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Das Gewitter war in den nächsten Stunden näher gekommen; ließ den Wind heulen, die Dachziegel über unseren müden Köpfen wackeln. Der Schlaf hätte noch so tief und fest sein können; das Prasseln des Regens durchlief all unsere Ohren. Doch es war der Zustand, dass Draco nicht mehr neben mir lag, der mich aufwachen ließ.

Irritiert über den zuzüglichen Platz im Bett, umgeben von drei Kindern, öffnete ich meine Augen; traf sofort auf das helle Haar meines Sohnes. Er lag gemeinsam mit seiner Schwester nah an meinem Körper; direkt daneben Selma. Ihre Hand lag in seiner; er gab ihr die Sicherheit, die sein Vater mir jedes Mal gab.

,,Es ist bloß laut." erklang Dracos Flüstern, als ich zu der großen Fensterfront sah; ihn durch die hellen Blitze kurz erkennen konnte. ,,Sie sind laut, doch können dir nichts anhaben." sagte er leise, als ich mich behutsam aufsetzte; ich schließlich neben ihm Sadie erkannte. Die beiden saßen auf dem Boden vor dem metergroßen Fenster; und sahen hinaus. Ich konnte sehen wie sie Dracos Arm umklammerte; wie er ihr eine Decke über die Schultern gelegt hatte.

,,Wenn wir die dunklen Wolken sehen, dann haben sie uns gefunden." antwortete Sadie leise; eingeschüchtert von dem Unwetter. ,,Das hat Mom immer gesagt. Was soll das bedeuten?"
,,Diese Wolken sind anders; du musst dich nicht vor ihnen fürchten." erklärte Draco behutsam; mit unterdrückter Wut Alex gegenüber. ,,Diese Wolken können dir und deiner Schwester nichts anhaben; ihr seid hier sicher, weißt du? Deine Stimme ist lauter, als das donnern; die Kraft in dir besiegt jedes Unwetter."

Lächelnd und mit einem liebevollen Herzschlag, legte ich mich wieder in das Bett; zog die Decke über die Kinder und schloss meine Augen. Ich lauschte Dracos Worten noch eine Weile, ehe ich sicher und wohlbehalten; endlich angekommen, wieder in den Schlaf fand. Stundenlang genehmigte ich meinem Körper die Ruhe die er so dringend benötigt hatte. Ich schlief tief und fest; die Wärme der Kinder spendete mir lange Geborgenheit. Ehe mich die Berührungen von kalten fremden Händen erschrecken ließen; sie mir diese Wärme wieder nahmen.

Überall konnte ich sie spüren; an meinen Beinen, meinem Hals, in meinem Gesicht und an meiner Hüfte. Sie wurden gieriger; sie begannen zu schmerzen. Es war als wäre ich gelähmt, denn wehren konnte ich mich nicht. Mein Herzschlag wurde immer schneller und unruhiger; diese bekannte tiefe Stimme immer lauter, ehe ich panisch aufschrak; meine Augen weit aufriss.

Es war ein Traum gewesen; es war bloß ein Alptraum gewesen. Völlig nass geschwitzt griff ich an meine bebende Brust; versuchte mich leise wieder zu beruhigen. Meine Atmung zu kontrollieren; meinem Verstand deutlich zu machen, dass es nicht real war.
,,Draco? Bist du wach?" flüsterte ich und sah neben mich; konnte ihn doch erneut nicht erkennen. ,,Draco?"

Ich sah wieder zu der Fensterfront, doch weder Dracos noch Sadies Umrisse waren in der Dunkelheit zu erkennen. Während ich Sadie schnell wieder neben mir, in den Armen ihrer großen Schwester, finden konnte, fehlte von Draco weiterhin jede Spur. Leise stand ich schließlich auf, deckte die Kinder zu; und verließ leichtfüßig das Zimmer.

,,Draco?" wisperte ich erneut, als ich durch den schmalen Flur ging; ich wiederholt keine Antwort bekam. Ich ging die Wendeltreppe Schritt für Schritt hinunter; bemerkte schließlich warmes Licht im unteren Wohnraum, als ich rechtzeitig stehen blieb; auf einer der untersten Treppenstufe Platz nahm.

,,Sie hat Alpträume." ertönte Dracos besorgte Stimme, als ich bloß seinen Schatten erkennen; seine Stimme hören konnte.
,,Alpträume?" antwortete Georges Stimme. ,,Was für Alpträume?"
,,Ich weiß es nicht." gestand Draco mit einem Schnauben. ,,Doch sie verheimlicht etwas; ich mache mir Sorgen, George. Ich wollte sie wecken, doch es war als hätten meine Berührungen ihr bloß noch mehr Angst gemacht. Irgendwas stimmt hier nicht."

,,Frag sie, Draco." sagte George nachdenklich. ,,Sie soll nicht wieder an Alpträumen und Wahnvorstellungen kaputt gehen; nicht jetzt. Besonders nicht jetzt."
,,Besonders nicht jetzt?" wiederholte Draco hellhörig, als meine Wangen erröteten; ich mit bebender Brust lauschte. 

Fear of HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt