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Ich ließ das heiße Wasser über meinen Körper laufen; ließ ihn den Schmutz und die Kälte von ihm befreien. Mit meiner Hand strich ich über mein nasses Haar; ließ das Wasser auf mein Gesicht prasseln. Als wäre es heilendes Wasser, ließ es meine Wangen von den elendigen salzigen Tränen befreien. Mir war bewusst das ich morgen für mindestens neun Tage nach Azkaban gehen würde; in eine Zelle die kaum größer war, als unsere Abstellkammer. Ohne ein Bett; ohne jegliche Menschlichkeit. 

Es war mir nicht neu; leider. Und dennoch; die Akzeptanz über das Wissen, dass ich morgen um diese Uhrzeit bereits wieder diese löchrige Kleidung tragen würde und meine Nächte auf den kalten kahlen Böden verbringen muss, löste etwas in mir aus. Es war keine Angst; nein. Es schien als wäre es Akzeptanz. Ich wusste, dass meine Familie während meiner Abwesenheit weiter nach Hinweisen suchen würde; ich wusste, dass die Hoffnung noch nicht gestorben war. 

Ich stieg schließlich aus der dampfenden Dusche; band mir ein Handtuch um meinen Körper. Nachdenklich griff ich in den kleinen Schrank; zog ein kurzes schwarzes Nachthemd hervor, welches mich traurig lächeln ließ. Es war ein Geschenk von Draco gewesen; zu meinem ersten Muttertag.

Ich hatte mich an diesem Tag grauenvoll gefühlt; überfordert und angespannt. Er hatte mir ein heißes Bad eingelassen, mir währenddessen etwas vorgelesen, während er Scorpius wiegend in seinen Armen gehalten hatte. Er schenkte mir dieses Nachthemd; ließ mich endlich wieder ruhig und bequem schlafen. Eine Geste; ein Geschenk, welches einen hohen emotionalen Wert für mich hatte. Noch immer. 

,,Was machst du denn hier?" lächelte ich schwach, als ich aus dem Badezimmer trat; zu meinem Bett blickte. 
,,Ich dachte, dass du vielleicht ein wenig Gesellschaft gebrauchen könntest." antwortete George mit einem Grinsen, als er in meinem Bett lag; ungeduldig neben sich auf das Laken klopfte. ,,Ich könnte es zumindest."

Mit einem dankbaren Lächeln kam ich schließlich zu ihm; legte mich neben ihn. Mein nasses Haar fiel noch über meine Schultern, als ich ihn bloß mit großen Augen ansah. Ich durfte meinen Kopf auf seine Brust legen; er seinen Arm um mich. Ich genoss diesen schlagenden Herzschlag; genoss diese Wärme. Kämpfte gegen meine Tränen an. 

,,Danke." flüsterte ich ganz leise, als das Zimmer so still war. So furchtbar still.
,,Nicht dafür." sagte er mit ruhiger Stimme. ,,Tut mir leid, dass ich vorhin so streng mit dir war."
,,Nein." widersprach ich nachdenklich. ,,Entschuldige dich nicht; das habe ich wohl gebraucht. Du kennst mich doch."
,,Das tue ich." schmunzelte er offensichtlich zufrieden. ,,Es sind harte Zeiten; es ist zu viel geschehen, um nun noch einen klaren Verstand bewahren zu können."

,,Wie geht es dir?" fragte ich ein wenig ausweichend. ,,Ich habe das Gefühl, dass ich dich das viel zu selten frage. Es tut mir leid."
,,Ich vermisse sie." gestand er nach einigen Sekunden des Zögerns; unterdrückten Tränen, die ich nichtsdestotrotz in seiner Stimme hören konnte. ,,Ich vermisse sie schrecklich, Aurelia."
,,Ich weiß." wisperte ich ganz leise, als ich meine Hand auf seinen bebenden Herzschlag legte; diesen so, naiver Weise, beschützen wollte. 

,,Ich vermisse es wie sie mit ihrer Nase zuckt, wenn sie in einem Buch liest; ich vermisse ihr Lachen, nachdem ich sie mit meinen Albernheiten dazu gebracht habe." fuhr er fort, als ich ihm aufmerksam, schmerzend, zuhörte. ,,Sie hat den Kindern abends immer ein Buch vorgelesen; ich vermisse es. Es gibt wohl nichts was ich nicht an ihr vermisse; selbst unsere Streitgespräche." witzelte er traurig; nachdenklich. ,,Sie hat immer gewonnen; oder ich habe sie einfach gewinnen lassen. Sie wurde ganz fuchsig und ich hatte immer das Gefühl das ihre Locken dabei noch wilder wurden. Noch schöner; auch wenn ich immer geglaubt habe, dass das gar nicht mehr möglich ist."

,,Vielleicht-" sagte ich vorsichtig, als ich zu ihm hinauf sah. ,,-vielleicht gibt es noch Hoffnung, George."
,,Sag das nicht, Aurelia." antwortete er leise; mit brüchiger Stimme. ,,Bitte sag das nicht."
,,Aber was ist, wenn es so ist?" hakte ich weiter nach, als ich mich aufsetzte; mit großen hektischen Augen zu ihm sah. Er legte seine Hand unter seinen Kopf; sah mich geduldig, wenn auch nicht ganz begeistert, an. ,,Was wenn wir eine Möglichkeit finden die beiden zurückzuholen?"

Fear of HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt