Wann kommt die Liebe in mein Leben

Kapitel 23

Abends kam Finja kaputt nach Hause. So ein ganzer Tag Uni schlauchte schon und sie musste sich langsam wirklich mal einen Plan machen, wann sie für welches Fach lernen musste. Durch die letzten Wochen ist die Uni dann leider doch sehr in den Hintergrund gerückt. Und so verbrachte sie die nächsten beiden Tage am Schreibtisch. Zwischendurch schrieb sie mit Wincent, aber dabei ging es eigentlich eher um Kleinigkeiten, was sie so am Tag gemacht hatten. Wobei das auch nicht wirklich spektakulär bei beiden war. Wincent hatte sich Zuhause mal wieder mit Marco und mit seiner Schwester getroffen und nutzte die freie Zeit, um noch ein paar Dinge in seinem neuen Haus zu erledigen. Das fiel im tatsächlich gar nicht so leicht, denn einige Sachen hatte er bereits mit Janina geplant und hatte eigentlich keine Lust, es alleine durchzuziehen. Unter anderem musste er sich noch entscheiden, wie er den Garten angelegt haben wollte. Bisher war dies nur eine große Rasenfläche und ein paar Blumen und Pflanzen wären schon ganz schön. Er hatte nur leider gar keine Ahnung davon. Als er Abends auf seiner Terasse saß und auf die Fläche sah, kamen diverse Gespräche, die er hier mit Janina geführt hatte, wieder hoch. Sie hatte schon eine genaue Vorstellung, wie man es gestalten könnte, aber genau auf diese Vorstellung hatte Wincent jetzt keine Lust mehr. Er machte ein Foto und schickte es Finja. "Nur Rasen ist doof, oder?" schrieb er dazu und legte das Handy wieder zur Seite. Im Nachhinein überlegte er, warum er Finja das gerade geschickt hatte. Was sollte sie denn darauf antworten? Er stand auf, ging wieder ins Haus und legte sich aufs Sofa. Er schaute an die hohe Decke. Warum hatte er sich eigentlich für so ein großes Haus entschieden, wenn er hier doch alleine wohnen würde. Und wozu machte er sich eigentlich Gedanken, wie der Garten aussah? Er selber war ja eh selten Zuhause, bis dahin würden die Pflanzen vermutlich eh alle eingehen. Irgendwann vibrierte sein Handy. Nachricht von Finja. Sie hatte ihm ebenfalls ein Foto geschickt. Als er es öffnete, musste er sich erstmal hinsetzen und sich genauer anschauen, was sie ihm da geschickt hatte.

[2] Es war eine Zeichnung bzw. ein Grundriss von seinem Garten. Dazu hatte sie ein paar Pflanzen, einen Weg und eine Sitzecke eingezeichnet. "Nur Rasen wäre doof, das stimmt. Ich hab mich mal ausgetobt." Wincent musste grinsen. Und das, was sie da gezeichnet hatte, sah sogar wirklich gut aus. "Bist du nebenbei noch Gartenlandschaftsplanerin?" schrieb er zurück und erhielt auch sofort eine Antwort. "Nee, aber Fächer wie Illustration und Gestaltung haben sich dann wohl doch gelohnt. Und mir macht das Spaß." "Dann musst du mir unbedingt noch mehr zu deinen Ideen mitteilen." "Gerne. Übermorgen nach dem Konzert?" Wincent überlegte kurz. "Oder morgen vor dem Konzert? Ich habe nichts vor." Jetzt war er gespannt auf Finjas Antwort. Ursprünglich hatten sie nur davon gesprochen, dass er nach dem Konzert in Köln bei ihr schlafen wollte und nicht schon einen Tag früher kommen wollte. "Alles klar, dann bis morgen. Ablenkung vom Schreibtisch kann ich gebrauchen." Wincent musste schmunzeln. Na immerhin dachte sie direkt in diese Richtung. Zufrieden packte er seinen Kram für die nächsten Tage zusammen und ging dann pennen. Er wollte am nächsten Morgen direkt losfahren nach Köln. Zuhause hielt ihn gerade eh nichts, also konnte er auch noch ein bisschen Zeit mit Finja verbringen und damit die Gedanken an Janina und das Haus erstmal wieder vergessen. Als er am nächsten Morgen gegen Mittag das Auto in der Nähe von Finjas Wohnung parkte, schaute er sich noch ein paar Mal um, ob auch wirklich keiner mitbekam, dass er hier war. Manchmal nervte ihn dieses Versteckspiel extrem, gerade wenn es um sein Liebesleben ging. Er war zwar immer ein offenes Buch, aber gewisse Dinge sollten nunmal privat bleiben. Als er die Treppen hinauf ging, stand Finja schon in der Wohnungstür und strahle ihn an, als er vor ihr stand. "Komm rein." Etwas verhalten nahmen sie sich dann in den Arm und Wincent ging in die Wohnung.

Relativ schnell waren sie dann aber auch schon in Wincents Gartengestaltung vertieft. Er hatte sogar noch ein paar Fotos gemacht und Finja stellte ihm ihre Ideen vor. Wincent war ganz fasziniert davon, mit welcher Leidenschaft sie davon erzählte und er merkte auch, dass sie ein gutes Auge dafür hatte. Und dann fiel ihm ein, dass er eigentlich fast gar nichts über Finja wusste. "Was studierst du eigentlich?" fragte Wincent dann etwas verlegen und dann erklärte Finja ihm erstmal, was sie eigentlich machte und dass sie nebenbei auch noch bei ihrer Tante im Fotostudio aushalf, wenn es passte. "Also wenn Mats oder Noah mal ausfallen, sag Bescheid." lachte sie. Wincent stockte ganz kurz, aber natürlich wusste Finja, wer Mats und Noah waren, auch wenn er sie noch nie ihr gegenüber erwähnt hatte. Finja merkte das und versuchte schnell, das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. "Hast du eigentlich Hunger?" Wincent nickte. "Ohja, ganz schön." "Okay, Pizza oder Nudeln? Hier um die Ecke ist ein super Italiener, der auch liefert." Schnell hatten sie sich ausgesucht, was sie essen wollten und Finja ging in die Küche, um anzurufen und zu bestellen. Wincent schaute sich ein bisschen in ihrem Wohnzimmer um und blieb irgendwann mit seinem Blick an einem weißen Karton unter dem Regal hängen. Und dieser Karton kam ihm sehr bekannt vor. Unschwer zu erkennen befanden sich zwei schwarze Ws darauf. Natürlich hatte Finja auch Merch. Er wurde neugierig und fischte den Karton hervor. Darin befand sich eine kleine Sammlung von CDs, Autogrammkarten und Merch-Artikeln. Irgendwie fand Wincent es merkwürdig, diese Sachen in einer Wohnung einer Frau zu finden, mit der schlief. Und es führte ihn wieder vor Augen, in was für eine heikle Situation er sich da hineinmanövriert hatte. Finja war eben immer noch ein Fan von ihm. Sie wusste einfach viel mehr über ihn, als er über sie. Zum Glück war dieser Unterschied unwichtig, da sie ja nur miteinander schliefen. Und das war am Anfang für beide neu. Schnell schob er den Karton wieder zurück, bevor Finja zurückkam.