42. Familienfehde

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Angst schließt Licht in Dunkelheit ein.

Mut ist der Schlüssel


Noch mehr kryptische Worte, die mein Unterbewusstsein mir mitzuteilen versuchte. Die Träume erreichten ein Ausmaß, dem ich nicht mehr Herr wurde. Ich konnte nicht mehr unterscheiden, ob es sich dabei um Alpträume handelte oder Visionen, und wenn es Visionen waren, ob sie die Vergangenheit oder Zukunft widerspiegelten. Dutzende Gesichter füllten meinen Kopf, hunderte von Bilder, die sich wie in einer Endlosschleife bewegten.

Nun stand ich hier, in der kargen Wüstensteppe. Die Arme verschränkt, einen grimmigen Ausdruck auf dem Gesicht, verharrte ich. Wartend, lauernd, bereit. Zulange hatte ich das Unvermeidliche hinausgezögert. Nicht länger konnte ich vor der Konfrontation davonlaufen.

Stille um mich herum. Eine trügerische Stille. Ein Vorbote auf das nahende Unheil. Es hatte keine Visionen gebraucht, um zu wissen, was mir bevorstand, wenn ich versagte. Deswegen musste ich kämpfen, mit allem, was ich hatte.

Voller Reue dachte ich an die Entscheidung, die ich nicht hatte fällen wollen, aber es tun müssen. Ohne mich zu verabschieden war ich fortgelaufen. Weder mein Ruhepol noch meine Gefährten wussten, wohin ich gegangen war. Es hatte mich alle Überwindung gekostet, und doch hatte ich keine Wahl gehabt. Kurz nachdem Ryoken sich von mir verabschiedet hatte, um nach unseren Zwillingen zu sehen, und das Frühstück für sie vorzubereiten, war ich gegangen. Manchen Dingen musste ich mich allein stellen.

Nicht, weil ich meinen Freunden nicht vertraute.

Gerade, weil ich diese Freundschaft so wertschätzte, musste ich sie beschützen.

Unter allen Umständen.

Manchmal musste ich im Leben Opfer bringen, um Leben zu retten, die mir am Herzen lagen. Wenn dieses Opfer bedeutete, sich einem Feind zu stellen, dem ich nicht gewachsen war, dann wählte ich bereitwillig den Weg meiner eigenen Verdammnis.

Ich grinste schief, als ich die Dramatik dahinter bemerkte. Noch immer war ich ein Schutzengel, auch wenn ich meine Flügel vor langer Zeit verlor. Mein Leben für das meiner Freunde, meine Unsterblichkeit für ein sterbliches Leben an der Seite meines Gegenstücks.

So hatte alles angefangen.

Vor zehntausend Jahren.

Als ich einst den Namen Amara trug.

Als ich in Alcor meinen Seelenverwandten fand.

Wenn du damit beginnst, dich denen zu aufzuopfern, die du liebst, wirst du damit enden, die zu hassen, denen du dich aufgeopfert hast.

Einst hatte Papa mir diese Worte auf den Weg gegeben. Automatisch hob ich den Blick und suchte den Himmel nach Anzeichen seiner Anwesenheit ab die graue Wolkendecke nahm mir jede Sicht.

Ein Blitzgewitter kündigte ihre Anwesenheit an. Aus dem Nichts erschien eine Frau. Langes Silberhaar wehte im Wind. Silbrige Augen blitzten, voller Tücke und Hinterlist. Jegliche Gefühle waren vor langer Zeit verschwunden.

Ich lächelte grimmig. „Endlich stehen wir uns von Angesicht zu Angesicht gegenüber."

Lange sahen wir uns an, zwei Menschen, die sich äußerlich ähnlich waren und doch unterschiedlicher nicht sein konnten. Die eine trug in sich ein helles Licht, die andere war von der Dunkelheit zerfressen.

Hinter mir ein Rascheln. Unbeeindruckt lüftete ich eine Augenbrauen, rührte ansonsten nicht einen Muskel. „Zero, ich weiß, dass du da bist. Versuch es gar nicht erst."

Die Drachenstern Saga - Part 2 - Drachenkind und DrachenkriegerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt