40 - Unvorhergesehene Begegnung

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(ca. 5300 Wörter)

𝐀𝐋𝐈𝐓𝐀
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Die Nacht war für mich ein einziger Alptraum. Es war nicht nur Vollmond, sondern die Wirkung der Tablette ließ Stück für Stück nach. Um also zu verhindern, dass ich nicht wegen dem Mond, sondern wegen der Schmerzen, die sich ankündigten, nicht mehr schlafen konnte, war ich wohl oder übel dazu gezwungen, gleich aufzustehen. Allerdings gab das, was ich mir im Kopf als Gründe für diese schlaflose Nacht zusammenlegte, absolut keinen Sinn. Ja, es war Vollmond und ja, keine Wolken bedeckten den Himmel, aber meine Jalousien waren halbwegs unten und die Vorhänge etwas zugezogen.

Aber was ließ mich dann so unruhig sein? Warum lag ich seit knapp einer Stunde wach?

Und warum hatte ich mich nicht einfach umgedreht und versucht, auf der anderen Seite zu schlafen?

Ich sah durch die einzelnen Schlitze, die das Rollo hatte und umfuhr imaginär die Umrisse des dahinter leuchtenden Mondes.
Wieso lag ich überhaupt auf der linken Seite und so weit am Rand von meinem Bett? Sonst schlief ich immer in der Mitte. Immer. Was war nur los mit mir?

Nach weiteren schlaflosen zehn Minuten setzte ich mich auf und ließ meine Füße von der Bettkante baumeln. Mich überkam eine Gänsehaut, als ich die Decke zur Seite schlug. Dabei war es nicht soooo kalt in meinem Zimmer.
Ich schüttelte den Kopf, um etwas klarer in der Birne zu werden. Mein Körper brauchte Ruhe und war so schwer, dass es mich beinahe zurück auf die Matratze zog, aber stattdessen blieb ich regungslos sitzen und starrte gerade aus. Ich dachte über den ganzen gestrigen Tag nach.
Ich wäre so gerne noch im Schloss geblieben. Zusammen mit all den anderen. Von mir aus auch mit Chia.

Schade... Es wäre bestimmt ein schöner Abend gewesen.

Mh, ich muss aufs Klo.

Zögernd stand ich auf und merkte sofort, wie die Suppe zu laufen begann, wenn ihr versteht, was ich meine. Ich seufzte frustriert und begab mich ins Bad. Gedankenverloren wechselte ich meine Binde und wusch mir länger als üblich die Hände, während ich mein Spiegelbild anstarrte.
Ebenfalls ein Nachteil an meiner Periode war, dass meine Haut unreiner denn je wurde. Meine Augenringe waren deutlicher zu sehen, meine Lippen waren staubtrocken und mein Gesicht bleich wie Kreide, als hätte ich noch nie im Leben die Sonne gesehen.

Ich tastete den Waschbeckenrand ab, bis meine Finger über die Packung strichen, die ich gesucht hatte. Blind nahm ich eine Tablette aus dem Blister, legte sie mir auf die Zunge und beugte mich dann zum Wasserhahn runter, um ein paar Schlucke zu trinken. Eigentlich wollte ich keine nehmen müssen und lieber wieder in alte Muster verfallen, aber es war besser, jetzt eine einzunehmen, wo die Schmerzen noch nicht so unerträglich waren, anstatt den Rest der verbliebenen Nacht auch noch wach zu liegen und sie zu spät oder gar nicht zu nehmen. Musste ja keiner wissen, dass ich sie geschluckt hatte.

Als ich fertig war, ging ich zurück in mein Zimmer, aber meine Füße blieben urplötzlich auf der Stelle stehen, als ich auf mein Bett schaute.
Dort lag etwas.
Auf der rechten Seite, wo ich sonst immer lag.

Hä??
Hatte ich mir unbewusst eine Mauer aus Kissen gebaut? Oder war ich paranoid und sah Dinge, die gar nicht da waren?

Ich ging zwei Schritte, hielt dann wieder an.

Bewegte sich der Kissenhaufen?
Nein, ich musste spinnen. Das war doch irre. Ich war irre.

Mit einem mulmigen Gefühl legte ich mich wieder hin, drehte mich dann aber auf meine Lieblingsseite. Doch was ich in diesem Moment erblickte, ließ jegliche Luft aus meinen Lungen entweichen.

The Enemy's Addiction (Alte Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt