05 - Im Raubtiergehege

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(ca. 2770 Wörter)

𝐅𝐀𝐁𝐈𝐎
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Meine Güte, habe ich diesen Kerl satt!, fluchte ich in meinem Innersten, als ich mir mein Jackett von den Schultern streifte. Das Dienstmädchen lief zügig zu mir und nahm es mir ab, um es an dann wegzuhängen.

Mein Meeting hatte länger gedauert als ich zuerst angenommen hatte.
Es ging um eine Lieferung von mir, die angeblich zugestellt, aber nie angekommen war, da das Schiff sich wohl verfahren und am falschen Hafen angelegt hatte, weil die Navigation nicht mehr zu funktionieren schien. Das hatte eigentlich schon längst nichts mehr mit mir zu tun, aber mein Kunde wollte deshalb trotzdem noch einmal mit mir sprechen.

Ich war erschöpft von all dem. Er hatte ewig diskutiert.
Ehrlich gesagt war ich schon kurz davor gewesen, ihm eine Kugel in den Kopf zu jagen, bis er nach einer gefühlten Ewigkeit doch nachgegeben und eingesehen hatte, dass es nicht an mir lag.

Geschafft legte ich meine Waffe in die Schublade.
„Ist die Kleine dir während meiner Abwesenheit über den Weg gelaufen?"

Meine Bedienstete drehte sich wieder zu mir. „Ja, ist sie, Sir."

„Hat sie etwas angestellt oder kaputt gemacht?"

Sie schüttelte den Kopf. „Nein, Sir. Sie hat sich die Räumlichkeiten Ihres Hauses angesehen und ist dann wieder in ihr Zimmer gegangen."

Ach echt?
Kein Fluchtversuch oder Ähnliches?
„Ich hatte damit gerechnet, dass sie Wutanfälle bekommt oder so.", sagte ich abwesend, während ich meinen Laptop auf den Tisch platzierte und mich einloggte.

„Ganz und gar nicht. Sie kam sehr nett und freundlich rüber, als ich ihre Maße genommen habe."

Ich hob meinen Blick und starrte sie eine Weile an.
„Nett?"

„Ja, Sir."

Mh.
„Wo steckt sie jetzt?"

„Bedauere, Sir, aber das weiß nicht."

Mir entglitt ein leiser Seufzer und ich bedeutete ihr mit einer Geste, dass sie gehen konnte.
Alita würde bestimmt nicht abgehauen sein, das traute ich ihr nicht zu. Sie hatte vielleicht fürs erste eine große Klappe - alle Frauen hatten das - aber das würde sich schnell ändern, sobald ich sie unter meine Fittiche genommen hatte.

Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, am Abend noch ein wenig Büroarbeit zu erledigen, aber erstens hatte ich dazu keine Lust mehr und zweitens war es mir nicht ganz geheuer, nicht zu wissen, wo das Mädchen sich im Moment aufhielt.
Dafür hatte ich zwar auch nicht wirklich einen Nerv, aber es diente für mich auch als eine kleine Ablenkung von dem ganzen Papierkram.

Doch ich fand sie nicht so schnell, wie ich gehofft hatte.

Zuerst hatte ich ihr Zimmer angesteuert, aber da war niemand.
Die Badtür stand zur Hälfte offen, die Sneaker, die sie heute getragen hatte, standen in der einen Ecke des Zimmers und ihre Klamotten lagen verteilt auf dem Bett.

Skeptisch trat ich ein paar Schritte näher.
Vielleicht hat sie sich nur umgezogen?
Ich nahm das T-Shirt in die Hand und dabei fiel mir ein schwarzer BH vor die Füße.
Scheiße!
Sofort sah ich zum begehbaren Kleiderschrank, in welchem manche Klamotten zerknittert und vermutlich zügig in die Regale zurückgelegt worden waren.
Hat sie sich verkleidet oder was?
Hatte sie es doch geschafft, abzuhauen?
Das kleine Ding?

Meine Stirn legte sich in Falten und meine Hand, in der ich das T-Shirt hielt, verkrampfte sich.
Das durfte doch nicht wahr sein!

Ich warf es wieder aufs Bett, eilte aus dem Zimmer und die Treppe hinunter. In der Eingangshalle kamen mir zwei meiner Wachen entgegen.

The Enemy's Addiction (Alte Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt