Sekunden, Minuten, Stunden, Tage, Wochen, Monate, Jahre später.
Ich sitze hier und beobachte den Regen. Beobachte wie still und leise die Tropfen gegen das Fenster prasseln, vor dem ich nun schon mehrere Tage lang sitze und aus dem ich nun schon mehrere Tage lang schaue.
Ich habe weder etwas gegessen, noch habe ich etwas getrunken.
Ich habe von Anfang an gesagt das weder die Strahlentherapie, noch eine Behandlung mit Interferon oder eine Knochenmarkspende mir in irgendeiner weise helfen würde.
Meine einzige Therapie die wirklich etwas in mir getan hat, war Ben.
Und er ist jetzt weg.
Nach Jahrelanger Freundschaft ist er fort gegangen und fängt mit seiner Musikkarriere an.
Ich habe den Ärzten gesagt dass ich alles abbrechen möchte, weil es für mich keinen Sinn hat. Allerdings bestanden sie nach Jahren immernoch darauf eine Knochenmarkspende für mich einzuleiten - also sitze ich hier und warte darauf, dass sich jemand dazu bereit erklärt zu versuchen mir mein Leben zu retten.
"Jule, jetzt komm schon. Du musst was essen. Bitte. Tu' es für mich." Caro.
Caro ist sofort hergekommen, als ich sie angerufen habe. Und als ich ihr erzählt habe das ich an Blutkrebs erkrankt bin, ist sie wieder zurück gezogen. Sie hat sich sogar gegen ihren eigenen Vater gestellt - einfach weil ich ihr wichtiger bin und sie ganz genau weiß, dass ich niemanden außer ihr, Mum und Ben habe.
Hatte.
Vielleicht ist es besser Nahrung zu mir zu nehmen, obwohl es eher weniger Sinn macht. Ich werde eh sterben, also ist es egal ob es daran liegt das ich verhungert bin, oder eher daran, dass die weißen Blutkörperchen meinen Körper aufgefressen haben.
Wiederwillig lasse ich mich trotzdem von Caro mitziehen. Nur, weil ich sie mal wieder lächeln sehen will.
"Du vermisst ihn, was?", fragt sie als wir im Restaurant beginnen zu essen.
Ich verschlucke mich beinahe, als sie plötzlich mit dem Thema anfängt.
Gott. Jahrelang hat mich nie jemand nach ihm gefragt, und jetzt wird er vom nichts her wieder angesprochen.
"Wie kommst du darauf?", sind die ersten Worte die ich an diesem Tag ausspreche.
Sie verdreht nur die Augen und trinkt einen Schluck Wasser.
"Es ist offensichtlich. Du isst nichts. Du hast nur seine Musik im Hintergrund laufen. Du denkst mehr als je zuvor nach und du denkst, er war deine Therapie. Gewiss' war er das, aber hey, ich bin deine beste Freundin. Wir sind wie Schwestern. Ich weiß wer dir wann fehlt und genau deshalb", sie fischt sich in ihre Tasche, "habe ich uns beiden zwei Karten für ein Konzert von ihm besorgt.", sagt sie grinsend und wedelt mit den Tickets vor meiner Nase rum.
"Ich werde da nicht hingehen.", sage ich und ihr lächelndes Gesicht wird schnurstracks zum besorgten Ausdruck. "Wieso nicht?" - "Weil es Jahre her ist und ich aussehe wie ein Wrack. Es ist ein Wunder dass du es geschafft hast mich aus dem Haus, sprich aus dem Krankenhaus zu bekommen. Ich war mehrere Jahre nichtmehr draußen. Ich habe nichts unternommen und erst recht werde ich auf kein Konzert gehen, wo man Spaß haben soll." - "Du warst mehrere Jahre nichtmehr draußen und hattest keinen Spaß, aber du sehnst dich danach. Denkst du ich habe jetzt Geld ausgegeben nur damit du mir sagst das du keine Lust hast? Madame, wir werden dich schön machen. Das Konzert ist in ein Paar Tagen und du wirst den besten Tag deines Lebens erleben.", meint sie triumphierend und lässt mich ab da nichtmehr zu Wort kommen.
Ich bin mir sicher dass das eine echt mega schreckliche Idee ist. Ich werde auch nicht hingehen, aber dass sie alles versucht..
Mist. Vielleicht sollte ich ihr den gefallen tuen. Was schadet es schon alte bekannte wieder zu treffen?
-
Hi
Hallo
Hi
Frage an euch: Wollt ihr, dass ich noch weiterschreibe wie es mit ihrer Krankheit weitergeht? Sprich, von dort an, wo sich Ben und Jule umarmt haben und sie ab dem Montag ins Krankenhaus muss, oder soll der geschrieben Part hier die Realität sein und kein Traum?
Schreibt's mir in die Kommentare :-)
xoxo, Marie
DU LIEST GERADE
Sie sagen Liebe vernebelt.
FanficMein Name ist Jule, ich besuche zurzeit die zehnte Klasse und bin mit meinem Leben nicht gerade zu frieden. Lange läuft es so, dass ich verabscheut und gehasst werde, doch irgendwann gibt mein Leben auch mir eine Chance die ich selbstverständlich ve...