Part 52

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Ohne ein weiteres Wort zu sagen, kommt meine Mutter auf mich zu und schlingt ihre Arme um meinen Hals. Sie drückt mich so nah an sich, das ich aus ihr heraus lesen kann, dass sie mir Unterstützung schenken will. Und sie tut es. Halleluja, sie schafft es.

Einzelne Tränen rollen mir über die Wange und ich bette meinen Kopf auf der Brust von ihr.

Manchmal, da braucht man einfach eine Umarmung von der Mutter. Von dem wichtigsten Menschen in deinem Leben.

Von der Person, die dein ganzes Leben lang schon für dich da gewesen ist.

Ich weiß - manche haben vielleicht keine Mutter, oder gar nicht mal eine Person die dir einfach eine Umarmung schenkt, wenn du sie brauchst - aber - wenn du eine hast, dann halt sie fest.

Halt sie so fest, wie du nur kannst.

Krall dich fest - lass sie nicht los.

Niemals.

"Mum, ich liebe dich.", flüstere ich und sie löst sich von mir.

Sie schaut mich mit aufgerissenen Augen an und kann meine Worte wohl nicht ganz fassen.

"Kann.. Kannst du das noch mal sagen?"

"Mum. Ich. Liebe. Dich."


Warum sie so erstaunt ist und anfängt zu weinen?

Weil ich die Worte das letzte mal gesagt habe, als ich ein klitzekleines Kind war.

"Ich liebe dich auch, Jule. Ich liebe dich so sehr, meine Kleine.", sagt sie und drückt meinen Kopf an sich.

Wir lachen. Lachen weinend.

Sie ist meine Mutter.

Gott - diese wundervolle Frau ist meine Mutter.

Sie hält mich im Arm.

Und wir haben uns gerade gesagt dass wir uns Lieben.


- Zeitsprung -

"Mrs Sparks?" Ich gehe nach der 8 Stunde zu ihr und sie schaut mich an.

Ich schiebe ihr einen Zettel hin, worauf steht dass ich für die nächsten Monate nicht am Unterricht teilnehmen darf.

Sie blickt bemitleidenswert zu mir und nicht dann.

"Gute Besserung.", sagt sie und ich lache still und leise in mich hinein, weil ich weiß das ich nicht wieder Gesund werde. Aber das kann sie ja nicht wissen.

Ich nicke ihr lächelnd zu und gehe dann weg.


Ich gehe zu meinem Schließfach, öffne ihn und nehme so viele Bücher wie nur möglich raus, damit mir im Krankenhaus nicht langweilig wird und ich mit verbessertem Wissen sterben kann.

Gott. Wann bin ich eigentlich so ein Pessimist geworden?

Ich schließe mein Fach und will gerade gehen, als ich am Handgelenk gepackt und an die Schließfächer gedrückt werde.

"Lass das.", zische ich als ich Ben erblicke. Er lässt sofort von mir ab und ich versuche mich an ihm vorbei zu zwängen um zu gehen, doch er hält mich zurück.

"Du hättest mir sagen sollen dass du zum Arzt musst. Was hat er gesagt?"

Ein paar Mitschüler gehen vorbei und ich schaue besorgt zu ihnen.

"Nicht hier. Bitte." Ich ziehe ihn am Arm aus dem Schulgebäude und wir gehen zu unserem Lieblingsort, der hinter ein paar Bäumen liegt und wo ein kleiner Bach fliest.

"Ben ich.." - "Es tut mir leid.", sagt er plötzlich und ich blicke ihm in die Augen. "Ich war ein Vollidiot. Es tut mir so leid.", setzt er dran und ich senke meinen Blick wieder.

"Meine Werte haben sich verschlechtert. Montag bin ich wieder an ein Krankenhausbett gekettet und man wird mit mir Sachen durchführen, von denen ich genau so wenig Ahnung habe wie von der Tatsache, ob das überhaupt hilft."

Ich lache sarkastisch und fahre mit meiner Hand durch meine Haare.

"Ich hab angst. Ich habe so schreckliche angst.", flüstere ich und werde mir erst beim aussprechen des Satzes klar, das mein Temperament dieses Gefühl weggedrängt hat.

Ich habe angst vor dem sterben.

Gott, ich habe schreckliche angst.

"Du brauchst dich nicht fürchten. Du hast deine Mum und mich. Wir sind immer für dich da. Immer." Ich drücke mich an ihn und meine Sorgen verwehen für den Bruchteil einer Sekunde.

"Danke. Danke für alles. Ich weiß garnicht wie ich dir noch danken soll. Du hast mir so viel halt geschenkt. Du bist mir mit durch Dick und Dünn gegangen. Gott. Danke, Ben. Einfach Danke." Ich lächle dieses mal ernst und er gibt mir einen Kuss auf den Kopf.


Sie sagen Liebe vernebelt.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt