06 - Eine verführerische Begleitung

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(ca. 6800 Wörter)

𝐀𝐋𝐈𝐓𝐀
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Ein zaghaftes Klopfen an meiner Tür brachte mich dazu, mich im Bett umzudrehen.
Leise murrte ich vor mich hin.
„Ja bitte?", fragte ich ins Dunkle. Meine Vorhänge waren so gut es ging zugezogen und es leuchtete kein Licht.

Kurz darauf öffnete sich meine Zimmertür einen Spalt und ich erkannte den Schatten einer Frau mit einem Kleid.
„Guten Tag, Miss."

„Melina, bist du es?", fragte ich noch völlig verschlafen und mit geschlossenen Augen.

„Ja, bin ich. Es tut mir leid, Sie zu stören, aber es ist bereits gleich Mittag und ich wollte Ihnen ihr Kleid vorbeibringen."

Langsam rieb ich mir die Schläfen und setzte mich auf, als sie die Vorhänge zur Seite zog.
„Mein Kleid?"

Sie lächelte leicht und kam mit einem schwarz glänzenden Stoff über den linken Arm zu mir, welchen sie auf meiner Decke ausbreitete. „Das ist Ihr Kleid für das Meeting heute."

Melina trat einen Schritt zurück und ich beugte mich vor, um es besser sehen zu können.
Es war schlicht, hatte dünne Träger und einen Wasserfallauschnitt.
„Wow. Es sieht echt schön aus." Vorsichtig nahm ich das Kleid in die Hände.

„Freut mich, dass es Ihnen gefällt, Miss." Sie lief wieder zu mir ans Bett und legte mir zwei Halsketten auf den Nachttisch, welche jeweils einen glänzenden Edelstein als Anhänger hatten.
„Welche davon wollen Sie heute tragen? Gold oder Silber?"

Ich betrachtete beide genauer. „Ich darf frei entscheiden?"

„Ja, dürfen Sie."

„Und das Kleid? Hast du das ausgewählt oder Fabio?"

Sie räusperte sich leise. „Herr Fernández bestand darauf, dass ich ein schlichtes und enges Kleid für Sie besorge. Was die Accessoires angeht, lässt er Ihnen die freie Wahl. Sie müssen mir also nur sagen, was Sie tragen möchten."

Ich nickte etwas erstaunt und senkte dann wieder meinen Blick auf den Schmuck. Beide waren wirklich atemberaubend schön.
„Ich würde gerne die Silberne nehmen." Behutsam nahm ich meine Wahl in die Hand und legte sie mir an den Hals an. Um zu sehen, wie sie an mir aussah, stand ich auf und betrachtete mich in dem breiten Spiegel gegenüber von meinem Bett.

„Sie steht Ihnen wunderbar."

Ich lächelte leicht und gab sie ihr erst einmal zurück.
Sie legte sie auf meine Kommode und hang anschließend das Kleid neben meinen begehbaren Kleiderschrank.

Es freute mich wirklich, dass ich mich fein herausputzen konnte und das auch für einen wichtigen Anlass, schließlich war das auch mein Job. Aber es bereitete mir ein bisschen Angst, dass ich nicht wusste, was für ein Meeting das war und wie es ablaufen würde. Denn in den meisten ging es um mich und meine Karriere, meine nächsten Aufträge, Walks und Shootings. Das Meeting heute allerdings würde sich sicherlich auf Fabio und jemand anderen beziehen.
Ich hatte kein Problem damit, still dazusitzen, zuzuhören und jemandem Gesellschaft zu leisten, aber ich hatte nicht die geringste Ahnung, wozu ich eigentlich da war. Als Schoßhund vielleicht?

„Melina, eine Frage."

„Ja, Miss?"

Ich setzte mich wieder auf die Bettkante und seufzte.
„Was ist heute eigentlich meine Aufgabe? Ich meine, ich werde so aussehen wie wenn ich zum Abschlussball gehe. Ist es wirklich nötig, dass ich mich so elegant kleiden muss?"

„Nun ja." Sie setzte sich auf die kleine Couch und faltete die Hände zusammen. „Wenn der Boss einer Mafia eine Frau hat - sei sie gekauft, geliehen, bestochen worden oder sonstiges - dann wird sie oftmals zu jeglichen Meetings, Partys, Versammlungen und Treffen mitgenommen, um die Macht der jeweiligen Familie zu repräsentieren."

The Enemy's Addiction (Alte Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt