte wird es nicht sein, soweit konnte ich Caius und Aro einschätzen.
Als ich an diesem Abend im Studierzimmer des alten Gemäuers saß spürte ich, wie jemand den Raum betrat. Caius kam auf mich zu und versuchte sich an einem lächeln, was jedoch nur einschüchternd wirkte. "Kommst du in deinen Studien voran?" Fragte er. Ich nickte. "Ja manche Aufzeichnungen sind sehr detailliert." Er setzte sich mir gegenüber. "Viele der Wächter schlugen sich früher auf unsere Seite." Begann er leise, woraufhin ich mich in meinem Stuhl zurücklehnt und ihm lauschte. "Wir Vampire regulieren unsere Existenz. Die Werwölfe hingegen wuchern nahezu exponentiell." Sagte er langsam, als würde ich ihm sonst nicht folgen können. Ich nickte und ahnte, worauf er hinaus wollte. "Die Wölfe waren schon immer unsere natürlichen Feinde. Unsere bloße Existenz reicht ihnen aus, um uns zu töten." Versuchte er mir klarzumachen. 'Na klar. Die armen schwachen Vampire' dachte ich, hielt mein Gesicht jedoch neutral. "Caius, was genau, wollt ihr erreichen?" Fragte ich ihn direkt, was ihn zum Schmunzeln brachte. "Das mag ich an dir. Keine höflichen Floskeln. Direkt auf den Punkt." Sagte er und seine Augen wurden etwas dunkler als er sich vorlehnte. "Durch die Verbindung zur Natur können Wächter Personen exzellent aufspüren. Eine äußerst nützliche Gabe, besonders, da sich einige Vampire vor uns verstecken. Sie brechen die Gesetze, aber wollen nicht von uns erwischt werden. Zudem sind Wächter ein hervorragendes Schutzschild gegen Wölfe. Mit anderen Worten, ich denke du kannst noch äußerst nützlich für uns sein. Deshalb schmieden wir eine Verbindung zu dir. Du bist nicht dumm. Ich weiß, dass es dir aufgefallen ist. Wir geben dir all diese Informationen nicht ohne Grund. Eines Tages wirst du unseren Gefallen erwidern können und darauf setze ich." Ich nickte. "Das habe ich mir gedacht." Caius lehnt sich zurück und beobachtet mich. "Wusstest du, dass Wächter sehr alt werden?" Fragte er nach einer Zeit. Ich sah ihn überrascht an. "Wir haben quasi die Ewigkeit, um diesen Gefallen einzufordern." Ergänzte er. Dann stand er schmunzelnd auf. "Ich wünsche dir eine angenehme Nacht Nina."
Nach einem Monat hatte ich so viele Informationen gesammelt, dass mein Kopf fast überquoll. Ich spürte, dass mir die Verbindung zur Natur fehlte. Von Tag zu Tag wurde ich unruhiger. Adrian, der mich noch immer häufig in die Stadt begleitete, spürte meine Unruhe. Als ich an diesem Vormittag in die Halle kam erstarrte ich. Aro hatte mich rufen lassen. "Ahh unsere wunderschöne Wächterin." Begrüßte mich Aro und wank mich zu sich. Erst dann setzten sich meine Beine in Bewegung. "Edward?" Fragte ich irritiert und kam neben Aro zu stehen. Er musterte mich aus müden Augen und nickte. Irritiert sah ich zu Aro. "Edward möchte sterben." Sagte Aro leise und sah aufmerksam zu mir. "Was? Warum?" Edward erwiderte meinen Blick. "Bella ist tot." Ich erstarrte erneut. 'Wie? Wann?' Schrie ich ihn in Gedanken an. Doch er schüttelte nur den Kopf. "Das spielt keine Rolle mehr." Sagte er ernüchtert. 'Wieso willst du sterben? Was ist mit deiner Familie?' Dachte ich weiter. Aro sah mich fasziniert an. "Sieh an. Edward kann die Gedanken einer Wächterin lesen. Was für eine außergewöhnliche Gegebenheit. Wie du siehst Edward. Du bist zu wertvoll, um zu sterben. Kannst du nicht in Erwägung ziehen, dich uns anzuschließen?" Edward sah genervt aus. "Ihr wisst es wird sowieso geschehen." Antwortete er. "Nicht.ohne.Grund." Erwiderte Caius verbissen und schenkte mir kurz einen Blick. Ich erwiderte seinen Blick. Doch ich sah keine Hoffnung darin. Er würde Edward töten, das wusste ich. "Edward bitte!" Sagte ich und berührte ihn unbedacht. Meine Energie durchflutete ihn explosionsartig und ließ ihn zusammenzucken, ich wusste dass er Bilder von seiner Familie sah. Dann riss er sich los. Er rang nach Luft. Aro klatschte fasziniert in die Hände. "So ein schlaues Kind! Du hast schon so viel gelernt." Sagte er und sah zu Caius, der das erste Mal ebenso interessiert aussah. Edwards Blick richtete sich nur auf mich. "Er liebt dich noch immer. Es war mein Fehler. Wir hätten nie fortgehen sollen. Geh zu ihm zurück." Er sagte das letzte so eindringlich, das meine Stirn sich kräuselte. Dann drehte er sich um und verließ den Saal. "Was hat er vor?" Fragte ich in die Stille. Aro sah mich mit Bedauern an. "Er wird wohl einen Regelverstoß begehen, der nur auf eine Weise geahndet werden kann." Sagte er und berührte meinen Arm. "Mit dem Tod." Ergänzte Jane. Ich warf ihr einen Blick zu. Ich konnte sie nicht leiden und sie mich nicht. "Jane, genug!" Sagte Caius ungewohnt erzürnt. Sie senkte leicht den Kopf. "Ich werde mit ihm reden." Sagte ich schnell und wollte Edward folgen. "Bleib hier." Sagte Adrian und griff nach meinem Arm. "Du darfst dich nicht einmischen." "Lass mich los." Adrian reagierte nicht. "Jane, hole ihn her." Sagte Aro leise und ich sah, wie Jane verschwand. Adrian ließ mich noch immer nicht los. Nach zehn Minuten, die sich wie Ewigkeiten angefühlt hatten hörte ich wieder Schritte. Viele Schritte. Caius nickte Adrian zu, der mich weiter von der Tür wegzog und seinen Arm nun um meine Hüfte legte. Ich kam nicht von ihm weg. Jane betrat den Raum. Ihr folgten Edward und zu meiner Überraschung Alice und Bella! Adrians Griff verstärkte sich, als Alice Augen sich auf mich richteten. Ich sah, wie Aro Edwards Gedanken über eine Berührung las. Dann versuchte er Bellas Vergangenheit zu sehen. Doch er erstarrte. "Interessant. Ich sehe ... nichts. Wie bei unser kleinen Wächterin." Er grinste mich an. Ich wollte einen Schritt nach vorne gehen, doch Adrian hielt mich erneut auf und schüttelte den Kopf. Dann testete Aro Janes Fähigkeiten an Bella. Alles geschah plötzlich Edward wollte Bella schützen und stellte sich Jane in den Weg. Er krümmte sich vor Schmerzen und sackte zusammen. Noch nie hatte ich den sonst so ruhigen Edward so erlebt. Bella schrie und flehte, dass Jane aufhören sollte. Ich sah wie Demetri Alice festhielt, als sie Edward zur Hilfe kommen wollte. Adrians Griff war wie aus Stein, ich entkam ihm nicht. Kurz sah Alice zu mir, in ihrem Blick lag Bedauern. Janes Kraft zeigte keine Wirkung auf Bella, was Aro vergnügt klatschen ließ. Dann aber beendete Caius die Scharade. "Du weißt bereits, was du tun wirst. Sie weiß zu viel." Aro nickte. "Das stimmt. Wenn du wenigstens vorhättest, sie zu verwandeln." Sagte er augenscheinlich betrübt und sah zu Edward, der von Felix festgehalten wurde. Dann geschah plötzlich vieles auf einmal. Edward wehrte sich gegen Felix Griff, während Demetri auf Bella zustürmte. Alice wehrte Demetri ab und kam Edward zur Hilfe. Im nächsten Moment waren Felix und Demetri im Begriff Edward zu zerreißen. Bella schrie. Ich hatte sie nie so gesehen. "Bitte bitte, nicht! Nehmt mich, nicht Edward. Tötet mich." Aro bedeutete den Wachen einzuhalten und ging auf Bella zu. Plötzlich hob Alice ihre Hand. "Ich werde Sie verwandeln. Ich habe es gesehen!" Aro ging begeistert auf sie zu und griff nach ihrer Hand. "Faszinierend. Zu sehen was du gesehen hast. Bevor es passiert ist..." Sagte er leise und blickte Alice dann fest in die Augen. Aro drehte sich zu Caius und Marcus. "Bella wird eine von uns sein. Wie vergnüglich." Aros Blick wanderte zu mir. Adrian schob mich sanft in Richtung Aro, wich aber nicht von meiner Seite. "Liebes, ich habe eine Aufgabe für dich. Du bist jetzt schon sehr lange hier und hast dir viel Wissen angeeignet. Aber ich denke Volterra bietet dir nicht den richtigen Rahmen, um deine Fähigkeiten zu trainieren." Aros Blick ging kurz zu Adrian, dann wieder zu mir. "Du kennst dich in Forks gut aus und bist mit den Cullens bekannt, ich möchte, dass du darauf achtest, dass unsere kleine Vereinbarung mit Bella und Edward eingehalten wird. Kannst du das für mich tun?" Fragte er. Ich sah Alice flehenden Blick, aber wusste ihn nicht Recht zu deuten. Caius stand auf. "Bist du dir sicher, dass..." Setzte er an, doch wurde von Aros Blick unterbrochen. Missmutig setzte er sich wieder hin. "Natürlich." Sagte ich leise und blickte kurz zu Caius, der mich intensiv beobachtete. "Adrian wird dich begleiten." Sagte Caius fest und sah Aro dann herausfordernd an. Dem schien dies zwar nicht zu gefallen, dennoch war er einverstanden. "Geht nun, meine Freunde." Entließ Aro Bella, Edward und Alice. Caius sah Adrian fest an. "Gib gut auf sie acht." Adrian nickte und legte eine Hand auf meine Hüfte, dann schob er mich hinter Edward, Bella und Alice her. Ich sah wie beide Vampire Bella festhielten, damit sie sich nicht nach den Kindern umdrehte, die nun Mahlzeit der Volturi werden würden. Ich hatte einige Gruppen gesehen, die von Heidi hineingeführt wurden. Es kam stets nur Heidi wieder hinaus.
Während des Fluges hatte mir Alice erzählt, was in meiner Abwesenheit geschehen war. Ich nickte nur, fühlte aber dennoch eine innere Distanz zu ihr und insbesondere zu Edward. "Es tut mir Leid." Sagte Edward irgendwann und setzte sich neben mich. "Ich habe mit meiner überstürzten Entscheidung so viel kaputt gemacht, ich.." "Es ändert sich nichts mehr für mich Edward. Ihr seid Vergangenheit. Ich bin froh, dass es Bella gut geht. Und jetzt lass mich schlafen, ich bin müde." Edward sah überrascht aus und wollte erneut etwas sagen, er schwieg jedoch als er sah, wie Adrian mich zu sich zog und ich mich gegen ihn lehnte. Er war mittlerweile mein engster Vertrauter und immer für mich da. Ich hatte mich an ihn und seinen Schutz gewohnt. Ich schloss meine Augen und versuchte die Geschehnisse zu verarbeiten. Ich wusste, dass Edward meine Gedanken las, weshalb ich an all die schmerzhaften Momente der Einsamkeit dachte. An den Schmerz, als ich spürte, dass sich außer Jasper keiner von mir verabschiedet hatte. Ich ging die Momente durch, in denen es mir egal wurde, ob Victoria mich tötete. Ich zeigte ihm die Erinnerungen an Bella, wie sie allein in der Mensa saß. Abgemagert, mit wenig Schlaf. Unglücklich und mit abwesenden Blick. Ich wollte, dass er all das sah, was er in Bellas Gedanken nicht lesen konnte.
Adrian hatte mich nachhause begleitet und schrieb mir seine Handynummer auf ein Blatt. "Ich werde dich nicht tattäglich stalken, aber ich bin immer in deiner Nähe, wenn etwas ist." Sagte er, was Drohung und Versprechen in einem war. Ich nickte und hing die Nummer an meine Pinnwand. "Adrian?" Er drehte sich um und kam zu mir. "Was soll ich denn jetzt machen? Also hier in Forks." Er zuckte mit den Schultern und grinste endlich wieder einmal. "Wolltest du nicht deinen Schulabschluss machen?" Ich nickte. "Aber alles hat sich verändert." "Leb dein Leben erstmal normal weiter. Die Volturi laufen nicht weg. Sie waren eine Ewigkeit vor dir da und werden noch nach dir da sein. Geh zur Schule, fahr rennen. Genieß dein Leben. Du hast es verdient." Ich sah ihn überrascht an. "Ich wusste nicht, dass du so nett sein kannst." Er verdrehte die Augen. "Gute Nacht." Sagte er lediglich schmunzelnd, dann war er verschwunden.
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Die Deutsche in Forks (Twilight, Jasper Ff)
FanfictionDie 18 jährige Nina Balvert zieht aus ihrem geliebten Norddeutschland ins ebenso regnerische Forks. Sie hofft auf einen Neuanfang und besucht daher auch die Forks Highschool um einen in Amerika anerkannten Highschool - Abschluss zu erwerben. Doch do...