170

305 27 468
                                    

Dunkles Rot, helles Rot, dunkles Orange, helles Orange. All diese Farbtöne; sie hatten mich noch nie sonderlich beeindruckt. Ich hatte sie nicht bewundert; gar haben diese Farben jemals zu meinen Lieblingen gehört, doch die Kraft die diese Kombinationen aufbringen konnten, waren majestätisch. So kraftvoll und anmutig; beinah schon angsteinflößend. Sie waren wunderschön; sie konnten, wenn sie nur wollen würden, ihre eigene Geschichte erzählen. Doch nun, hier; da zerstörten sie eine. Sie zerstörten eine jahrelange und Generationen übergreifende Geschichte. Sie zerstörten unsere Geschichte. 

Vollkommen fassungslos, gelähmt und sprachlos standen wir nun hier. Draco, George, Hermione, Maia, Cosima und ich. Wir standen auf dem nassen Laub und konnten nur noch zusehen. Niemand sprach ein Wort, denn kein Trost wäre nun stark genug gewesen, um unsere Tränen aufhalten zu können. Wir schwiegen; es war bloß dieses verdammte Knistern und Knarren zu hören. Das Knarren der verkohlten Holzbalken unseres Hauses; das Knistern des Feuers. Das Knistern von dem Feuer, welches sich vor uns aufgetürmt hatte. Das Feuer, dass alles zerstört hatte. Das Feuer, dass uns nun alles genommen hatte. Einfach alles.

,,Aurelia-"
,,-Scorpius neuer Besen." raunte ich Draco ganz leise zu; mit einem furchtbaren Schmerz in der Stimme. ,,Und Maias gelbe Gummistiefel; die liebt sie doch so, Draco."
,,Ich weiß." gestand er brüchig, als ich bereits auf das Haus zuging; die unglaubliche Hitze der lodernen Flammen immer näher kam. ,,Aurelia; wo willst du hin?" fragte er erschrocken.
,,Ich muss sie holen." antwortete ich völlig abwesend, als ich weiter ging; er mich an meinem Handgelenk hektisch zu ihm zog. 

,,Aurelia!" ermahnte er mich lautstark, als er meine Oberarme umgriff; mich ernst und mit Tränen in den Augen ansah. ,,Du kannst da jetzt nicht rein!"
,,Aber sie werden traurig sein, Draco." wimmerte ich, als die ersten Tränen meine Wangen hinunter liefen; meine Augen sich vor Schmerz nicht mehr schließen konnten. ,,Ich muss sie holen."

,,Du kannst nicht-" sprach er gebrochen, als er gegen die Tränen ankämpfte; ich im Hintergrund dabei zuhören konnte, wie die Glasscheiben des Hauses zersprangen. ,,-Aurelia; bitte. Ich brauche dich jetzt; du kannst nicht in dieses Haus. Hörst du? Es ist fort; es ist zerstört."
,,Du lügst." lächelte ich geistesabwesend. ,,Dieses Haus gehörte meinen Großeltern, Draco. Dann meiner Mutter; dann uns. Es soll einmal unseren Kindern gehören; es kann also nicht fort sein. Es kann nicht sein; nein."

,,Ich kann das jetzt nicht." sprach Draco am Boden zerstört, als er sich die Hand vor den Mund schlug; Hermione zu ihm kam. George hingegen zu mir. 
,,Aurelia; ich weiß, dass das jetzt viel ist. Zu viel." flüsterte George, als er mein Gesicht umgriff; meinen fesselnden Blick von diesen Flammen nahm. ,,Das Haus ist zerstört; das Feuer hat alles zerstört, verstehst du? Es ist fort."

,,Das ist unmöglich, Georgie." wisperte ich weinend; noch immer ablehnend. ,,Uns wurde alles genommen, außer das Haus. Alles! In diesem Haus ist zu viel geschehen; es ist nicht fort. Es ist die einzige Konstante die wir noch besitzen!"
,,Komm." sagte er ernst, als er mich an meiner Hand zu dem Haus zog; Draco im Hintergrund bereits von Hermione aufgehalten wurde. ,,Gib mir deine Hand." Vollkommen perplex reichte ich ihm meine Hand; er führte sie zum Türknauf. ,,Jetzt öffne die Tür."

Ich konnte mich später nicht mehr an diesen Augenblick erinnern, geschweige denn verstehen warum ich seinen Worten so schutzlos und abwesend gefolgt war. Ich hatte mir selbstverständlich meine Finger verbrannt; hatte erst in diesem Moment die unglaublich erschlagende Hitze spüren können. Ich riss meine Augen auf, als mir endlich bewusst wurde, was diese Flammen so nah vor mir eigentlich taten. Das es real war.

,,George." flüsterte ich panisch, als er mich wieder vom Haus wegzog; ich auf meine Knie fiel. ,,Das darf nicht sein."
,,Es tut mir so leid." sprach er, als auch Hermione und Draco wieder zu uns kamen. Sie sprachen auf mich ein; sie erzählten irgendwas, ich konnte es nicht hören. Konnte oder wollte nicht; es war mir einfach nicht möglich. Alles was ich jetzt nur noch tun konnte, war schreien. Weinen; all den Schmerz der letzten Tage, all das Leid das dieses Feuer in mir ausgelöst hatte, laut und intensiv aus meiner Seele schreien. Ich fing an zu trauern; nicht um das Haus, sondern um die Erinnerungen und die Geschichte die hinter diesen Mauern geschrieben wurden. 

Fear of HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt