44. Kapitel: Der Meister der Manipulation

1 0 0
                                    

„Man muss die Dunkelheit kennen, um das Licht schützen zu können."


Als ich erwachte, fand ich mich an einem fremden Ort wieder. Nackt und mit schweren Eisenringen an die Wand gekettet, erkannte ich meine ausweglosen Lage. Kalte, nackte Steinwände umgaben mich von allen Seiten. Das einzige Fenster war vergittert. Von draußen hörte ich das Meer. Möwen kreischten, also war der Strand nicht weit entfernt. Allerdings beschlich mich der begründete Verdacht, dass ich trotzdem nicht so schnell gefunden wurde. Nicht einmal von Sarina oder Talon.

„Du bist also das Drachenkind. Ich kann gut verstehen, dass mein Neffe ein Auge auf dich geworfen hat.", gurrte eine Stimme und lenkte meine Aufmerksamkeit auf den Mann, der einige Meter von mir entfernt auf einem Stuhl saß. Das schwarze Haar reichte bis in den Nacken. Die markanten Gesichtszüge stachen in dem spärlichen Licht der Fackel wie scharfe Kanten hervor. Das unheimlichste an ihm waren die stechenden, blaugrauen Augen.

„Wer bist du?"

„Ich bin Lorcan. Freut mich, Drachenkind."

„Lorcan? Zero hat einen Bruder, der so heißt."

Es kam mir wie eine halbe Ewigkeit vor, als ich neben Tengo auf dem Fußboden der Tempelanlage saß und seinen Erzählungen mit großen, neugierigen Augen lauschte. Tengos wahre Herkunft war ein gehütetes Geheimnis, mir hatte er sich anvertraut.

Lorcan und Zero waren Brüder und Tengos Neffen. Einst gehörten sie dem barianischen Volk an, sogar dem engsten Kreis der sieben Bariankönige, die Vorgänger von Mizael & Co. Während Zero zum neuen Oberhaupt gewählt wurde, führte Lorcan die Armeen, um in den Krieg gegen die Astralwelt zu ziehen. Danach wollten sie die Menschenwelt erobern und nach und nach die anderen magischen Welten.

Sowohl Areus als auch die Bariankönige machten ihnen einen Strich durch die Rechnung. Da sich die Brüder den Befehlen widersetzten und einen Putschversuch unternahmen, wurden sie aus der Barianwelt verbannt. In blinder Wut gefangen tötete Zero Alice, Lorcans Ehefrau und große Liebe. In seinem persönlichen Rachefeldzug gefangen, tötete Lorcan Amia, Zeros Gefährtin und Mutter von Arco und Haruto.

Danach hatten sich die Brüder entfremdet, und blieben verschwunden. Gerüchte machten die Runde, dass sie sich gegenseitig umgebracht hätten. In einem letzten, blutigen Zweikampf auf einer Klippe.

Offenbar waren diese Gerüchte gelogen, denn sowohl Zero als auch Lorcan erfreuten sich besser Gesundheit. Die Feindschaft hingegen war echt, arbeiteten sie nun gegeneinander. Für mich bedeutete das, mich einem weiteren Feind stellen zu müssen.

Als hätte ich mit Zero, Sarina und Talon nicht genug um die Ohren.

Lorcans Mundwinkel hoben sich. „Ich fühle mich geschmeichelt. Das Drachenkind hat von mir gehört."
Ich verzog die Lippen zu einen hämischen Grinsen. „Das waren die langweiligsten Unterrichtsstunden meines Lebens. Zwei Brüder, die die Barianwelt unterwerfen wollten, an den sieben Bariankönigen scheiterten und infolgedessen aus der Barianwelt verbannt wurden. Was für Versager."

„Nun. . ." Bedeutungsvoll hob er eine Augenbraue. „Mit der Macht des Drachensterns stehen unsere Chancen besser, findest du nicht auch?" Ich schnappte nach Luft. Seine Mundwinkel zuckten. „Leider fehlt eine Hälfte, aber was solls. Dazu komme ich später. Nun denn." In seiner Hand erschien ein gezackter Dolch. „Eine Hälfte ist besser als gar keine."

Zitternd drückte ich mich gegen die Gitterstäbe. „Wenn du mich tötest, bekommst du ihn nicht."

„Keine Panik, kleines Drachenmädchen. So leicht stirbst du nicht, und ich will die Macht des Drachensterns für mich nutzen, nicht ihn zerstören, aber dazu brauche ich beide Teile." Mit der Metallspitze fuhr er über mein Schlüsselbein. „So, wie die Dinge liegen, haben wir zwei Möglichkeiten. Entweder du übergibst ihn mir freiwillig oder ich muss ihn dir mit Gewalt entreißen."

Die Drachenstern Saga - Part 2 - Drachenkind und DrachenkriegerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt