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Durch ein rütteln an den Schultern wurde ich heute ein zweites Mal geweckt. ,,Ally, wir fahren.", hörte ich Louisa sagen. Da ich auf dem Bauch gelegen hatte, drehte ich mich nun auf den Rücken, nur um mich Sekunden später fluchend wieder aufzusetzen. Ich hatte mir einen ordentlichen Sonnenbrand zugelegt! Mein armer Rücken, erst klatschte ich mit voller Wucht aufs' Wasser und jetzt hatte ich noch einen Sonnenbrand. Meine Haare hingen mir chaotisch ins Gesicht und ich band mir die versalzenen Haare zu einem einigermaßen ordentlichen Dutt.

Schnell stand ich auf und stopfte mein Handy und Handtuch in meine Tasche. Dann schlüpfte ich noch in meine Schuhe und begab mich in Richtung Auto, wo schon alle auf mich warteten.

,,Ally, Laurie fährt mit uns, also musst du auf den Schoß von Jack, weil Louisa schon auf Matts' sitzt.", sprach Jayden zu mir, wie wenn nichts passiert wäre.

Mit einem genervten Blick nickte ich. Eigentlich mochte ich es überhaupt nicht, auf irgendwelchen Schößen zu sitzen. Ich hatte immer das Gefühl, zu schwer zu sein, was teilweise auch stimmte. Ich meine ich war nicht dünn, aber auch nicht dick. Normal eben. Aber nun "erlöste" mich Laurie von meinen Komplexen.

,,Ich kann ja bei Jack sitzen! Ich meine, wir wollen ja nicht das er unter deinem Gewicht zusammenbricht, nicht wahr?" Mit einem zuckersüßen Lächeln betrachtete sie mich und lachte, wie wenn sie den besten Spruch des Jahrtausend herausgebracht hätte.

,,Meinetwegen.", meinte ich nur augenverdrehend. Ihre Worte gingen bei mir in das eine Ohr rein und bei dem anderen wieder raus.

,,Gut, dann wäre das ja geklärt.", meinte Jayden zögernd.

Ungläubig sah ich zu ihm. Normalerweise verteidigte er mich immer, egal ob es mich verletzt hatte oder nicht. Was war los mit ihm? Warum ließ er sich so von ihr beeinflussen? Auch die anderen sagten dazu nichts. Immernoch nachdenklich setzte ich mich auf die Rückbank in die Mitte und ignorierte die mitfühlenden Blicke von Louisa. Mitleid brauchte ich jetzt definitiv nicht. Die Fahrt zog sich noch mehr in die Länge als davor, vielleicht auch weil dieses Weib einfach nicht aufhörte zu reden und weil ich meine Tasche mit meinem Handy im Kofferraum vergessen hatte. Also musste ich gefühlte zehn Stunden das Geflirte und Geplapperte dieser Tussi mir anhören. Matt versuchte die ganze Zeit mit Louisa zu reden, doch sie gab nur kurze Antworten und blockte ab.

,,Geschieht ihm Recht", dachte ich.

Endlich kamen wir an und ich konnte es kaum erwarten aus diesem Auto zu kommen. Louisa verabschiedete sich nur von mir, denn die anderen waren viel zu beschäftigt, was sie mit einem traurigem Blick quittierte. Später würde sie bei mir übernachten, doch vorher musste sie auf ihren kleinen Bruder aufpassen und ihre Tasche packen, was von der Entfernung unserer Häuser kein Problem war. Wir wohnten nur zwei Straßen auseinander und daher hatte sie es nicht weit.

Plötzlich ertönte ein greller Schrei, was nur vermuten ließ, dass Laurie unseren Hund entdeckt hatte. Meine Laune schoss in die Höhe und mit einem teuflischen Grinsen auf meinem Gesicht betrat ich unsere Haus.

,,Oh Gott, was ist das für ein fettes Vieh? Der beißt doch hoffentlich nicht!", rief sie.

,,Naja, beißen tut er nicht. Aber ich würde vorsichtig sein: Er hat Flöhe und gestern noch Durchfall. Jetzt wo ich es sage, riecht ihr das aus...", log ich unschuldig.

Und dann passierte etwas, was ich niemals erwartet hätte : Niemand lachte. Niemand schmunzelte. Niemand gab mir heimlich ein High-five. Niemand hielt mir seine Hand zu Ghettofaust hin. Naja, außer Max, der konnte sich sein Grinsen nicht verkneifen. Kopfschüttelnd betrachtete ich die ernsten Gesichter und drehte mich zum Gehen. Was war nur los mit ihnen? Verstanden sie denn nicht mehr meine Späße? Ich schmiss mich auf mein Bett und dachte nach. Was hatte sie dazu veranlagt, so zu sein? Es konnte unmöglich dieses Mädchen sein. Sie verstellten sich nie, einfach nie für irgendwelche Personen. Nie. Da bemerkte ich, dass ich meine Tasche im Auto vergessen hatte und lief gemütlich die Treppen runter. Ganz ehrlich, ich wolte garnicht hören über was oder über wen sie da sprachen, daher verschloss ich meine Gehörgänge. Ich schnappte mir den auf dem Tisch liegendem Autoschlüssel und lief zum Auto, wo ich meine Tasche herausnahm.

,,Jungs, ich muss jetzt leider gehen. Aber man sieht sich wieder, ihr habt ja meine Nummer!", hörte ich Laurie rufen und dann noch das künstliche Schmatzen von diesen Küsschen rechts-, Küsschen links-Zeug.

Ich ignorierte die vorbeilaufende Laurie und schritt in Richtung Haus. Dort angekommen ließ ich meine Tasche mit einem lautem Knall fallen.

,,Was ist nur los mit euch? Wieso seid ihr so anders?", fragte ich.

,,Mensch Ally, reagier doch nicht über! Wir wollten eben nicht so uncool darstehen.", sprach Matt die unlogischen Worte aus. Max stand nur daneben und tippte wieder auf seinem Handy herum. Warscheinlich spielte er wieder Candy Crush, aber das machte mir nichts aus denn er musste sich nicht angesprochen fühlen.

,,Ach, ist es etwa uncool eine gute Freundin zu verteidigen wenn sie indirekt fett genannt wird? Und warscheinlich muss man auch seine Schwester als unwichtig darstehen lassen, um halt cool zu wirken. Oh, und nicht zu vergessen seinen Humor vergessen! Wer hat euch ins Gehirn geschissen, hm?", fragte ich mit bebender Stimme.

Jack verdrehte die Augen. ,,Ganz ehrlich,du übertreibst mal wieder! Vorallem kannst du dich selbst verteidigen."

Fassungslos starrte ich Jack und die anderen an. ,,Ja, du hast Recht, ich kann mich selbst verteidigen. Trotzdem, ich finde es scheiße von euch, dass ihr mich wie eine Vollidiotin behandelt habt. Wie wenn ich garnicht zu euren Freunden gehören würde und ihr mich nur mitgenommen habt, weil ich eben "nur" seine Schwester bin. Aber hey, scheißt ruhig auch mich, ich komm auch ohne euch klar!", rief ich nun laut.

Ich schnappte meine Tasche vom Boden und stampfte wütend die Treppen hinauf. So eine verkackte Kinderkacke! Ich stellte mich erstmal unter die kalte Dusche um wieder etwas Fassung zu gewinnen. Je länger ich über diesen Streit nachdachte, desto unnötiger kam er mir vor. Ich meine eben, da war es keineswegs unnötig und es kam mir wie die wichtigste Disskusion vor, und jetzt? Meine Güte, ich hatte wirklich überreagiert, oder?

not a typical girlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt