Wann kommt die Liebe in mein Leben

Kapitel 36

Am Sonntag war es dann soweit und Finja machte sich von Köln aus auf den Weg nach Hildesheim, um sich dort mit Malena und ein paar anderen Mädels zu treffen, von denen sie auch direkt freudig empfangen wurde. “Mensch Finja, von dir hat man ja auch lange nichts gehört.” Finja zuckte mit den Schultern. “Viel Unikram, ich brauchte einfach mal eine Auszeit.” “Und warum hast du denn gar keinen Merch an? Hatten wir doch so abgesprochen.” Das letzte, was Finja allerdings wollte war, dass sie hier vielleicht auf Wincent treffen würde und sie dabei einen seiner Hoodies anhatte. Sie hatte sich dann lieber für eine schwarze Leggins und einen neutralen Hoodie entschieden. “Waren alle in der Wäsche, hatte ich irgendwie verplant.” entschuldigte sie sich und dann machten sie sich auf den Weg zum Gelände. Sie erkundeten alles und schauten sich schonmal einige der Stationen an, die sie später auf jeden Fall noch ausprobieren wollten. “Ich glaube, da hinten kommt Wincent.” rief plötzlich eine der Mädels und Finja zuckte zusammen. Für einen kurzen Moment hatte sie ganz vergessen, dass er ja auch hier war. Er wurde direkt von einer Traube von Menschen umgeben und Finja schaute zu Malena. “Der Arme.” murmelte diese nur und sie entschieden, sich das bunte Treiben aus der Ferne anzusehen. “Er sieht nicht so glücklich aus.” stellte Finja fest, aber das lag vermutlich einfach daran, dass er sich gerade überhaupt nicht frei bewegen konnte. “Wollen wir uns nicht lieber die Stationen mal anschauen? Die sind jetzt frei.” schlug Finja vor und Malena wusste, dass sie Wincent einfach aus dem Weg gehen wollte. Und ihrer besten Freundin zu Liebe ging sie mit und ein paar der anderen Mädels begleiteten sie auch noch. “Das muss man sich ja echt nicht antun.”
Und so verbrachten sie dann noch einen schönen Tag auf dem Gelände, probieren viel aus und hatten einfach Spaß zusammen. Wincent war inzwischen bei einem Zelt untergebracht, wo er fleißig Autogramme gab und Fotos machte. Ihn hier auf dem Gelände anzutreffen, war also so gut wie unmöglich und das entspannte Finja sehr. Ab und zu warf sie einen Blick zu ihm rüber, um zu beobachten, wie er mit den Fans agierte. Und er sah schon gut aus. Und etwas entspannter als vorhin bei der Eröffnungsrede. Ein bisschen freute sie sich dann sogar schon auf das Konzert später, denn seine Musik und das, was er da auf der Bühne machte, fand sie ja immer noch gut. Als sie dann allerdings später in der Schlange vor dem Einlass standen und darauf warteten, dass das Konzert losging, wurde sie doch nervös. War es doch eine dumme Idee, herzukommen? Würde er sie von der Bühne aus überhaupt sehen? Hoffentlich nicht. “Ich glaube, ich muss nochmal auf Toilette.” murmelte Finja und wollte gerade gehen, als zwei der anderen Mädels ihr folgten. “Wir auch, warte.” Sie verließen ihre Plätze und gingen in das Gebäude nebenan, um sich für die Toilettenschlange anzustellen. Finja holte ihr Handy raus, um ein paar Nachrichten zu lesen, während sich die anderen beiden unterhielten und sich schon sehr auf das Konzert freuen. Plötzlich verstummten sie und starrten Finja an. Beziehungsweise starrten sie hinter sie.
“Moin!” rief da eine ihr bekannte Stimme hinter ihr. Sie wollte sich gerade instinktiv umdrehen, als Wincent plötzlich direkt an ihr vorbei lief. Um nicht in sein Blickfeld zu kommen, drehte Finja sich blitzschnell wieder um, was allerdings dazu führte, dass Wincent mit seinem Arm genau gegen sie stieß und sie ein Stück zur Seite rempelte. Ehe sie sich nochmal umdrehen konnte, war Wincent auch schon weitergegangen. Allerdings hatte er seinen Kopf noch nach hinten gedreht und so trafen sich ihre Blicke für eine Millisekunde. “Fuck” dachte Finja nur, aber da war Wincent mit seinen Begleitern schon verschwunden. Hatte er sie wirklich gesehen? Es ging alles so schnell. “Ey, das gibts ja nicht. Da hat Wincent dich einfach zur Seite gerempelt und entschuldigt sich nicht mal.” lachte eine der beiden Mädels. “Ob er uns erkannt hat? Er hat uns genau angeguckt.” kicherte die zweite. “Man Finja, fast hätte er dich über den Haufen gerannt. Er hat dich berührt. Abgefahren.” Wenn ihr wüsstet wo der mich schon überall berührt hat, dachte Finja und ihr wurde schlecht. Immer wieder schaute sie unauffällig auf ihr Handy, um zu checken, ob Wincent ihr geschrieben hatte. Aber es blieb still. Vielleicht hatte er sie auch wirklich nicht erkannt. Aber Finja wusste eigentlich, dass sie sich das gerade nur einredete.
Zum Glück ging es dann auch bald zum Einlass und aufs Konzertgelände. Sie standen ein bisschen weiter hinten und rechts von der Bühne, so dass sie eigentlich nicht direkt in seinem Blickfeld waren. Finja schaute sich um. Es waren zudem auch viele kleine Kinder da, die sicher eher seine Aufmerksamkeit bekommen würden, als sie. Auch Malena spürte, dass Finja nervöser wurde und griff nach ihrer Hand. “Ich bin bei dir.” flüsterte sie und in dem Moment war Finja einfach nur dankbar dafür, dass Malena da war. “Guckt mal, da hinten sieht man die Band stehen.” murmelte eines der Mädels, die hinter Finja und Malena standen. Und tatsächlich, durch die Absperrung konnte man ein bisschen in den Backstage Bereich schauen, und zumindest erahnen, welche Personen dort standen. “Wincent steht da auch, mit Anna.” flüsterte Malena und Finja sah ihn sofort. Neben Anna stand noch eine weitere Blondine, die sie aber nicht richtig erkennen konnten. “Anna schleppt ja auch immer irgendwelche Freundinnen mit.” murmelte Malena und wollte sich gerade zu den anderen Mädels umdrehen, als Finja sie wild anstupste. “Das ist keine Freundin von Anna.” zischte sie nur und in dem Moment sahen die beiden, wie Wincent sich zu der Blondine beugte und ihr einen Kuss gab. Finja erstarrte und sofort wurde ihr schwindelig. Ihr Magen zog sich zusammen und ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. “Oh.” kam es nur von Malena und sofort legte sie einen Arm um Finja. “Scheiße.” murmelte sie dann noch. Finja war immer noch regungslos und konnte keine Worte finden. “Willst du gehen?” fragte Malena sie dann leise und nahm sie in den Arm. Finja ließ es geschehen. Erst so langsam realisierte sie, was sie da eben gesehen hatte. “Er hat sie geküsst.” murmelte sie leise. “Das war also der Grund, warum er das mit uns beendet hat.”