Part 55

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"Das ist doch nicht.." Noch einmal verschärfe ich meinen Blick um mir selber zu glauben.

"Ich dachte nicht dass ich sie noch einmal wiedersehen.", sagt Caro genauso Fassungslos dreinschauend wie ich.

"Sie ist immer noch die selbe Puppe wie auch vor ein paar Jahren schon. Sie hat sich nicht verändert. Außer, dass sie jetzt noch höhere Absätze, mehr Pink, mehr schminke und zusätzlich noch mehr Jungs am Rockzipfel hängen hat.", sage ich augenverdrehend und fahre fort. "Sie ist so viel schöner geworden - ich glaub's kaum. Ich glaube ich kann mich vor neid garnicht mehr halten und klebe mich auch an sie."

"Dein Sarkasmus ist ziemlich gut erhalten geblieben." - "Meine Krankheit mag vielleicht meinen Körper zerstören - aber in mir drin bin ich immer noch ganz die alte.", sage ich schwach lächelnd und bemerke Caro's sich senkenden Blick. Sofort greife ich über den Tisch und lege meine Hände auf ihre.

"Ich habe nie gedacht diese Wörter würden jetzt noch mal aus meinem Mund kommen, aber.. Ich schaffe das schon. Wir schaffen das. Bitte unterstütze mich nur weiterhin so gut wie du es auch die restlichen Jahre gemacht hast."


Caro's P.O.V.

"Meine Krankheit mag vielleicht meinen Körper zerstören - aber in mir drin bin ich immer noch ganz die alte.", sagt sie und meine Brust zieht sich schmerzlich zusammen.

Ich wünschte so sehr, sie wäre nicht krank.

So sehr, dass sie einfach ein ganz normales Leben führen könnte.

Nicht ewig in diesem beschissenen Krankenhaus verbringen zu müssen, wäre für mich genauso eine erleichterung wie auch für sie.

Sie hat ihr ganzes Teenagerleben damit verbringen müssen, sich Untersuchungen vorzuziehen und von allen bemittleidet zu werden.

Aber wir reden hier von Annis.

Meiner besten Freundin.

Niemals hat sie die Aufmerksamkeit von mehr als 3 Menschen gebraucht.

Von ihrer Mum, Ben und mir.

Sie ist nie zum Arzt gegangen - wollte nicht dass sich ihre Mutter sich Sorgen macht.

Und jetzt sind die Ärzte die einzige Kommunikationsmöglichkeit die sie hat und das Krankenhaus ist ihr zweites Zuhause.

Sie hat angst davor sich der Öffentlichkeit zu zeigen.

Und dieses Benehmen hat sie sich nur angeeignet, weil Ben sie verlassen hat.

Weil er sein Leben leben muss.

Und sie denkt, er hatte einfach keinen Bock mehr darauf ständig mit ihr rum zu sitzen, weil sie einfach nicht mehr die sein kann, die sie früher war.

Ihre Hände legen sich auf meine und ich Blicke auf.

Sie weiß was ich denke und sie weiß auch, wann ich sie brauchen.

Und vor allem warum.

Sie weiß wann ich wissen muss dass sie nicht aufgibt.

Sie gibt nie auf. Sie sagt es nur, aber sie tut es nicht, weil sie eine Kämpferin ist.

"Ich habe nie gedacht diese Wörter würden jetzt noch mal aus meinem Mund kommen, aber.. Ich schaffe das schon. Wir schaffen das. Bitte unterstütze mich nur weiterhin so gut wie du es auch die restlichen Jahre gemacht hast.", sind die Worte die ihren Mund verlassen und ich gebe ihr einen Kuss auf die Hand.

"Ich werde dich immer untersützen. Immer."


Jule's P.O.V.

Nach dem anstrengenden Tag in der Stadt, den ich damit verbracht habe von Caro in tausend verschieden Geschäfte geschleppt zu werden, kommen wir bei ihr Zuhause an und ich lasse mich wieder auf die Couch fallen.

"Ich hasse dich.", sage ich erschöpft, meine es aber nicht so, was sie natürlich auch versteht.

Gottseidank.

"Ich dich auch. Hast du hunger?" - "Wenn ich nicht wieder aufstehen muss, dann ja." - "Ich mach uns schnell was. Du kannst dir einen Film aussuchen." - "Ich werde nicht aufstehen." - "Ich hab' Netflix."

Oh.

Ich schalte den Fernseher an und gucke jegliche Filme durch.

Ich glaube ich habe Lust auf eine schnulze.

Ich habe noch nie eine Geguckt - Vielleicht ist das ja meins.

"Wie wäre es mit Safe Haven?", rufe ich und sehe Caro dann wenige Sekunden später im Türrahmen sehen. Sie hat ihre Augenbraue hochgezogen.

"Du und.. romantik?" Sie versucht ihr lachen zu unterdrücken und ich kneife nur die Augen zusammen.

"Ich habe gedacht ich sollte mal von den Horror- und Actionfilmen abkommen. Was neues würde mir nicht schaden, denke ich.", rechtfertige ich mich und sie nickt nur.

"Eine Gehirnwäsche würde dir auch nicht schaden, denke ich.", antwortet sie und geht mit einem grinsen im Gesicht in die Küche.

"Ich hasse dich immer noch!", brülle ich und drehe mich mit einem lächeln auf den Rücken.


Ich habe Angst vor Morgen.

Sie sagen Liebe vernebelt.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt