Das Volksfest war im vollen Gange. In der Stadt und um den Palast herum hatten sich Astralwesen und Barianer zusammengetrottet. Noch begegneten sie einander mit Misstrauen und Vorsicht. Doch hier und da gab es kleine Grüppchen, wo man sich unterhielt, Geschichten erzählte und zusammen trank. Meine beiden Seelenträger überwachten die Besucher und Einheimischen, mahnten hier und da zur Gastfreundschaft und sorgten dafür, dass jedermann sich an die Regeln hielt.
Meine Nerven lagen blank. Seit Stunden fummelten und zupften und zerrten die Zofen an mir herum. Der Saum meines Kleides schleifte über den Boden. Die weiche Seide schmiegte sich an meine Kurven und überließ nichts der Fantasie. Das Dekolletee war tief geschnitten, der Blick der Männer sofort von meinen Brüsten angezogen wurden. Die dünnen Träger an den Schultern waren hauchdünn. Meine Haut glänzte nach dem langen Bad und der Pflegelotion wie Alabaster. Ein dezentes Makeup betonte meine Wangenknochen und die zweifarbigen Augen. Es hatte eine ganze Stunde gedauert, ehe mein langes Haar zu einer Hochsteckfrisur gesteckt wurde und endlich jede Locke an ihrem Platz lag.
Alecta, eine meiner Zofen, reichte mir soeben die Schuhe. Die Absätze waren kaum vorhanden, dafür umschmeichelten die feinen Riemchen meine Knöchel. Mit einem letzten Blick in den Spiegel nickte ich zufrieden. „Perfekt. Das habt ihr großartig gemacht."
Meine beiden Zofen strahlten um die Wette. Sie verbeugten sich und eilten hinaus. In der Küche gab es genug zu tun. Immerhin erwarteten wir hohe Gäste. Die barianischen Könige würden jeden Moment eintreffen.Den Saum meines Kleides in der Hand marschierte ich den Flur entlang. Die Diener, an denen ich vorbeieilte, verneigten sich und begrüßten mich mit höflichen Worten. Ich schenkte ihnen ein Lächeln und wechselte einige Worte. Auch wenn ich noch nicht alle Namen und Gesichter zusammenbringen konnte, gab ich mir die größte Mühe. Das heutige Fest war nur der Anfang. Ich wollte beide Welten vereinen. In Frieden und Harmonie. Gemeinsam konnten wir in Wohlstand leben.
Mein Herz klopfte etwas schneller, als ich mich daran erinnerte, dass Kaito ebenfalls ein Bariankönig war. Seit unserer letzten Begegnung hatte ich jeden Kontakt zu ihm gemieden. Um mich abzulenken hatte ich mich in Arbeit gestürzt. Jede freie Minute verbrachte ich mit Ryoken und unseren Söhnen. Natürlich hatte ich auch Thomas und seine Brüder in den Palast geholt. Ihre Räumlichkeiten lagen direkt unter den meinen. Seto und Sethos bezogen Privatgemächer auf demselben Flur. Das Spielzimmer war endlich fertig eingerichtet und bereits eingeweiht. Sethos hatte die Holzeisenbahn für sich entdeckt. Die Zwillinge rollten über die Spieldecken und schoben sich alles in den Mund, was ihnen in die kleinen Hände kam.
Mein Lieblingsplatz war der Sessel vor dem Kamin im Spielzimmer. Ich sah meinen Kindern so gerne beim Spielen zu. Es erfüllte mein Herz mit Freude. Auch wenn es noch ein weiter Weg war, bis ich die Mutter wurde, die sie verdienten, hatte ich einen guten Anfang hingelegt. Sethos akzeptierte mich als Mutter, auch wenn er mich noch nicht Mama nannte. Das würde auch noch dauern und es störte mich auch nicht. Die Hauptsache war, dass wir Zeit miteinander verbrachten.
Rebel entwickelte sich zu einem Mamakind. Er kuschelte gerne und viel mit mir, während sein Bruder nur bei seinem Vater ruhiger wurde. So war es nicht verwunderlich, dass unsere Zweisamkeit zu kurz kam, weil wir unser Bett mit den Zwillingen teilen mussten. Ich steckte es weg, auch wenn es mir schwerfiel.
Clay wurde von seinen Onkeln und Thomas großgezogen, doch ich bekam ihn regelmäßig zu Gesicht. Chris war aus allen Wolken gefallen als IV ihm von dem Baby erzählt hatte. Michael war sofort verliebt und ließ den kleinen Wonneproppen kaum aus den Augen. Tron alias Byron, der Vater der drei Brüder, noch immer in der Gestalt des kleinwüchsigen Jungen, strahlte vor Stolz. Sein erstes Enkelkind.
Die großen Flügeltüren des Thronsaals kamen in Sicht. Dahinter klangen gedämpfte Stimmen. Musik wurde gespielt und die Speisen waren bereits aufgetragen worden.
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Die Drachenstern Saga - Part 2 - Drachenkind und Drachenkrieger
FanfictieDer Tod war kein Abschied für immer. Er war nur ein Zwischenstopp auf einer weiteren Reise. Manchmal war er auch der Beginn zu etwas Neuem. Wenn eine Liebe endete, konnte eine Neuen gedeihen. Doch was, wenn das Herz nicht loslassen konnte? Wenn die...