11. Kapitel: Versprechen einer Nacht

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~ Seto ~


Weg war sie!

Schon wieder!
Schneller als ich blinzeln konnte, hatte sie sich aus dem Staub gemacht. Das Publikum hatte davon noch nichts mitbekommen, denn es applaudierte seit mindestens zehn Minuten. Ich setzte mein Grinsen auf, die Arme vor der Brust verschränkt. Meine Niederlage trug ich mit Fassung. Der Sieg war mir nicht mal wichtig gewesen. Viel mehr ging es mir darum, zu sehen, wie sie sich gegen meine Drachen behaupten konnte. Ich wollte ihre ganze Stärke sehen.

Und ich hatte mehr als das bekommen.

In dem sie vier Drachen unterschiedlichster Art in einem einzigen Spielzug beschworen hatte, hatte sie nicht nur mich überrascht, sondern auch die Zuschauer in ihren Bann gezogen. Dass die Erde gebebt und ein Unwetter über uns hereingebrochen hatte, geriet in Vergessenheit. Ihre Drachenmale hatten sich endlich gezeigt. Damit war auch der letzte Zweifel in mir ausgelöscht.

Ich setzte mich in Bewegung, das Handy in der Hand, mit der ich ihr eine Nachricht zukommen lassen wollte, als mehrere Gestalten auf mich zu gerannt kamen. Innerhalb einer Minute war ich eingekreist. Unbeeindruckt musterte ich sie, während ich mit der freien Hand eine Nachricht tippte.

In dem Moment, als ich mein Mobiltelefon in die Jackentasche gleiten ließ, schoss eine Faust in meine Richtung. Ich duckte mich weg. Kaitos Gesicht war vor Wut verzerrt.

„Du hast es gewusst! Du hast die ganze Zeit gewusst, dass es Ariya ist, und du hast kein Wort gesagt!"

Ich setzte meine arroganteste Miene auf. „Selbstverständlich. Ich kann etwas weiterdenken als ihr."

Kaito wollte sich erneut auf mich stürzen. Sein Freund Mizael hielt ihn zurück. Sein frostiger Blick schoss in meine Richtung. „Warum hast du nichts gesagt."

„Ich hatte meine Gründe."

Eine neue Wutwelle braute sich zusammen. Mizael und seine Brüder knurrten säuerlich. Ihre Mienen wurden finster wie die Nacht. Der Boss und der große Dicke standen dicht davor, sich auf mich zu stürzen.

Mein Gesichtsausdruck wurde ernst, als ich eine Hand hob. „Bevor ihr mich umbringt, solltet ihr wissen, dass sie nicht die Ariya ist, die ihr kennt. Beziehungsweise, die ihr nur zu genau kennt."

„Was meinst du damit?", knurrte Nash.

Ich blickte in den Himmel, wo sich die dunklen Wolken allmählich verzogen. „Sie hat keine Erinnerungen mehr an die Zeit mit uns."

Meine Aussage löste ein entsetztes Keuchen aus.

Neulich im Hotelzimmer, als sich mein Verdacht erhärtete, hatte ich ähnlich reagiert, nur nicht ganz so heftig. Ehe sie fragen konnten, fuhr ich fort. „Alles, was sich ab dem Auftauchen des ersten Auserwählten bis hin zu ihrem Tod ereignete, hat sie vergessen. Sie weiß nicht einmal, dass sie zwanzig Jahre alt ist. Oder dass sie wiedergeboren wurde."
Es hätte keinen Sinn gemacht, ihre selbsternannten Geschwister vorzeitig einzubauen.

Dass ich Kaito außen vorließ, diente meinem eigenen Zweck.

Meinen eigenen, persönlichen Zweck.

„W-wo ist sie jetzt?" Kaitos Stimme zitterte. Er sah so aus wie an jenem Tag, als sie gestorben war. Dem Zusammenbruch nahe. Sämtliche Farbe war aus seinem Gesicht gewichen und er zitterte am ganzen Körper.

„Keine Ahnung. Vielleicht in der Astralwelt. Sie ist verdammt gut darin, unterzutauchen."

Die Barianer tauschten einen Blick.

Die Drachenstern Saga - Part 2 - Drachenkind und DrachenkriegerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt