149 - Dracos Sicht

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New Orleans - Louisiana - 7.445,36 Kilometer von London entfernt 

,,Was sagt der Kompass?" fragte Hermione erschöpft, als wir auch nach über fünf Stunden Fußmarsch noch immer nicht am Ziel angekommen waren. ,,Erst mussten wir zwei Mal apparieren nur um dann noch diesem verzauberten Kompass stundenlang folgen zu müssen? Warum nicht direkt zum Zielort apparieren?"
,,Du kennst Blaise." antwortete ich genervt; ohne meine Augen von diesem ehlendigen Kompass zu nehmen. ,,Er würde es uns niemals so einfach machen."

,,So bleibt uns wenigstens warm." grinste Livy noch immer hochmotiviert; als wären wir bloß auf einer Wanderung. ,,Außerdem ist es doch wirklich schön hier; die Sonne geht auf, wir sind an der frischen Luft und niemand will uns umbringen. Zumindest nicht nicht." witzelte sie gelassen, als ich sie bloß gekonnt ignorierte; weiter der zittrigen Kompassnadel folgte. Nicht weit genug von ihr entfernt sein konnte.

,,Wie kommt es, dass du immer nur das positive in allem siehst? Ist das nicht anstrengend, wenn so viel schlechtes um uns herum geschieht?" fragte Hermione irritiert, als wir weiter durch das nasse Gestrüpp liefen. ,,Ich meine du bist immer gut gelaunt; ich glaube ich habe dich noch nie mit schlechter Laune gesehen. Selbst als du dich mit Aurelia gestritten hast, warst du liebenswürdig."

,,Das Leben ist viel zu kurz, um die schlechte Energie gewinnen zu lassen." antwortete sie selbstbewusst. ,,Es wird nicht mehr so viel gelacht, wie damals; geschweige denn gehofft. Außerdem ist es Aurelia zu der ich hinauf schaue; ich richte mich nach ihr."
Hellhörig den Namen meiner Frau gehört zu haben, blieb ich stehen; drehte mich zu den beiden um.
,,Aurelia?" wiederholte ich. ,,Warum ausgerechnet sie?"

,,Na, warum hast du dich in sie verliebt?" fragte sie ausweichend; ein wenig frech. ,,Ich kenne wohl kaum eine andere Hexe die mehr Leid ertragen musste, als deine Frau. Erst die Mutter zu verlieren, dann die Tante und den Onkel; die Großeltern. Vom Stiefvater jahrelang misshandelt zu werden, nur um dann zu erfahren, dass ihr leiblicher Vater die ganze Zeit bei ihr war." lächelte sie beeindruckt. ,,Zu erfahren, dass es noch eine Schwester gibt; nur um dann im kurzen Abstand erst die Schwester und dann noch den Vater zu verlieren. Und dennoch; sie hat all das durchgestanden. Sie hat geheiratet und eine eigene Familie gegründet; sie wurde Professorin. Sie hat im Krieg gekämpft; und sie kann immer noch lächeln. Dich sollte es nun wirklich nicht wundern, dass Aurelia Anhänger hat, die sie bewundern."

,,Es wundert mich nicht." korrigierte ich streng. ,,Niemand kennt meine Frau besser als ich; niemand kennt diesen Schmerz den sie durchleben musste, außer sie. Nicht nur du bewunderst sie, Livy."
,,Ich weiß." lächelte sie schwach, als sie ihre Hand auf mein Schulterblatt legte. ,,Und dennoch siehst du deine Frau lieber lächelnd, als weinend. Warum also ist mein Lächeln eine Last, wenn ihres eine Wohltat ist?"

,,Livy-"
,,-schon gut." unterbrach sie Hermione selbstbewusst, als sie mir meinen Kompass aus den Händen nahm; weiter voran ging. ,,Kaum einer mag meine aufgeweckte Art und Weise; ich bin es nicht anders gewöhnt. Doch ändern werde ich mich trotzdem nicht." sprach sie noch, als ich irritiert zu Hermione sah; in ihren Augen Schuld erkennen konnte. Sie auch mich zum nachdenken gebracht hatte.

,,Wir sind nicht hier um Freundschaften zu schließen, Hermione." ermahnte ich sie kühl; ignorierte die Worte in meinem Kopf.
,,Ich weiß; doch sie hat Recht. Findest du nicht auch?" gestand sie nachdenklich, als wir ihr folgten. ,,Wenn Aurelia lacht, dann sind wir alle glücklich; doch wenn Livy glücklich ist, sehen wir es bloß als Last. Was wenn auch sie Leid ertragen musste?"

,,Das wissen wir nicht-"
,,-doch wir sollten es wenigstens verstehen wollen." unterbrach sie mich streng, als ich in mich kehrte. An Aurelia denken musste; wie sie Livy immer als jüngste im Team beschützt hatte. ,,Wir werden eine lange Zeit mit ihr verbringen; deine Zweifel ihr gegenüber sind hier nicht angebracht."
,,Aber-"
,,-nichts aber." fiel mir Hermione erneut ins Wort, als sie mich an meinem schwarzen Mantel mit sich mit zog. ,,Hör auf ihr zu misstrauen und hör auf mich."

Fear of HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt