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Enttäuscht und irritiert über Blaise eiskalte Art und Weise sah ich ihm noch einige Zeit in der Dunkelheit hinterher; auch wenn er bereits lange fort war. Ich sollte wohl jede einzelne der sechzig Minuten nutzen die er mir gegeben hatte, um alles vorzubereiten und alle aufzuklären; die Kinder zu wecken, sie fort zu schicken, meine Ausrüstung zusammen zu suchen. Doch es ging nicht. Ich war wie erstarrt; es ging zu schnell. Viel zu schnell. Ich hatte noch mit Tagen gerechnet; nicht bloß mit wenigen Stunden. Ich kämpfte gegen meine Emotionen; Wut und Hass. Angst und Sorge.

,,Aurelia." ertönte George besorgte Stimme, als er mich draußen weinend an der Hauswand lehnen sah; er sofort zu mir kam. Einige Minuten inzwischen verstrichen waren.
,,Tut mir leid." wisperte ich und trocknete mir hastig meine Tränen.
,,Was denn?"
,,Ich wollte nicht, dass mich einer weinen sieht." gestand ich enttäuscht von mir selbst. ,,Gib mir eine Minute."

,,Hör auf dich zu entschuldigen." ermahnte er mich streng, als er mich zu ihm zog; er mir die letzte Träne trocknete. ,,Weinen wird niemals eine Schwäche sein und ist wohl in diesem Augenblick mehr als nur angebracht."
,,Blaise war hier; in einer Stunde beginnt der Auftrag." erklärte ich leise. ,,Ich muss die Kinder wecken-"
,,-das machen Draco und Hermione schon. Die anderen räumen alles zusammen." unterbrach er mich fürsorglich. ,,Uns allen war schnell klar, dass Blaise Ankunft kein Geschenk zu deinem Geburtstag war." grinste er schwach. 

,,Ich habe geglaubt, dass uns mehr Zeit bleibt. Warum so plötzlich? Warum so schnell?"
,,Je früher wir diesen Auftrag beginnen, desto früher sind wir wieder zu Hause bei unseren Liebsten." versuchte er mich aufzumuntern. ,,Wir werden sie endlich zur Strecke bringen, Kleine."
,,Ich werde nicht bei Scorpius sein können, wenn er Geburtstag feiert." wisperte ich schmerzlichst. ,,Ich weiß nicht was ich ihm sagen soll."

,,Er hat Maia Senior; und Maia Junior. Aber erzähl deiner Schwester bloß nicht, dass ich sie Senior genannt habe, sie würde mich umbringen." lachte George schwach. ,,Seine Großeltern sind bei ihm; er wird nicht alleine sein. Er weiß was hier vor sich geht; und er versteht, dass ihr nicht da sein könnt. Er ist wirklich intelligent, auch wenn er dies immer mal wieder auf die Probe stellt." grinste er stolz. ,,Dafür wird das Wiedersehen umso schöner sein; versprochen, Kleines."

,,Aurelia?" erklang nun auch Hermiones Stimme, als wir gemeinsam zur Haustür sahen; ich sie und Draco im Türrahmen erblickte. Mit all den Kindern; mit unseren Freunden im Hintergrund. Draco trug Maia in seinen Arm; ganz müde schmiegte sie sich an ihn. Und auch Scorpius kämpfte gegen die Müdigkeit an; lehnte sich gähnend an Draco an. Sein Haar war noch ganz zerzaust.
,,Wir kommen." antwortete ich nervös; ängstlich.
,,Wir packen das, kleine Malfoy." zwinkerte George mutmachend, als es Zeit war sich zu verabschieden. Auf unbestimmte Zeit.

Es war ein unfassbar intensiver und schmerzhafter Augenblick. Unsere Kinder in den Armen zu haben; ihre Tränen zu trocknen. Wie sie uns nicht verlassen wollten; wie sie bitterlich darum flehten mitkommen zu dürfen. Es brach mir das Herz zu sehen, wie viele Kinder sich hier von ihren Eltern verabschieden mussten; welch eine Angst in ihren Augen zu erkennen war. Was für eine Unsicherheit; das ich keine Antwort auf die Fragen "wo werdet ihr sein" oder "wann kommt ihr wieder" geben konnte.

,,Pass auf deine Schwester auf, ja?" lächelte ich mit Tränen in den Augen, als ich Scorpius vor mir stehen sah; er mich schmollend ansah. ,,Versprich es mir, Scorpius." flüsterte ich und strich ihm durch sein gelocktes helles Haar.
,,Ich verspreche es." antwortete er leise, als er zu Draco sah. ,,Und du passt auf Mom auf." forderte er streng, als er Draco ein Lächeln entlocken konnte; dieser eine brüchige Stimme bekam.

,,Selbstverständlich, mein Großer." grinste Draco, als er Scorpius zu ihm hoch hob; ich Maia in den Arm nahm.
,,Wir wissen beide, dass ich auf Scorpius aufpassen werde, Mom." flüsterte mir meine Tochter ins Ohr, als ich lachen musste; die Tränen mehr wurden.
,,Sag ihm das nicht." zwinkerte ich flüsternd.
,,Natürlich nicht; wir wollen doch kein Drama." schnaubte sie bloß furchtbar selbstbewusst; stärker, als ich es vermutet hatte.

Fear of HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt