156 - Aurelias Sicht

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„Er verhält sich lächerlich." nörgelte ich gereizt, als Blaise uns ins Nebenzimmer verbannt hatte; das kleine Mädchen auf meinem Schoß eingeschlafen war. „Wir müssen den Auftrag nicht wegen dem Kind verschieben."
„Was sollen wir sonst tun, Aurelia?" fragte George recht angespannt. „Wir sind hier im Namen des Zauberministeriums; um Todesser zu-" er stoppte, als ich meinen Zeigefinger auf meine Lippen legte. „-du weißt was ich meine. Es war dumm das Kind mitzunehmen."

„Also stehst du auf Blaise Seite?" hakte ich gereizt nach.
„Ich stehe auf gar keiner Seite." korrigierte er mich mit einem Augenrollen. „Ich finde bloß, dass das Kind hier nichts zu suchen hat."
„Sie war ganz alleine, George!" antwortete ich hektisch. „Ihre Mutter scheint sie ausgesetzt zu haben; außerdem trägt sie dieses Mal auf ihrem Unterarm. Wollen wir das denn völlig ignorieren?"

„Ich meine ja nur; was willst du jetzt machen?" entgegnete er ein wenig ausweichend. „Willst du sie den ganzen Auftrag über beschützen und für sie sorgen? Das hier ist nun wirklich kein Ort für dieses kleine Mädchen."
„Ich denke, dass sie schlimmeres erlebt hat, als das hier." sprach nun Cosima; noch recht desinteressiert. „Schau dir ihre Hände an; Brandspuren."

„Das habe ich noch gar nicht gesehen." gestand ich erschrocken, als ich ihr naturrotes und wild gelocktes langes Haar zur Seite strich. „Was ist das?"
„Von einem erhitzten Zauberstab." antwortete Cosima kühl, als George und ich mit großen Augen zu ihr sahen.

„Ein erhitzter Zauberstab?" wiederholte George irritiert.
„Eine veraltete Bestrafung für unartige Kinder." erklärte sie ein wenig leiser. „Die Eltern lassen die Spitze des Zauberstabs erhitzen; er wird so heiß wie wahrhaftiges Feuer. Wenn das Kind nicht hören will, dann wird ihm der Zauberstab auf die Hand gepresst. Eine hässliche und uralte Bestrafung."

„Cosima." flüsterte ich berührt, als ich die Leere in ihren Augen sah. „Das tut mir leid, dass du sowas erleben musstest. Wie können Eltern bloß zu so etwas in der Lage sein?"
„Mein Vater war schwach; er unterlag meiner Mutter in jeder Hinsicht. Ob er selbst Angst hatte oder bloß selbstsüchtig an sein eigenes Wohl dachte weiß ich nicht. Doch meine Mutter; sie war der wahrhaftige Teufel. Mein Rücken ist voll von diesen Brandnarben."

„Was wenn die Mutter inzwischen nach ihr sucht?" fragte George ein wenig abwesend nach. Recht nervös sah er aus einem der Fenster; sah sich auf der Straße um. „Vielleicht hat sie mit diesem Kind etwas hinein geschleust; vielleicht gehört sie zu Bellatrix. Was wenn sie uns gefunden haben?"

„Das haben sie nicht." ermahnte ich konzentriert und sah auf das kleine Mädchen hinunter. „Wenn es so wäre, dann hätten sie längst angegriffen. Ich denke nicht, dass das Kind eine Gefahr ist."
„Wie sicher bist du dir?" hakte George ungewohnt ernst nach. „Übernimmst du die Verantwortung für dieses Kind?"

„Was ist denn bloß los mit dir-"
„-ich mache mir Sorgen, Aurelia!" unterbrach er mich lautstark, als ich ein wenig zurückschrak. „Ich habe selber zwei Mädchen zu Hause; ich kann nicht riskieren, dass sie ohne ihre Eltern aufwachsen! Das Kind trägt ein Todessermal auf dem Arm; so oder so hat sie eine Verbindung zu den Hexen und Zauberern wegen denen wir hier sind!"

„George-"
„-ich hoffe, dass deine Naivität uns nicht in Gefahr bringt." fiel er mir leiser ins Wort, als er die Tür öffnete; im Türrahmen stehen blieb. „Ich habe bereits fünf wundervolle Mädchen in meinem Leben, um die ich mich sorge; ich habe keine Kraft, um deren Sicherheit zu riskieren. Überleg dir gut was du da tust." sagte er noch, als er das Zimmer verließ; ich ihm ein wenig verdutzt hinterher sah.

Mein Herz schmerzte; ich wusste natürlich das er Recht hatte, doch mein Mutterherz hatte stärker geschlagen. Ich konnte und wollte dieses Mädchen nicht alleine lassen; sie würde keine Gefahr darstellen, dessen war ich mir sicher.

Fear of HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt