„Egal, wie finster es auch ist - irgendwo ist immer ein Licht."
Zitternd saß ich am Boden in einem fremden Zimmer in einer seltsamen, blauen Welt und hatte die Beine an den Bauch gezogen. Die Arme um meine Knie kämpfte ich mit der Furcht. Immer wieder kullerte eine Träne über meine Wange. Es war noch nicht einmal eine Stunde her, dass ich in Lorcans Armen aufgewacht war und meine Welt sich friedlich angefühlt hatte. Nun herrschte das blanke Chaos und ich wusste nicht wohin mit meinen Gefühlen.
Die Tür öffnete sich und ein kleines Mädchen, etwa drei oder vier Jahre, tapste herein. Ihr langes Silberhaar alarmierte mich, die blaugrauen Augen musterten mich besorgt. Hinter ihr trat mein Drachenkrieger in den Raum. „Gib' Mama etwas Zeit. Sie braucht noch Ruhe, Kira."
Kira. . . dieses Mädchen . . . Alcor . . .
Schluchzend vergrub ich das Gesicht in den Händen.
Warum konnte ich mich an nichts erinnern?
Nicht einmal an diese Welt?
„Was hat Mama denn, Papa? Warum nimmt sie mich nicht in den Arm?"
„Jemand hat Mama sehr doll wehgetan, deswegen hat sie immer noch Angst. Wir müssen nun sehr vorsichtig mit ihr umgehen, damit sie wieder gesund werden kann. Verstehst du das?"
Der Junge mit dem Spinnentattoo erschien hinter Alcor, in den Händen ein Tablett mit Verbandsmaterial. „Mein Name ist Kyoji und ich bin ein Freund. Darf ich mir deine Wunden ansehen?"
Allein der Gedanke ihn auch nur in meine Nähe zu lassen, steigerte die Angst zu einer Panikattacke. Ich stieß einen Angstschrei aus, wurde plötzlich zu Sternenlicht und fand mich in der anderen Ecke des Zimmers wieder. Diese kleine Magie hatte mich die letzten Kraftreserven gekostet. Keuchend sank ich zu Boden.
Die Arme ausgestreckt und Tränen auf den Wangen, tapste das kleine Mädchen auf mich zu. „Mama. Mama. Bitte hab mich wieder lieb . . . du hast es versprochen. . ."
Geh nicht weg, Mama.
Nie wieder. Das verspreche ich.
Stöhnend presste ich die Handfläche gegen meine schmerzende Stirn.
Was war das eben?
In einiger Entfernung hockte sich Kyoji auf den Boden. „Du musstest soviel erleiden. Wie ich damals.", flüsterte er. In seinen Augen loderte der Schmerz, unter der weichen Schale verbarg sich eine zerbrochene Seele. Wieso nur fühlte ich mich ihm so verbunden?
Leise, in einem sehr ruhigen Ton und im Flüsterton erzählte er mir von seiner Vergangenheit. Erschreckenderweise wusste er auch Einzelheiten aus meiner Kindheit, Details, die niemand wissen konnte, weil niemand mehr lebte, der davon berichten konnte.
Seelenfreunde. Er nannte uns Seelenfreunde.
„Das Band. . .", murmelte ich. „Sie hat mir das Band genommen. . . es tat so weh. . . und dann verschwanden meine Erinnerungen. . . ich weiß nicht, wer ihr seid oder wo ich hier bin oder was das alles soll . . ." Neue Tränen kullerten. Ich war so machtlos, fühlte mich so schwach, gebrochen. Diese Frau, die meine Mutter sein sollte, aber ein Monster war, hatte mich gebrochen. Mit all dem Schmerz und der Folter.
„Auch wenn du dich nicht erinnern kannst - ", erwiderte Kyoji. „- solltest du eines wissen: ich bin immer für dich da und ich will dir danken. Für dein grenzenloses Vertrauen. Für die Hand, die du mir gereicht hast. Für dein wunderbares Lächeln und das du mich nimmst, wie ich bin. Es war ein Segen, dass du mich gefunden hast, und es ist ein Geschenk, dass es dich für mich gibt. Amara. . ." Unsere Blicke verfingen sich, tauchten ineinander ein. „Du bedeutest mir sehr, sehr viel."
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Die Drachenstern Saga - Part 2 - Drachenkind und Drachenkrieger
Hayran KurguDer Tod war kein Abschied für immer. Er war nur ein Zwischenstopp auf einer weiteren Reise. Manchmal war er auch der Beginn zu etwas Neuem. Wenn eine Liebe endete, konnte eine Neuen gedeihen. Doch was, wenn das Herz nicht loslassen konnte? Wenn die...