Part 59

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Stille.

Nichts als Stille.

Und ich fühle mich schlecht. 

Richtig schlecht.

Ich dachte es wäre ein ganz normaler Satz der aus meinem Mund kommt - aber genau dieser Satz hat irgendwas ausgelöst in mir und nun sitze ich hier und weiß nicht was ich tuen soll, weil jeder kein Wort rausbringt und Kreidebleich ist.

"Ich.. Ich muss kurz frische Luft schnappen.", sage ich. Und das, nicht nur weil mir das unangenehm ist, sondern weil mir tatsächlich schwindelig wird und mein Herz rast. 

"Ich... Ich brauch meine Tabletten. Schnell.", hauche ich zu Caro und muss mich kurz festhalten damit ich nicht umfalle. "Soll ich mitkommen?" - "Nein, schon okay."

Ich nehme ihr die kleine Packung aus der Hand und suche mich durch den Backstage hinter eine Stahltür, wo die Luft sich mir ins Gesicht klatscht. 

Ich hätte das nicht tuen sollen. Es war alles so schön. So eine fantastische Runde, und ich bin die jenige die das zerstört hat.

Ich schlage mir mit der flachen Hand gegen die Stirn und beschwinge meine Lungenflügel. Dann schlucke ich die Tablette runter und gleite an einer Mauer auf den Boden um zu versuchen neue Kraft aufzubauen.

Wieso bin ich nur so blöd? Wieso ziehe ich immer die Aufmerksamkeit auf mich? Das ist armselig.

Ich bin armselig.

Ich hätte lügen sollen. Ich hätte mein Leben verleugnen sollen.

Ich kenne die Leute kaum und dann plaudere ich meine Krankheit aus.

Na klar. Super, Jule. Fantastisch. Applaus bitte.

Du übertriffst dich immer wieder von selbst.

Am besten wäre es wenn du jetzt wieder in diesen scheiß vier weißen Wänden, in dem scheiß weißen Krankenhaus sitzen und aus dem Fenster schauen würdest. Aber nein, stattdessen bist du auf dieses Konzert gegangen und hast Aufmerksamkeit erregt. Und das, weil du unbedingt preisgeben musstest das verdammter Krebs dich auffrisst.

Du bist lächerlich und armselig obendrauf.

Caro's P.O.V.

"Ich.. Ich muss kurz frische Luft schnappen.", sagt sie und kommt zu mir rüber. "Ich... Ich brauche meine Tabletten. Schnell." 

Es scheint so als würde sich leichte Panik in ihren Augen wiederspiegeln. Als würde sie die Worte von eben bereuen und als würde sie einfach weglaufen können.

Aber sie weiß das weglaufen keine Methode ist um Problemen und Dingen, die man gemacht hat auszuweichen. Sie weiß es und deshalb setzt es ihrem Herzen zu. Und nicht nur ihrem Herzen, sondern auch ihrem Kopf. Sie hätte die klappe halten sollen. Sie ärgert sich darüber. Sie denkt, sie hat nur Aufmeksamkeit erringen wollen. 

"Soll ich mitkommen?", frage ich. Einfach nur, weil ich mir Sorgen mache und einfach nur, weil ich denke dass sie mich braucht. Stattdessen antworte sie "Nein, schon okay." Einfach nur, weil sie eine Kämpferin ist und einfach nur, weil sie kurz Zeit für sich alleine braucht um sich armselig zu nennen.

Ich weiß nicht wie ich reagieren soll. Ob ich sie alleine lasse - ob ich Ben rausschicke oder das selber in die Hand nehme führt zu einem Streit zwischen Bauch und Kopf. Es tut mir weh sie so zu sehen. So nicht sie selbst. Die Krankheit hat sie auseinandergenommen. Zerstört, zerschlagen, verprügelt und gekränkt und schwach und nicht meine Jule.

Ein anderer Mensch mit zu vielen kleinen, weißen Körperchen die durch ihr Blut gleiten und dessen Ziel es ist sie komplett einzunehmen.

Und nun kämpft sie schon so viele Jahre lang dagegen an und nun trifft sie ihren alten Besten Freund und nun... Zweifelt sie wieder an sich selbst.

Sie war so stark. So selbstsicher. Der selbstbewussteste Mensch den ich gekannt habe. Und jetzt ist sie anders, weil ihr die Kraft entwichen ist. Die Kraft die sie sich 16 Jahre lang aufgebaut hat, entweicht ihr aus allen einzelnen Poren ihres zierlichen, dünnen, knochigen Körpers. 

Sie tut mir so leid und sie hasst es jemandem Leid zu tun. Ich wünschte so sehr ihr wenigstens die Hälfte ihrer Stärke zurückgeben zu können, aber letzendlich leben wir in keinem Einhornland wo alles Friede Freude Eierkuchen ist. Wir leben in der Realität und manchmal kann die Realität ein größeres Arschloch sein als ein Junge, der sich plötzlich für ein anderes Mädchen interessiert.

Und jetzt sage ich bewusst in den Himmel hinauf - "Realität? Du bist unfair und ich mag dich nicht! Fick dich." - Herziherz. 

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Friendzzzzz!

Ja, blahblah, danke dass ihr so lange wartet, ätsch - das kennen wir ja schon alles!

Frage an euch:
Sexuelle und Gewalttätige Szenen einbauen, Vorwarnen oder es gleich sein lassen?
Hey, solche Beschreibungen gehören dazu. (pedomond)


So, dann wäre ich euch dankbar wenn ihr ein bisschen Feedback da lassen könntet! 

Knutschiknutsch an euch und bis Freitag!

xoxo, Marie 

Sie sagen Liebe vernebelt.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt