154 - Aurelias Sicht

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,,Darf ich?" flüsterte ich behutsam, als ich George nach einer kurzen Suche draußen vor einem Felsvorsprung auf dem Boden sitzend gefunden hatte. Wortlos nickte er mir zu; sein Blick galt unserem Ausblick. Eine grüne Landschaft; mit der Stadt im Hintergrund. Es war bereits am dämmern; die Zeit schien hier viel schneller zu vergehen als in unserer Heimat. Die ersten Kamine spuckten bereits den ersten Rauch; die warmen gelben Lichter der Stadt begannen aufzuleuchten. Der Anblick war zu schön für die Gegebenheiten die unser aller Leben beschatteten.

,,Als Ron geboren wurde lag Schnee." sagte George in Gedanken versunken. ,,Es war komisch; es war doch Anfang März." grinste er schwach. ,,Molly brachte ihn ganz dick eingewickelt nach Hause; bestimmt mit vier oder fünf ihrer handgestrickten Wolldecken."
,,Daran kannst du dich erinnern? Du warst kaum zwei Jahre alt." staunte ich aufmerksam.

,,An diesen Tag kann ich mich erinnern." schwärmte er familiär. ,,Es hieß erst das er ein Mädchen sein sollte; doch Fred und ich haben gewusst, dass es wieder ein waschechter Weasleyjunge wird. Ich erinner mich daran, dass er in seiner Wiege lag; sie quietschte fürchterlich nervtötend. Bill hätte sie beinah ins Feuer geworfen." lachte er, als die ersten Tränen in meine Augen stiegen. ,,Ich erinner mich als Molly ihn das erste Mal zwischen Fred und mich gelegt hat; natürlich haben wir nur Quatsch mit ihm gemacht."

,,Wie gut kann ich mir dieses Bild nur vorstellen." lächelte ich emotional. 
,,Bill hatte Charlie; und Percy war lieber allein, das war schon immer so gewesen. Ich hatte Fred; es schien mir unfair, dass Ron niemanden hatte. Dabei war er doch gerade erst geboren." grinste er nachdenklich. ,,Ich habe mir geschworen, egal wie sehr ich meinen kleinen Bruder auch ärgern würde; ich würde immer auf ihn aufpassen. Unfassbar, dass ich derart versagt habe."

,,George-"
,,-erst in Hogwarts; wie er dich und Maia behandelt hat." unterbrach er mich leise. ,,Wie er Draco behandelt hat; und Hermione. Ich hätte ihn vorher aufhalten müssen; es hätte nie so weit kommen dürfen."
,,Das ist nicht deine Schuld, George." sagte ich streng, als ich sein Gesicht zu mir zog; ihn ernst und berührt ansah. ,,Hörst du? Es ist nicht deine Schuld, dass er so geworden ist."

,,Ich wusste, dass er nicht mehr der kleine Bruder war mit dem ich aufgewachsen bin; doch ein Todesser?" fragte er fassungslos; kopfschüttelnd. ,,Aurelia; er ist ein Todesser geworden. Ein Mörder wahrscheinlich; ein Monster."
,,Ron hat seinen Weg bestimmt; gib nicht dir die Schuld dafür." wimmerte ich gebrochen. ,,Sein Handeln; seine Konsequenzen."
,,Ron hat Fred und mich zu großen Brüdern gemacht; unfassbar, dass ich ihn immer beschützen wollte und nun wahrscheinlich im Kampf ihm gegenüber stehen werde."

,,Das musst du nicht." ermahnte ich leise. ,,Ich kann verstehen, wenn du gehen möchtest, George. Ich würde auch nicht gegen Maia kämpfen können; oder es wollen-"
,,-doch ich will es." unterbrach er mich streng. ,,Ron hat dich zu seiner Marionette gemacht; er hat Hermione das Herz gebrochen. Er hat Draco das Herz gebrochen; er hat mein Herz gebrochen." fuhr er fort, als die Trauer in seinen Augen der Wut wich. ,,Er hat unserer Mutter das Herz gebrochen; er hat sich entschieden. Verrat statt Familie; er war mein kleiner Bruder, Aurelia. Er starb, als er meiner Familie mehr Schaden, als Segen zugefügt hat; er ist schon lange kein Weasley mehr, Aurelia."

,,Ich bin stolz auf dich." lächelte ich, als eine einzelne Träne meine Wange hinunter glitt; ich ihn eng in meine Arme zog. ,,Ich sage dir das viel zu selten, denn immer bist du es der für mich da ist; doch ich bin stolz auf dich, Georgie. Und dankbar; und voller Liebe."
,,Werden wir etwa sentimental, kleine Malfoy?" witzelte er wie gewohnt, als meine Umarmung bloß enger und sehnsüchtiger wurde. 

,,Du bist meine Familie; ich liebe dich, George." flüsterte ich liebevoll. ,,Ich wäre heute nicht hier, wenn ich dich nicht an meiner Seite gehabt hätte. Auch wenn du einen Bruder verloren hast; dafür hast du eine neue Schwester bekommen."
,,Eine dickköpfige Schwester." witzelte er leise.

Fear of HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt