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,,Draco?" flüsterte ich ganz leise; beinah lautlos, als ich mich umdrehte. Mein Herz begann fürchterlich laut und schmerzhaft gegen meine Brust zu schlagen; jeder Schlag unterdrückte meine Atmung. Mein eigener Herzschlag erstickte mich bald. Diese verzweifelte Hoffnung; das Erkennen seiner Stimme begann zu schmerzen.

,,Aurelia!" ertönte seine Stimme erneut, als ich meine Augen weit aufriss; sofort zurück zu dieser verfluchten Tür rannte. Ich griff bereits nach dem Türknauf, als ich wie gelähmt stehen blieb. Meine Augen waren so weit geöffnet, dass ich nicht einmal mehr blinzeln konnte; oder es wollte. Die einzelnen Schweißperlen liefen meine Schläfen hinab; meine Augen dabei ganz fixiert auf diesem Türknauf. 

,,Draco?" wiederholte ich erneut, als ich meine Hand von dem Türknauf nahm. ,,Draco, bist du es?"
,,Ich bin es, Aurelia!" antwortete er laut; unfassbar geschwächt. ,,Es war eine Falle; sie haben uns hier gefangen! Wir brauchen Hilfe!"
,,Hilfe?" flüsterte ich nachdenklich, als ich einen Schritt zurück wich; meine unordentlichen Gedankengänge mir Kopfschmerzen bereiteten. 

,,Du bist klüger, Aurelia." ertönte die Stimme meines Vaters erneut hinter mir. ,,Denk nach."
,,Warum bist du wieder hier?" fragte ich leiser; ohne mich zu ihm umzudrehen. ,,Bist du echt oder bilde ich es mir ein? Ist es wie damals? Sehe ich Dinge die nicht wahr sind?"

,,Meine Aufgabe ist es auf dich aufzupassen; ich werde nicht immer bei dir sein, mein Kind. Bloß dann, wenn du mich brauchst. Wann das ist, entscheidest du ganz alleine." erklärte er, als ich seine Hand auf meiner Schulter spüren konnte. ,,Doch egal wann du mich brauchst, ich werde bei dir sein; wenn du ratlos bist, dann werde ich dir die fehlenden Antworten geben. Es wird Zeit, dass dir endlich diese Last abgenommen wird. Also-" sprach er mit einem schwachen Lächeln; verschränkten Armen. ,,-was wirst du jetzt machen, Lii?"

,,Aurelia!" rief Draco erneut. Ich konnte die Tränen in seiner Stimme hören; es war seine Stimme. Ohne Zweifel. Doch ich kannte das Herz meines Mannes mehr, als seine bloße Stimme. 
,,Ich werde gehen." antwortete ich ganz fokussiert, als ich erneut einen Schritt zurück wich; meinen Blick von dieser Tür nahm. ,,Ich gehe."

,,Aurelia?" erklang Dracos Stimme erneut; immer lauter und hektischer. Ich konnte ihn klopfen hören; als würde uns bloß diese zentimeterdicke Tür trennen. Als könnte ich seine Augen durch dieses verfluchte Holz sehen; sein Blau, seine Tränen. Seine Angst.
,,Es tut mir leid." sagte ich ganz kühl; endlich wieder mit klarem Verstand. ,,Doch du kannst mich nicht täuschen; nicht an dem Tag, der mich erst so stark gemacht hat." sprach ich ernst, als ich mich endlich wieder zu meinem Vater umdrehte; zu lächeln begann, als seine stolzen zufriedenen Augen auf mir lagen. ,,Danke, Vater."

,,Deine Intelligenz hast du von deiner Mutter, Aurelia." grinste er schwach. ,,Doch diese kühle Arroganz; die hast du ganz von mir."
,,Eine Tochter wird ihren Vater immer brauchen; egal wie alt sie ist." lächelte ich, als seine Anwesenheit schwächer wurde; er erneut verschwand. Dieser bläuliche Schein in diesem dunklen Saal untergegangen war. Ich ihn nun ganz offiziell als mein Wissen, meine Intelligenz und meine Stärke betrachtete; er Maias Platz eingenommen hatte. Mein Vater nun mein Schutzengel geworden war. 

Ich konnte Dracos Stimme noch immer hören; konnte wahrnehmen wie er gegen die Tür schlug. Wie er nach mir rief; wie mein Herz zeitgleich schmerzte und heilte. Ich wusste, dass ich die richtige Entscheidung traf; denn er hatte sich selbst verraten. 

Ein letztes Mal sah ich nach Sadie und bat sie um einen Gefallen, ehe ich wieder aufbrach; weit vor dem Sonnenaufgang wieder am Apartment aufgetaucht war. George und Cosima schliefen noch immer auf der Couch; behutsam tippte ich den beiden auf die Schulter. Ich reichte ihnen einen kleinen Zettel; legte meinen Finger auf meine Lippen.

Ich ließ von den beiden ab, ging weiter in den schmalen Flur. Noch immer brannte in diesem kleinen Zimmer das sich Blaise zu einer Art Büro gemacht hatte, das Licht. Auch um zwei Uhr in der Nacht.

Fear of HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt