35. Kapitel: Der Anfang aller Dinge

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Der Zauber hatte mich für achtundvierzig Stunden ausgeknockt. Dass meine Kräfte erneut außer Kontrolle gerieten, erfuhr ich erst nach meinem Aufwachen. Papa hatte uns zurück in die Astralwelt geschafft. Ryoken wechselte sich mit Seto und Kyoji ab dass immer jemand an meinem Bett saß. Mizael und Christopher wachten über Kaito und ihn in seine Räumlichkeiten gebracht. Das Chaos war inzwischen beseitigt worden.

Als ich erwachte, fiel mein erster Blick auf Kyoji. Er saß in einem Sessel vor den Kamin, ein Buch auf dem Schoß und die Beine übereinandergeschlagen. Die Erleichterung stand ihm zu Gesicht geschrieben. „Wie fühlst du dich?"
„Noch etwas matschig." Ich lächelte ihn aufmunternd zu. „Lass mich mal deinen Hals ansehen. Die Wunden heilen nicht vernünftig." Die Striemen waren rot und blau und sahen entzündet aus.

„Aber. . . aber du bist noch geschwächt . . ."
„Heilen liegt mir im Blut, das packe ich mit links. Also schwing deinen sexy Po hierher."

Ihm klappte der Kiefer nach unten. „Wie war das?" Kopfschüttelnd fasste er sich an den Kopf. „Das du wieder Scherze machen kannst, unglaublich."
„Wenn ich scherzen kann, geht es mir besser, als ich aussehe. Soll ich mich wiederholen, Kyolein? Sexy-Arsch, her zu mir, flott, flott." Glucksend trat er an der Bett heran. „Braver Junge. Mach Platz."
Vor Entrüstung blähte er die Backen. „Ich bin kein Hund."

„Nein." Ich zog ihn neben mich. „Jetzt nicht mehr. Nun bist du endlich frei."

Die Verbrennungen an seinem Hals zu heilen war wirklich ein Kinderspiel. Astralwesen wie ich verfügten über eine natürliche Begabung für Heilung, auch wenn die Gabe nicht weit verbreitet war. Während Barianer für den Krieg lebten, achteten die Astralwesen das Leben.

„Es ist ein schönes Gefühl, endlich schmerzfrei zu sein.", flüsterte Kyoji. „Ich weiß schon gar nicht mehr, wie es sich anfühlt. Danke, Amara. Wirklich. Vielen, vielen Dank."
„Hmm. Jederzeit." Ihn so nahe bei mir zu haben, erfüllte mich mit trügerischer Ruhe. Leise seufzend schmiegte ich mich an ihn und hauchte einen Kuss auf seine nackte Schulter. Einer meiner Gefährten hatte ihm ein Oberteil ausgeliehen, ein ärmelloses, schwarzes Shirt. „Sei nicht böse, dass ich dir die Risiken für den Zauber verschwiegen habe. Du hättest abgelehnt, ich wollte dir aber unbedingt helfen."

„Du wärst beinahe gestorben."
„Ja." Ohne das neugeknüpfte Band zu Kaito wäre ich gestorben. Trotzdem würde ich es sofort wieder tun.

„Ich bin euch etwas schuldig."

„Freunde tun so etwas füreinander, Kyoji. Das wirst du auch noch lernen."

„Dann sind wir. . . Freunde?"
„Natürlich." Ich grinste spitzbübisch. „Du gehörst jetzt zu unserer Familie. Lebenslange Mitgliedschaft."

„Familie." Ihm schien der Atem zu stocken. „Familie, ja, das ist schön." Freudentränen schimmerten in seinen Augen. Mein armer Kyoji hatte endlich eine Familie gefunden, wo er sich geborgen fühlte.

Freudig schlang ich die Arme um ihn. „Ich vertraue dir nicht nur mein Leben an, sondern auch das meiner Kinder."

Kyoji erwiderte die Umarmung. „Ich werde sie immer schützen, so gut ich kann." Ein plötzlich scharfer Schmerz durchzuckte mich. Es dauerte einen Moment, bis ich wusste, dass der Schmerz von ihm kam. Als ich nachfragen wollte, sprach er es von sich aus weiter. „Ich habe schon einmal versagt. Mein kleiner Bruder, ich hätte ihn beschützen müssen, stattdessen habe ich. . . es ging alles so furchtbar schnell. . . er hat geschrien, das war wie Musik in meinen Ohren, bis ich ihn . . . dabei wollte ich das nicht . . . sein letzter Satz war, ich hasse dich, daran erinnere ich mich leider zu gut."

„Scht." Ich krabbelte nach vorn und kroch in seine Arme, den Kopf legte ich an seine Schulter. „Du warst nicht du selbst und bestimmt noch ein Kind. Einen Todesfluch zu tragen, bedeutet, dass man die Kontrolle verliert."

Die Drachenstern Saga - Part 2 - Drachenkind und DrachenkriegerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt