15 - Madame Red

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(ca. 6700 Wörter)

𝐀𝐋𝐈𝐓𝐀
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So schnell wie die Farbe aus meinem Gesicht verschwunden war, schoss mir im nächsten Moment die Röte in die Wangen. Sofort griff ich nach dem Handtuch und versuchte mich damit zu bedecken, als ich mich schleunigst und ohne Worte ins Bad verzog und mich einschloss. Ich drehte den Schlüssel bis zum Anschlag und lehnte mich dann an die Tür.
Vor Frustration wollte ich mir mit den Händen über meine Augen reiben, doch damit würde ich mein aufwendiges Make-Up zerstören. Stattdessen vergrub ich meine Finger in die Haare, zog an meinem Dutt, damit er sich löste, und schmiss den Haargummi wutentbrannt auf die Fliesen. Ich atmete unregelmäßig und mein Herz hämmerte wie wild in meiner Brust, während ich versuchte, ruhig zu bleiben.

Verdammter Scheißdreck! Wieso muss mir immer so ein Mist passieren!?

Am liebsten hätte ich alles um mich herum zerstört.
Der Gedanke, dass etwas passiert war, was ich nie mehr rückgängig machen konnte, ließ mich mehr und mehr verzweifeln. Fabio hatte mich nackt gesehen und das auch noch mehrere Sekunden lang. Er hatte genug Zeit gehabt, um mich gründlich anzuschauen und sich die Stellen einzuprägen, die ich ihm nie im Leben gezeigt hätte.
Woher zum Teufel sollte ich jetzt das Selbstbewusstsein für den anstehenden Abend nehmen!?

Zitternd sah ich wieder in den Spiegel und wickelte das Handtuch erneut um mich, eine andere Möglichkeit blieb mir nicht übrig. Ich hatte nichts zum Anziehen.

Toll gemacht, Alita, wirklich fabelhaft!

Um mich von dem peinlichen Missgeschick abzulenken, griff ich nach der Haarbürste und kämmte meine Haare durch, was leider nicht allzu lange dauerte. Ich starrte mein Spiegelbild an, hoffte, dass man mir meine Bestürzung nicht ansah und dass ich sie gut verbergen konnte, doch Fehlanzeige. Meine aufgesetzte, gefasste Fassade war nicht zu sehen. Tief atmete ich ein und wollte erneut einen Beruhigungsversuch starten, als ich plötzlich Schritte hörte.

Oh nein...

Kurz darauf klopfte es an der Tür. Ich zitterte.

„Alita?"

Schweigend blickte ich in die Richtung, von der seine Stimme kam.

„Alita, jetzt komm. Versteck dich nicht. Mach die Tür auf."

Das war das Letzte, was ich tun wollte.
Ich sträubte mich und zögerte. Allerdings brachte es mir nichts, wenn ich mich weiterhin hier einschloss und ihn wohlmöglich noch verärgerte.

Zögernd und eingemummelt in das Handtuch schloss ich auf und öffnete die Tür. Ich erkannte sofort Fabios Silhouette vor mir und wagte es nicht, ihm in die Augen zu sehen, als ich versuchte, mich wortlos an ihm vorbei zu drängen. Angespannt hielt ich die Luft an, bis ich an ihm vorbei war und lief schnurstracks auf mein Kleid auf der Couchlehne zu, bis ich die Badtür ins Schloss fallen hörte. Als ich mich umdrehte, war Fabio verschwunden und ich seufzte erleichtert.

Ohne großartig darüber nachzudenken, zog ich die Vorhänge zu, schnappte mir einen Klebe-BH sowie einen Slip und stellte mich sicherheitshalber hinter die Bar, während ich mich umzog. Dann schlüpfte ich in den seidigen Stoff und machte den Reißverschluss an der Seite zu.
Am Rücken gab es eine aufwändige Schnürung, die ich selbst blöderweise nicht bewältigen konnte, auch nach mehreren Versuchen nicht. Schließlich gab ich es auf und ging zu meinem Schmucktäschchen, um mir ein silbernes Armband und Ohrringe anzulegen.
Als ich die Vorhänge dann wieder aufzog, kam Fabio wieder aus dem Bad und ich drehte mich abrupt zu ihm um. Mir hatte es erneut die Stimme verschlagen. Ich fühlte mich wieder sau unwohl und wich seinem Blick aus.

The Enemy's Addiction (Alte Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt