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„Diese Art von Folter ist selten und doch kommt sie vor. Bei Anwendung auf ein ausgewähltes Körperteil fließt statt Blut wahrhaftiges Feuer durch die Venen. Weiter durch die Adern zum Herzen. Dieser unnatürliche Prozess schädigt die Blutgefäße und Muskeln so sehr, dass sie absterben."

Es waren Dumbledores Worte gewesen die mir in diesem Moment in den Sinn kamen. Die Worte die er mir vor über einem Jahrzehnt in dem ein und dem selben Krankenflügel offenbart hatte, als das Ausmaß von Umbridges Folter zum Vorschein gekommen war. Meine linke Hand war erneut schwarz; bis über mein Handgelenk hinaus. Ich konnte sie nicht nutzen, nicht spüren; nicht bewegen.

Draco hatte mich zum Krankenflügel gebracht; sowohl George als auch Hermione geweckt. In dem Moment war mir unser Streit vollkommen entgangen; auch meine Angst vor seinen Berührungen. Irgendwas tief in mir wollte ihn dabei haben; sowohl damals, als auch heute.

„Ihre Hand ist abgestorben?" wiederholte George die Worte von Madame Pomfrey leise, als diese bloß nickte. „Aber wie ist das möglich? Jahrelang war alles in Ordnung gewesen; die Spuren der Folter schienen verheilt zu sein, ich verstehe das nicht. Was also hat sich so plötzlich geändert?"

„Die wahre Liebe." antwortete Hermione leise, als sie zu mir sah; dann zu Draco. Wie wir beiden von uns sahen; wie keiner von uns mehr auf die Augen des anderen wartete. „Es war die wahre Liebe zwischen Draco und Aurelia die ihre Hand geheilt hat." erklärte sie weiter, als ich bitterlich gegen meine aufkommenden Tränen ankämpfte. „Stirbt die Liebe, so stirbt auch die Heilung."

Eine komische Stille überschattete uns; uns alle. George begann nervös auf und ab zu gehen; irgendwie eine andere Lösung finden zu wollen. Hermione hingegen wusste das es keinen anderen Weg gab. Und Draco und ich? Wir saßen voreinander; unsere Augen zum Boden gerichtet. Wir waren uns so fremd; und doch wieder so gleich. Es war eigenartig; es schmerzte.

„Trinken Sie das, Mrs. Malfoy." flüsterte Madame Pomfrey, als sie mir ein kleines Reagenzglas mit einer hellgrünen Substanz reichte. „So wird zumindest das gebrochene Handgelenk Ihrer rechten Hand in wenigen Stunden verheilt sein. Ich lasse Sie nun allein; nehmen Sie sich die Zeit die sie brauchen."
„Wenigstens eine Hand die ich noch benutzen kann, was?" lächelte ich ironisch, als ich das Reagenzglas in einem Zug leerte.

„Hör auf Witze zu reißen Aurelia-"
„-was soll ich denn sonst tun, George?" unterbrach ich ihn wütend, als Draco das erste Mal wieder zu mir sah. „Soll ich erneut weinen? Was bringen mir salzige Tränen auf meinen Wangen; was George?"
„Aurelia; du bist im Moment so schwer verwundet, dass du weder deinen rechten Arm, noch deinen linken benutzen kannst!" ermahnte er mich streng. „Deine ganze Karriere steht auf dem Spiel-"
„-denkst du das weiß ich nicht?" schrie ich und warf mit meiner gebrochenen Hand das Glas zu Boden. „Denkst du ich weiß nicht, dass ich alles verloren habe? Doch ich habe es satt zu weinen oder zu trauern; ich habe so schon viel zu viel verloren." sagte ich verletzt und sah zu Draco. „Ich kann nicht mehr; ich muss hier weg."

„Wo willst du hin?" fragte Hermione besorgt. „Du solltest dich ausruhen, Aurelia. Lass deine Hand erst einmal heilen bevor du-"
„-ich habe keine Zeit." unterbrach ich sie gereizt. „Ich muss zum Zauberminister."
„Zum Zauberminister?" wiederholte Draco hellhörig, als ich auf seine Augen traf. „Warum?"
„Ich dachte wirklich, dass ihr mich kennt." lachte ich enttäuscht. „Habt ihr wirklich geglaubt, dass ein paar Verletzungen mich davon abbringen werden weiter nach Bellatrix zu suchen?"

„Aurelia, das kann nicht dein Ernst sein!" erwiderte Draco fassungslos, als er aufstand; auf mich zukam. „Sieh dich doch nur mal an; wie schnellst willst du dich noch umbringen lassen?"
„Ich bin nicht tot, Draco." korrigierte ich angespannt. „Diese Narbe stärkt mich bloß; so wie alle anderen Narben auf meinem Körper auch. Ich habe Umbridges Worte eingeritzt auf meiner Hand; habe eine eingebrannte Häftlingsnummer an meinem Hals und unzählige Schulordnungen auf meinem ganzen Rücken. Und nun trage ich noch die Mörderin meines Vaters auf meiner Haut. Doch keine von diesen Narben hat mich umgebracht; keine. Was also macht da eine mehr?"

Fear of HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt