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Genervt von unserer Streitigkeit kam ich wieder in Hogwarts an; schloss mich wütend in meinem Büro ein. Die Nachtruhe war inzwischen eingetreten; es war angenehm ruhig. Es waren nur noch die Geister die ich auf den Korridoren sprechen hören konnte, als ich vor meinem Schreibtisch auf dem Boden Platz nahm; mich mit den unzähligen Akten ablenken wollte. Ich wollte weder an Dracos Worte denken, doch an diese angeblichen Umrisse im Wald. Sowohl Draco, als auch George hatten mir abgeraten weiter darüber nachzudenken; wobei George wohl um einiges einfühlsamer war, als mein eigener Ehemann.

„Du bist noch wach?" ertönte Georges Stimme, als er seinen Kopf in mein Büro streckte; ich erschöpft zu ihm hoch sah. Es war inzwischen weit nach Mitternacht; der Aktenturm war auf wenige Dokumente geschrumpft.
„Ja; ich wollte ohne aufgestaute Arbeit ins neue Schuljahr starten." lächelte ich schwach, als er zu mir kam; neben mir auf dem Boden Platz nahm.

„Und?" fragte er mit großen Augen.
„Und was?"
„Was ist der wahre Grund, warum du noch immer im Büro sitzt, statt endlich einmal wieder gut und beruhigt schlafen zu gehen?" hakte er weiter nach.
„Wie kann es sein, dass du immer weißt, wenn ich etwas vor dir verheimliche?" grinste ich fasziniert.
„Jahrelange Übung." witzelte er. „Deine Augen haben es mir verraten."

Geschlagen legte ich meine Schreibfeder nieder; ließ die Akten in die Regal gleiten. Ich lehnte mich an Georges Schulter an; fing an zu zögern.
„Ich habe mich mit Draco gestritten." gestand ich schließlich.
„Du hast ihm von deiner Beobachtung erzählt?"
„Ja." flüsterte ich. „Doch er hat mich bloß als verrückt dargestellt; mir vorgeworfen ich würde bloß unter Einbildungen leiden." ärgerte ich mich mit einem Augenrollen. „Er hat gesagt, dass ich endlich mein verfluchtes Trauma aufarbeiten soll; ich solle unseren Kindern ja keine Angst machen."

„Das hat er gesagt?" fragte George überrascht. ,,Sieht ihm gar nicht ähnlich."
„Er hat mich nicht ernst genommen, George." fuhr ich fort. „Ich meine ich habe ihm davon erzählt, weil ich mir Sorgen gemacht habe. Doch er hat es bloß verdreht; Andeutungen gemacht, dass ich mich mehr auf meine Kinder konzentrieren sollte, statt auf meine Hirngespinste. Als wäre ich eine schlechte Mutter."

„Ich bin mir sicher, dass Draco das so nicht gemeint hat, kleine Malfoy." lächelte er gelassen. „Du musst geschtehen, dass es die vergangenen Jahre nicht leicht war. Seit dem Krieg leidest du unter Alpträumen; du hast immer wieder Voldemort vor dir sehen können. Todesser; deinen Stiefvater."
„Diesmal war es anders, George!" entgegnete ich genervt und sah zu ihm. „Es hat sich so real angefühlt."
„Das hast du auch letztes Jahr gesagt. Und das Jahr davor; und davor." flüsterte er behutsam.

„Du glaubst mir also auch nicht?"
„Das habe ich nicht gesagt; ich will bloß das du verstehst, dass es auch für Draco schwer war." erklärte er, als ich verstummte. „Er muss seit Jahren mitansehen wie du leidest. Du konntest nicht einmal Maias Geburt genießen, da du immer Angst hattest. Du schläfst seit Jahren nicht mehr richtig; du fürchtest dich in der Dunkelheit. Und Draco kann bloß zusehen; er kann nichts machen."
„Darüber habe ich nie nachgedacht." gestand ich enttäuscht. „Ich war egoistisch."

„Nein." lächelte George, als er mich in den Arm nahm. „Du bist bloß erschöpft, Kleines. Verzeih Draco seine Worte; doch auch er ist machtlos."
„Vielleicht hast du Recht."
„Ich bin mir sicher, dass ihr diesen Streit morgen schon vergessen habt." grinste er, als er aufstand; mich zu ihm hinauf zog. „Und jetzt bringe ich dich erst einmal ins Bett." witzelte er, als er mich förmlich aus meinem Büro zerren musste.
„Danke, George." lächelte ich nachdenklich. „Du holst mich immer wieder zurück, wenn ich Unsinn rede."
„Jeder braucht einen Weasley im Leben." antwortete er stolz, als er vor meinem Zimmer stehen blieb. ,,Frag deinen Sohn." zwinkerte er.

„Hat sich Scorpius heute benommen?" fragte ich ausweichend; ein wenig besorgt.
„Er benimmt sich immer." widersprach er, als ich ihn grinsend ansah.
„Er benimmt sich so lange, bis er erwischt wird." korrigierte ich.
„Du solltest dich wirklich nicht sorgen; er ist ein fantastischer Junge. Und außerdem schwer verliebt; da macht man schonmal dumme Dinge." zwinkerte er, als ich ihn mit großen Augen ansah. „Das hast du jetzt aber nicht von mir."

Fear of HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt