~ Ariya ~
Es war nicht deine Schuld."
Ich stand auf einer Klippe und blickte zu der schwebenden Plattform der Duell-Akademie hinauf. Ein eisiger Wind wehte, so dass ich fröstelnd die Arme um mich schlang. Der Mantel schützte vor dem Wetter, doch die Kälte in meinem Inneren konnte nicht vertrieben werden.
Yuri schwebte neben mir. Seit ich den größten Teil meiner Erinnerungen an Serayah und Kaya zurückhatte, war er mir nicht von der Seite gewichen. Wie ein stiller Wächter blieb er bei mir, ohne ein Wort über das Geschehen zu verlieren. Dabei konnte ich ihm keinen Vorwurf machen. Er hatte mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen. Dämonen, die nur meinetwegen existieren.
„Es war meine Schuld.", korrigierte ich ihn, nicht, ohne eine Träne zu vergießen. Die Reue in mir wuchs mit jeder Erinnerung. Ich hatte soviele Fehler gemacht. Als Andoria ließ ich es zu, dass meine Drachen in Gefahr gerieten. Als Serayah wählte ich die falsche Liebe. Als Kyrie war mir die Meinung der Erzengel wichtiger als mein Glück.
Soviele Leben, Entscheidungen, Schicksalsschläge.
Soviel Schuld, Reue und Traurigkeit.
Ich war des Lebens so müde.
Mehr denn je verstand ich, warum einige meiner Wiedergeburten, zum Beispiel Yuki und Hime und auch Dawn und Faye, den Freitod gewählt hätten, hätte man sie gehengelassen. Auch Serayah hatte mehr erleiden müssen, als sie ertragen konnte. Als Engel konnte sie nicht sterben, nur getötet werden. Doch ihr Feind war nur sie selbst.
Und Kaya - sie hätte mehr kämpfen müssen. Um das, was sie verloren hatte. Sie wurde von so vielen geliebt, doch hatte die Furcht vor den Fehlern der Vergangenheit sie gelähmt, so dass sie zu keinen Gefühlen fähig war. Selbst wenn sie diese Worte aussprach, hatte sie es nicht ehrlich gemeint. Kaya empfand niemals Liebe. Sie konnte es einfach nicht.
„Niemand kann mit Gewissheit sagen, ob die Entscheidung, die man fällt, richtig oder falsch ist. Das weiß man immer erst hinterher.", flüsterte Yuri, den Blick in die Ferne gerichtet.
Dies war unser erstes, richtiges Gespräch, von den Neckereien mal abgesehen. Es war seine Art, die Distanz zu wahren und die Vergangenheit ruhen zu lassen, so schmerzhaft sie auch sei.
Diese Vergangenheit wurde zu meiner Gegenwart und bis ich die Fehler meiner Vorgänger nicht wiedergutgemacht hatte, konnte ich keine Zukunft haben.
Deswegen diese Reise.
Deshalb starb ich, wenn ich mein Ziel nicht erreichte.
Nicht die Hüter hatten mir diese Aufgabe auferlegt.
Das war ich selbst.
Als ich mich dazu entschloss, meine eigene Wiedergeburt in die Wege zu leiten.
Weil ich mich endlich meinen eigenen Ängsten stellen musste.
„Dich nicht zu lieben, war die falscheste Entscheidung, die ich jemals fällen konnte.", murmelte ich. Vollkommen gleichgültig, wie die Umstände waren und welche Gegebenheiten mich dazu zwangen, es rechtfertigte nicht, dass ich meinem Kind keine Mutter sein konnte.
„Du hast mich geliebt. Auf deine Art und Weise.", flüsterte Yuri. Er versuchte, seine Stimme neutral klingen zu lassen, doch hörte ich den Schmerz heraus. Denselben Schmerz, der auch mich mit jedem Atemzug mehr zerriss.
„Wieso hasst du mich nicht?"
„Das habe ich. Eine Zeit lang. Als ich nicht verstand, was mit dir passiert war. Erst sehr viel später begriff ich, dass du gar nicht anders konntest. Dass du mit so viel Schmerz leben musstest, dass kein Platz mehr für die Liebe war."
DU LIEST GERADE
Die Drachenstern Saga - Part 2 - Drachenkind und Drachenkrieger
FanfictionDer Tod war kein Abschied für immer. Er war nur ein Zwischenstopp auf einer weiteren Reise. Manchmal war er auch der Beginn zu etwas Neuem. Wenn eine Liebe endete, konnte eine Neuen gedeihen. Doch was, wenn das Herz nicht loslassen konnte? Wenn die...