04 - In unbekannter Umgebung

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(ca. 5400 Wörter)

𝐀𝐋𝐈𝐓𝐀
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Endlich habe ich meine Ruhe von dem ganzen Stress...

Ich lag auf etwas Weichem, hatte ein Kissen unter meinem Kopf und eine große Decke über meinem Körper. Nichts konnte mich aus meinem festen Schlaf reißen, bis auf...
Moment mal!
Wo war ich eigentlich?
Wurde ich nicht entführt oder sowas?

Als ich langsam wach wurde und meine Augen einen Spalt öffnete, fühlte sich mein Kopf plötzlich so schwer an wie Blei. Ich wälzte mich hin und her, streckte mich so gut es ging und blieb dann eine Weile reglos liegen.
Mehrmals zwinkerte ich, rieb mir die Augen, atmete mal etwas lauter und mal leiser. Abgesehen von den Geräuschen, die ich selbst machte, konnte ich nichts anderes hören. Und sehen konnte ich auch nichts. Es war stockdunkel.

Langsam tastete ich die Umgebung um mich herum ab, doch das Bett, in dem ich lag, war so groß, dass ich weder ein Nachtschränkchen noch etwas anderes außer Decken und Kissen greifen konnte.
Schließlich drehte ich mich dann zur anderen Seite und sah endlich einen kleinen Lichtspalt. Es war ein dünner Schlitz, der von der Decke bis zum Boden ging und mich wie magisch anzog.
Vorsichtig setzte ich mich auf und suchte mit meinen Füßen eine Gelegenheit zum Aufstehen. Meine Zehenspitzen berührten einen flauschigen Teppich.

Okay, zu Hause bin ich definitiv nicht! Denn ich besaß nichts dergleichen, was auch nur annähernd so flauschig war. Als ich endlich auf beiden Beinen stand, tastete ich mich zum Licht hin und erkannte beim Herantreten, dass es Sonnenlicht war, welches durch ein großes Fenster schien und von Vorhängen bedeckt wurde.

Gerade wollte ich sie zur Seite ziehen und nach draußen schauen, als ich plötzlich gedämpfte Schritte außerhalb dieses Zimmers hörte. Sie kamen immer näher und da ich nicht wusste, wer es war, flitzte ich schnell ins Bett zurück und warf mir die dicke Decke über. Flink schloss ich meine Augen und in dem Moment hörte ich, wie jemand einen Schlüssel ins Schloss steckte, herumdrehte, und die Tür öffnete.

Zuerst blieb die Person im Türrahmen stehen, dann lief sie zielstrebig mit schweren Schritten zum Fenster. Es war hundertprozentig ein Mann. Er zog die Vorhänge hörbar zur Seite und lief dann um mein Bett herum.

Nein, nein, nein, nein!
Ich tat so, als würde ich noch tief und fest schlafen. Doch der Schatten, den ich durch meine geschlossenen Augenlider wahrnehmen konnte, hockte sich nahe vor mich hin. So nahe, dass ich sein Parfum riechen konnte, was mich innerlich total aus der Fassung und letztendlich dazu brachte, die Augen zu öffnen.

„Ich wusste, dass du wach bist.", sagte Fabio in einem kühlen Ton zu mir. „Wurde aber auch Zeit, dass du aufwachst." Er richtete sich wieder auf und verschränkte die Arme vor der Brust, während er den Blick nicht von mir abwandte, obwohl er nicht interessiert aussah. „Wie auch immer. Mach dich frisch und zieh dich um. Ich erwarte dich in zehn Minuten unten in der Küche."

„Darf ich fragen, warum?"

Er war bereits auf den Weg zur Tür. „Nein, darfst du nicht."
Und schon fiel die Tür ins Schloss.

Wie nett von ihm.
Laut seufzend stand ich auf und betrachtete das Zimmer, in dem ich mich befand.
Ich staunte nicht schlecht, als ich mich umsah. Das Bett war wirklich riesig, die Fenster hatten ebenfalls eine beeindruckende Größe und der weiche, hellgraue Teppich nahm den halben Raum ein. Unter einem kleinen Bücherregal stand eine fliederfarbene Couch und neben der Zimmertür eine Kommode in weiß. Alles war schlicht und modern eingerichtet und wenn ich ehrlich sein sollte, war das genau mein Geschmack.
Als ich mich umdrehte, war dort ein etwa zwei Meter breiter Durchgang, der durch zwei dünne Vorhänge versteckt war. Ich band diese zur Seite und entdeckte einen begehbaren Kleiderschrank.
Das war natürlich der Traum eines jeden Mädchens, aber ich wollte nicht zu voreilig sein. Immerhin wusste ich nicht, wem das Zimmer gehörte oder ob es überhaupt jemandem gehörte.
Deshalb griff ich nach dem Erstbesten, was mir in die Hände kam. In dem Fall waren es eine schwarze Leggins und ein weites T-Shirt, welches mir bis über den Hintern reichte.
Was mich allerdings wunderte, war, dass die Hose wie angegossen saß und dass die weißen Sneaker, die ich mir dazu herausgesucht hatte, meiner  Schuhgröße entsprachen.

The Enemy's Addiction (Alte Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt