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Ich saß immernoch fassungslos auf meinem Bett und dachte über das vorhin nach. Ich erblickte Lukes Jacke, die er wohl vergessen hatte und beschloss kurzfristig, diese Gelegenheit zu nutzen um sie ihm zu geben und gleichzeitig den kleinen Streit zu. Ich schlüpfte schnell in meine Jacke und in meine Schuhe und lief die Treppen runter. ,,Mum, ich gehe schnell Luke seine Jacke wiederbringen!" Mit diesen Worten schritt ich aus der Haustür und begab mich auf den Weg zu Luke's Haus. Es regnete stark und ich schlug mir innerlich auf die Stirn, dass ich mir nicht meine Regenjacke angezogen hatte oder wenigstens einen Schirm mitgenommen hatte. Ich schloss den Reisverschluss meiner Kapuzen-Weste zu und setzte mir die Kapuze auf.

Nachdem ich durchgefroren und nass bei Luke's Villa (die seiner Eltern natürlich) angekommen war, klingelte ich. Brenda, die Haushälterin öffnete mir die Tür. Besonders gut leiden konnte ich sie noch noch nie, sie hatte immer so einen bösen Blick drauf. Aber hey, bei den Vorgesetzten... Ich wollte gerade fragen, wo Luke war, aber da zeigte sie schon auf die Treppe. ,,Er ist oben". Ich nickte dankend und schlüpfte aus meinen Schuhen. Die Jacke behielt ich an. Mit schnellen Schritten und Luke's Jacke lief ich die Treppe hoch und kam an Luke's Zimmer. Ohne zu klopfen öffnete ich seine Zimmertür und bereute es sofort.

Auf seinem Bett lag er und ein Mädchen halbnackt. Ich erstarrte. Ich kannte dieses Mädchen. Ich kannte diese roten Haare. Und dann drehte sie sich um. Es war Maxi, meine Freundin, halbnackt im Bett mit meinem Freund und sie starrte mich, wie Luke selbst, schockiert an. ,,Das passiert jetzt nicht wirklich, oder?", sagte ich mehr zu mir selbst und starrte die beiden an. ,,Ally...", sagte Maxi nur doch ich stoppte sie. ,,Wie lang?" Meine Stimme war nur ein einziger Hauch und Luke räusperte sich. ,,So um die vier Monate." Das war der Zeitpunkt, in dem eine kleine Welt in mir zusammenbrach. ,,Vier..?", brachte ich nur hervor und sah ihn verletzend an. ,,Ihr seid das Allerletze. Es ist aus, mit unserer Freundschaft und mit unserer Beziehung." Mehr konnte ich nicht herausbringen, ich musste hier raus. Ich schmiss ihm die Jacke ins Gesicht und stolperte das Haus hinaus.

Der Regen war stärker geworden, und ich platzte fast vor Wut und Enttäuschung. Was wäre gewesen, wenn er seine Jacke nicht vergessen hätte und ich mich nicht dazu entschlossen hätte, sie ihm zu bringen? Wie lange hätte er mich dann noch betrogen, ohne dass ich etwas bemerkt hätte? Ich fühlte mich so betrogen, verletzt und dumm. Wie konnte ich es denn nicht merken? Jetzt, wo ich darüber nachdachte, war es so offensichtlich gewesen. Ständig hangen die beiden miteinander ab, berührten sich und sahen sich verliebt an. Und ich hatte es damals nur für eine harmlose Freundschaft gehalten. Aber wie sagt man so schön: Liebe macht blind.

Endlich Zuhause angekommen, schloss ich schlotternd die Tür auf und schritt in das Haus. Schnell zog ich meine Schuhe aus und legte meine Jacke auf die Heizung zum Trocknen. Mit schnellen Schritten, damit mich niemand sah, lief ich hoch zum Dachboden, wo Jaydens Boxsack hing. Ich schnappte mir seine Boxhandschuhe und schlug auf ihn ein. ,,Du mieser Drecksack! Du verdammtes Arschloch!", rief ich laut und fluchte ich weiter. Ich ließ meine ganze Wut und Trauer an diesem Boxsack aus, aber irgendwie fühlte ich mich kein Stück besser. Erst jetzt bildeten sich Tränen in meinen Augen und fanden ihren Weg auf meine Wangen. Ich hörte auf zu boxen und lehnte mich gegen den Boxsack. Schluchzend stand ich da, mit hängenden Schultern und einem gebrochenen Herzen. Nach ein paar Minuten hörte ich Schritte, und keine Sekunde später öffnete sich die Dachluke und Jayden sah mich an. ,,Was machst du denn?", fragte er sichtlich verwirrt und ich wischte verstohlen die Tränen weg, was eigentlich komplett unnötig war. Auch ohne sie sah man mir an, dass ich geweint hatte. ,,Nichts.", murmelte ich, streifte mir die Boxhandschuhe von den Händen und mein Bruder stand keine drei Sekunden später neben mir. ,,Wieso weinst du denn?" Wieder fingen die Tränen an, meine Wangen runterzulaufen und ich umarmte ihn. Mein Körper bebte unter den Schluchzern und ich brachte nur schwer diese Worte hervor. ,,Luke hat mich mit Maxi betrogen." Ich spürte nur, wie sich Jaydens Körper anspannte, wie wenn er am liebsten aufspringen würde um ihm eigenhändig die Augen auszukratzen. Ich löste mich langsam von ihm und merkte erst dann, dass die ganze Zeit Jack an der Luke stand und alles mitbekommen hatte. Scheiße.

:p

not a typical girlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt