~ Seto ~
Verdammt, Kira! Kannst du nicht einmal stillsitzen? Wir kriegen gleich Besuch."
Kaitos Stimme war bis auf den Flur hinauszuhören. Ich trat aus der Liftkabine, als ein lautes Scheppern ertönte. Offenbar war soeben Porzellan zu Bruch gegangen. Bei Kaitos genervter Stimme musste ich unfreiwillig schmunzeln. Sethos hing auf meinem Arm und zappelte unruhig, weswegen ich ihn runterließ. Sofort rannte er los, um die Zimmer im Heartturm zu erkunden.
Im selben Moment trat Kaito aus der Küche. Beim Anblick der weißen Schürze wäre mir beinahe der Aktenkoffer aus der Hand geglitten. Mit der flachen Hand schlug ich gegen meine Stirn und schüttelte den Kopf.
Als Kaito mich erblickte, verharrte er im Schritt. „Oh. Ihr seid schon da."
„Offensichtlich."
„Wo ist Sethos?"
„Räumt bereits dein Wohnzimmer aus."
Fluchend verschwand Kaito im Nebenzimmer.
Ich machte zwei Schritte, als ein silberblonder Wirbelwind angeschossen kam und sich an meine Beine klammerte. Blaugraue Augen lugten zu mir auf. Meine Wut auf Kaito verpuffte wie eine Seifenblase, als ich das kleine Mädchen sah.
Ich ließ mich in die Hocke und schenkte ihr mein strahlenstes Lächeln. „Hallo, kleine Prinzessin? Hast du Kira irgendwo gesehen? Sie versteckt sich vor mir, fürchte ich."
Das Mädchen deutete auf sich und grinste breit. „Ich Kira."
Ich machte große Augen. „Ist nicht wahr. So groß bist du schon. Donnerwetter."
Sie kicherte und ich wuschelte durch ihr Haar.
Da sie aufgeregt an meinem Mantel zog und dabei auf und ab hüpfte, wusste ich genau, was sie von mir wollte. Ganz langsam schob ich die Hand in die Innentasche und zog dann mein Geschenk hervor. Es war eine Spielkarte, auf dem die Plüsch-Version meines weißen Drachens abgebildet war. Den Designer hätte ich verklagt für diese abscheuliche Gestalt, aber die Kinder liebten es.
Lachend verschwand der kleine Wirbelwind im Wohnzimmer. Ich seufzte, fuhr mir durchs Haar und erhob mich wieder.
Zehn Minuten später saß ich mit Kaito am Küchentisch, während sein ehemaliger Mentor Christopher im Nebenzimmer die Kinder beschäftigte. Der Kaffee schmeckte besser als erwartet, weswegen ich mir einen weiteren Schluck genehmigte. Die Kekse rührte ich nicht an. Für solch Süßkram war ich nicht zu haben. Mein ausdruckloser Blick huschte über ihn. Weder entging mir das zerknitterte Hemd noch die fleckige Hose. Die blaugrauen Augen waren stumpf, aber nicht mehr so leer wie an jenem Tag, als ich ihn das letzte Mal sah.
Es war jener Tag im Mai.
Eigentlich hatte ich mir geschworen, Heartlandcity den Rücken zu kehren und nie mehr wiederzukommen. Zuviele Erinnerungen verbanden sich mit dieser Stadt. Die meisten davon schmerzhaft, kaum zu ertragen. Das Herz wurde mir schwer, als ich den Blick schweifen ließ und mir vorstellte, dass mein Mädchen in dieser Küche gestanden hatte. Womöglich saß sie sogar auf diesem Stuhl.
„Worüber wolltest du mit mir sprechen?" Kaito fuhr sich durch das blonde Haar.
Die Arme verschränkt, lehnte ich mich zurück und legte meinen Fußknöchel auf mein Knie. „Ich beabsichtige ein Turnier zu veranstalten. Nicht irgendein Turnier. Den 'Duel-World-Cup '. Duellanten aus aller Welt werden daran teilnehmen."
Kaito senkte den Blick. „Was interessiert mich ein Turnier?"
„Ich will, dass du dich qualifizierst."
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Die Drachenstern Saga - Part 2 - Drachenkind und Drachenkrieger
FanfictionDer Tod war kein Abschied für immer. Er war nur ein Zwischenstopp auf einer weiteren Reise. Manchmal war er auch der Beginn zu etwas Neuem. Wenn eine Liebe endete, konnte eine Neuen gedeihen. Doch was, wenn das Herz nicht loslassen konnte? Wenn die...