18. Kapitel: Begegnung mit der Spinne

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~ Ariya ~ 

Ich versuchte zwei Wochen, den verdammten Cyborg zu finden.Entweder war er wie vom Erdboden verschluckt oder er wollte nicht gefunden werden. Ich hätte ihn kontaktieren können, doch so leicht wollte ich es ihm nicht machen. Ein gesundes Maß an Würde wollte ich mir behalten.

Mit meinem D-Wheel fuhr ich über kilometerweite Landstraßen, gab auf den Autobahnen ordentlich Gas und ließ Stadt um Stadt hinter mir. Den Menschen, denen ich begegnete, schenkte ich keine Beachtung. Ich blieb unter dem Radar. Eine Fremde, die nur auf der Durchreise war. Nicht selten eines zweiten Blickes würdig. Ich wurde in der Sekunde vergessen, in denen ich ihnen den Rücken kehrte.

Doch als die dritte Woche anbrach und meine Optionen knapp wurden, und ich noch immer keine Spur fand, wuchs meine Ungeduld. Mit einem wütenden Knurren parkte ich am Straßenrand und riss mir den Helm vom Kopf. Mein Blick zuckte umher. Mehrere Autos fuhren an mir vorbei, ohne sich um mich zu kümmern. Die Menschen steckten mit dem Kopf in den Wolken und hatten nur die eigenen Ziele vor Augen. Die eigene Gier, die ständige Sucht nach mehr. Mehr Geld, mehr Macht, mehr Erfolg, mehr falsche Freunde und soziale Kontakte.

Kopfschüttelnd hängte ich den Helm an den Lenker und fuhr mir mit allen zehn Fingern durch mein Haar. Danach schwang ich die Beine vom Sattel und dehnte mich ausgiebig. Eine kurze Pause würde mir guttun. Aus dem Rucksack zog ich eine Wasserflasche, die ich im Ganzen leerte. Aufmerksam musterte ich die Umgebung, doch auf der Landstraße herrschte wenig Verkehr. Stille umgab mich, hin und wieder durchbrochen von dem Schrei eines Vogels oder das Rascheln eines Tieres, das sich im Gebüsch verbarg.

Und dennoch fühlte ich mich beobachtet. Ich tat so, als wüsste ich es nicht, doch meine Sinne waren geschärft. Immer wieder blickte ich mich nach allen Seiten um. Niemand zu sehen.

Mhmm.

Nachdem ich die leere Flasche im Müll entsorgt hatte, studierte ich die Landkarte auf dem Display meines D-Wheels. Dörfer fügten sich an Dörfer, die nächste, größere Kleinstadt war noch etliche Kilometer entfernt.

Dort wurde ich schließlich fündig, was eine Übernachtungsmöglichkeit betraf. Mein D-Wheel stellte ich auf den Parkplatz zwischen zwei schwarzen Motorradrädern. Das Motel lag abgelegen, bot die Zimmer zu günstigen Preisen und vermietete sie sogar stundenweise. Ich brauchte nur eine Nacht.

Das Zimmer im oberen Stock roch muffig, aber es war sauber. Die Bettwäsche war frisch und das Badezimmer nicht so schlimm, wie ich es erwartet hatte. Es gab sogar heißes Wasser.

Nach einer ausreichenden Dusche fühlte ich mich belebt. Aus dem kleinen Automaten beim Treppenaufgang zog ich mir einen Schokoriegel, wobei ich den Kondomautomaten, der danebenstand, keine Beachtung schenkte. Da mein Zuckerspiegel dermaßen im Keller lag, gönnte ich mir eine Dose Eistee.

Zurück im Zimmer schaltete ich den Fernseher ein. Auf den meisten Kanälen liefen Nachrichten oder Spielfilme. Bei einer Dokumentation über Goldfische blieb ich stehen. Den Ton ließ ich aus. Unruhe packte mich, weswegen ich mit den Füßen wippte. Mein Blick zuckte durch das Zimmer. Noch immer verfolgte mich das unbestimmte Gefühl, beobachtet zu werden. Ravon wäre subtiler vorgegangen. Er hätte mir einfach seine Gedanken geschickt. Irgendjemand anderes hatte sich an meine Fersen geheftet.

Jemand vom Clan?

Mit einem tiefen Seufzen ließ ich mich rücklings aufs Bett fallen. Das lange Hemd, eine Leihgabe von Ryoken, dass ich als Nachthemd benutzte, flatterte leicht, da ich das Fenster einen Spalt offengelassen hatte. Da vor dem Fenster Gitter angebracht worden waren, brauchte ich einen Einbrecher nicht zu fürchten. Nicht, dass der lebend aus dieser Angelegenheit herauskam, sollte er die Dummheit besitzen, mich ausrauben zu wollen.

Die Drachenstern Saga - Part 2 - Drachenkind und DrachenkriegerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt