Ein Tag vor Bonn
Wincent hatte die freien Tage genutzt, um sich vom Anfang der Tour und den Strapazen in seinem Privatleben ein wenig zu erholen. Er verbrachte viel Zeit mit seiner Schwester und seiner Mum, was alle drei sehr genossen. Natürlich nutzte er auch die Zeit, um mal wieder mit Marco um die Häuser zu ziehen, und sich dabei auch die ein oder andere Ablenkung von Janina zu suchen. Aber das war immer das Gleiche. Es gab ihm nichts, außer Befriedigung und bei der ein oder anderen war er sich auch sicher, dass er sie nur abschleppen konnte, damit sie endlich einen prominenten Namen auf ihrer Sex-Liste hatten. Dabei musste er wieder an Finja denken. Auch sie war letztendlich ein One night stand, wie jeder andere auch. Und wenn kein Alkohol im Spiel gewesen wäre, wäre es sicher auch nicht so weit gekommen. Aber irgendwas war trotzdem anders in dieser Nacht gewesen. Er wusste nicht, ob Finja wusste, wer er war. Zumindest hatte sie es ihm gegenüber nicht gezeigt. Und das fand er gut. Er hatte das Gefühl, bei Finja einfach nur kurz der Wincent zu sein, der gerade von seiner Freundin verlassen wurde und aufgefangen werden musste. Letztendlich war sie auch nur Mittel zum Zweck, er hätte vermutlich auch jede andere hübsche Dame in der Bar angesprochen, weil er einfach nicht alleine sein wollte. Aber Finja hatte ihm in der Nacht trotzdem irgendwie ein gutes Gefühl gegeben, welches er mit den anderen Frauen nicht immer hatte. Und irgendwie vermisste er dieses Gefühl. Sich einfach kurz keine Gedanken darüber zu machen, ob es richtig oder falsch war, was er gerade tat. Oder was sein Gegenüber von ihm dachte. Finja war ja scheinbar gerade in einer sehr ähnlichen Situation gewesen. Aber vielleicht hatte sie sich inzwischen ja auch wieder mit ihrem Exfreund ausgesprochen und alles war gut. Und dann fiel ihm wieder ein, dass sie ihm ja ihre Nummer gegeben hatte. Warum hatte sie das eigentlich getan? War es nicht klar, dass es für beide hier nur um Ablenkung ging? Was war, wenn sie allerdings noch mehr Ablenkung brauchte? Brauchte er sie auch? Er schaute sich in seinem Wohnzimmer um. Hier fehlte einfach Leben, Lachen, Janina. Oder einfach eine Frau? Inzwischen war er sich auch gar nicht mehr sicher, ob er wirklich Janina vermisste, oder einfach eine Person, die mit ihm das Leben teilte.
Er schnappte sich sein Handy und schaute in den Plan, wann er in Bonn sein musste. Es würde locker reichen, wenn er sich morgens auf den Weg machte, er wollte nämlich unbedingt mit dem Motorrad kommen. Und dann überlegte er, was er bis dahin noch mit seinem Abend anfangen sollte. Er schaute auf die Uhr, es war kurz nach 16 Uhr und er hatte eigentlich keine Lust, hier alleine auf seinem Sofa rumzuhängen. Seine Schwester und seine Mum hatten heute keine Zeit und andere Leute wollte er eigentlich nicht sehen. Und genau in diesem Moment kam wieder das Gefühl von Einsamkeit über ihn. Und da kam ihm ein Gedanke. Er ging in seinem Handy auf Kontakte und suchte Finja raus. Sie hatte es ja schließlich nicht ohne Grund angeboten, dass er sich melden konnte. Warum also nicht? Und irgendwie sagte ihm sein Gefühl auch, dass es eine gute Entscheidung ist. Er würde einfach jetzt schon nach Köln fahren und könnte dann von dort aus morgen nach Bonn fahren. Er wählte die Nummer und wartete. Nach dem dritten Klingeln meldete sich eine Stimme. "Hallo?" fragte Finja etwas verwirrt. Verständlich, sie hatte sicher nicht damit gerechnet, dass er sie einfach anrief. Aber er hatte seine Nummer unterdrückt, so war es ihm doch lieber. "Hey, Wincent hier. Ähm, bist du zuhause?" Er fasste sich an den Kopf. Wie sehr will er mit der Tür ins Haus fallen? JA! Es würde ihn nicht wundern, wenn Finja gleich einfach auflegen würde. Aber das tat sie nicht.
Finja war sehr irritiert über den Anruf und hatte damit auch überhaupt nicht gerechnet. "Oh, hey. Also ja, ich bin zuhause. Bist du in Köln?" fragte sie auch direkt. Sie musste erstmal realisieren, dass er sie gerade wirklich angerufen hatte. Am anderen Ende druckste er ein wenig rum. "Naja, also noch nicht. Eigentlich müsste ich erst morgen in Bonn sein, aber ich wusste nicht, was ich heute Abend mit meiner Zeit anfangen sollte und hab dann überlegt, einfach heute schon zu fahren. Und du hattest, naja, halt das Angebot gemacht, dass ich mich melden könnte. Deswegen jetzt meine Frage, sehen wir uns in 4 Stunden?" Ohje, damit hatte Finja nun gar nicht gerechnet. "Ähm, ja. Also ehrlich gesagt, hast du mich damit jetzt gerade echt überrumpelt." stammelte Finja in den Hörer. Ihr Magen krampfte sich zusammen und ihre Finger begannen, zu zittern. "Sorry, war auch ne dumme Idee. Ich wollte dich eigentlich auch gar nicht stören. Tut mir Leid." kam es entschuldigend von Wincent und er war kurz davor, das Gespräch zu beenden. "Nein, warte. Komm gerne vorbei. Ablenkung klingt gut." sagte Finja hastig, nachdem sie sich wieder gefangen hatte. "Wirklich? Ich will echt nicht, dass du was falsches denkst, aber ich dachte halt, dass du es auch gebrauchen könntest, naja, nach der letzten Nacht." Irgendwie fand Finja es gerade auch echt süß, wie er ein bisschen hilflos wirkte und sich einen zurecht stammelte. "Fahr vorsichtig." sagte sie lächelnd. "Und mach dir keinen Kopf, mir würde eine Fortsetzung gut tun." Sie hörte Wincent am anderen Ende ausatmen. "Okay. Dann bis gleich. Gibst du mir deine Adresse?" Finja nannte ihm ihre Adresse und dann legten sie auf. Sie starrte ihr Handy an. Was war das bitte? Sie musste lachen. Das konnte doch wirklich nicht wahr sein. Jetzt hatte Wincent Weiss sie gerade angerufen, um sich mit ihr zum Sex zu treffen. In welchem Universum lebte sie eigentlich gerade? Panisch schaute sie an sich hinunter. Sie müsste dringend duschen. Und sich rasieren! Ohje, und auf jeden Fall sämtliche Merch-Artikel, die in ihrer Wohnung rumflogen, verschwinden lassen. Na man gut, dass der Kerl jetzt noch 4 Stunden auf der Autobahn sein würde. In Windeseile huschte sie unter die Dusche und machte sich fertig. Danach wirbelte sie durch ihre Wohnung und sammelte alles, was nach Wincent aussah ein, um es in einem Karton zu verstauen.
Dabei wurde ihr bewusst, dass sie ganz schön viel Kram hatte. Und das dieser Typ, der sie gerade noch von einem der Polaroids angrinste, in ein paar Stunden nackt in ihrem Bett liegen würde. Bei diesem Gedanken wurde ihr schon wieder ganz anders. Wie sollte sie ihn denn eigentlich gleich begrüßen? Ihn umarmen? einen Kuss geben? Einfach lächeln und winken? Sie kam sich so bescheuert vor. Und wie würde das überhaupt ablaufen? Sie hatte jetzt zwar Verkehr mit mehreren Männern gehabt, aber sie hatte sich noch nie mit einem Mann zum Sex verabredet. Sollten sie vorher noch was essen? oder trinken? Trinken war eine gute Idee. So würde die Stimmung vielleicht etwas angeheitert werden. Schnell stellte sie noch ein paar Bier kalt. Dann warf sie nochmal einen Blick ins Schlafzimmer, ob dort auch wirklich kein Merch mehr rumlag. Sie schaute auf die Uhr und wurde langsam nervös. Das Telefonat hatten sie vor etwa 4 Stunden beendet. Er könnte also jeden Moment hier sein. Und dann klingelte es an der Tür.
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Wann kommt die Liebe in mein Leben
FanfictionFinja und Wincent Ist wirklich alles Gold, was glänzt? Wincent Weiss: Senkrechtstarter und A-Promi der Deutschen Musik Szene. Frisch verliebt und glücklicher denn je. So zumindest der Schein. Doch was passiert, wenn er es nicht mehr schafft, den Sch...