07 - Neue Bekanntschaften

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(ca. 4370 Wörter)

𝐀𝐋𝐈𝐓𝐀
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An diesem Tag stand ich schon sehr viel früher auf.
Zwar bezweifelte ich, dass ich mich nach den wenigen Tagen schon an die enorme Zeitverschiebung hier gewöhnt hatte, aber ich konnte die Nacht einfach nicht gescheit schlafen. Von daher verbrachte ich den Morgen draußen an der Bucht mit meinem Buch.

Ich war ganz vertieft in eine besonders detailliert geschriebene Szene und stellte mir die Charaktere bildlich vor, als mich näher kommende Schritte aus dem Bann rissen. Irritiert sah ich zu meiner Linken.

„Na, schon so früh auf?"
Es war Stefano, der mich frech angrinste.

„Ehm ja. Ich wollte nicht weiter wach im Bett liegen.", sagte ich ruhig und schlug die Seiten zu.

Er hob sachte die Hände. „Ey, vor mir brauchst du keine Angst haben, Süße. Ich bin weitaus lockerer als mein griesgrämiger Bruder."

Das stimmt wohl.

„Darf ich mich zu dir gesellen?"

„Klar."
Ich rückte etwas zur Seite und er setzte sich neben mich auf die Bank. Er trug eine schwarze Jogginghose und dazu ein weißes Hemd und Turnschuhe.
„Hast du frei?"

Verblüfft zwinkerte er. „Woran merkst du das?"

„Deine Klamotten sind sehr lässig und deine Haare machen anscheinend auch, was sie wollen."

Daraufhin fing er an zu lachen pustete sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Sie sind sehr aufmerksam, Lady, aber meist ist das mein übliches Outfit."

„Ach echt?"

„Ja, wirklich. Es sei denn ich habe ein Meeting. Ansonsten laufe ich auch so in der Stadt rum."

Ich nickte. „Und dann kommt Fabio, der gefühlt 24/7 im Anzug rumläuft."

„Nicht immer. Ich habe ihn schon öfters in so einem Outfit wie meinem im Haus erwischt."

„Erwischt? Das klingt ja wie eine Straftat."

„So scheint es sich für ihn auch anzufühlen. Er ist der Ältere von uns beiden und von daher will er in allen Sachen besser sein und angeben. Genauso wie bei seinem Klamotten."

Er klingt etwas bitter.
Woran das wohl liegt?
„Ihr unterscheidet euch sehr, oder?"

Er blickte aufs Meer. „Oh ja, das tun wir."
Eine Weile der Stille kehrte ein. Zusammen sahen wir den kleinen Wellen hinterher, wie sie sich aufbäumten, überschlugen und letztendlich an den Strand gespült wurden. Das war der Moment, wo ich anfing, mir wieder Gedanken zu machen.

„Stefano?"

„Jap?"

Eine Frage. Und bitte beantworte sie ehrlich.
„Bin ich wirklich gezwungen, für immer hier zu bleiben? Bei deinem Bruder?"
Ich bemerkte selber, dass meine Stimme sehr unsicher war und biss mir anschließend auf die Unterlippe. Die Angst war mir deutlich ins Gesicht geschrieben, obwohl ich hart daran arbeitete, sowas zu verbergen.

„Tja..." Er seufzte leicht und sah mich an. „Ja, das bist du."

Scheiße.
Ich schluckte während ich die Worte auf mich wirken ließ. Entgeistert schloss ich kurz die Augen. „Super. Und was soll ich hier bitteschön machen?"

Er überlegte. „Nun, im Grunde genommen kannst du dich theoretisch zurücklehnen und entspannen."

Was? „Nein, das kaufe ich dir nicht ab."

The Enemy's Addiction (Alte Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt