Kapitel 6

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Am nächsten Morgen wurde Finja mit stechenden Kopfschmerzen wach. Wo war sie eigentlich? Das war definitiv nicht ihr Hotelzimmer. So langsam kamen die Erinnerungen der letzten Nacht wieder und mit einem Mal war sie hellwach. Fuck fuck fuck...dachte sie panisch. Das war nicht wirklich passiert, oder? Sie drehte sich vorsichtig zur Seite um. Und da lag er und schlief. Sie hatte es nicht geträumt. Scheiße. Sie lag neben Wincent Weiss in seinem Hotelbett. Nackt? Ein Blick unter die Decke bestätigte ihr diesen Gedanken. Sie fuhr sich mit den Händen über den Kopf. Langsam realisierte sie, was gestern Nacht passiert war. Sie hatte mit ihm geschlafen. Verdammt, sie hatte mit Wincent Weiss geschlafen. Bei dem Gedanken wurde ihr schlecht. Wie zur Hölle war das passiert? Ja gut, danke Alkohol. Aber wie konnte sie es soweit kommen lassen? Warum ist sie darauf eingegangen? Warum hatte sie nicht über die Konsequenzen nachgedacht? Gab es überhaupt welche? Sie könnte jetzt einfach abhauen, er würde sich bestimmt nicht mehr an sie erinnern. Aber wo waren eigentlich ihre Sachen? Vorsichtig bewegte sie sich, um sich umzuschauen. Neben ihr bewegte sich die Decke. Mit einmal Mal war Finja wie versteinert. Wie sollte sie denn bitte gleich reagieren, wenn er wach werden würde? So langsam breitete sich Panik in ihr aus. Es gab eigentlich nur eine Möglichkeit, aus dieser Situation rauszukommen. Sie müsste abhauen. Jetzt. Vorsichtig schob sie ihre Decke zur Seite und rutschte an die Kante vom Bett. Am Fußende konnte sie immerhin schonmal ihre Hose und den Schlüpfer sehen. Mist, das Shirt hatte er ihr ja noch im Flur ausgezogen. Egal, das würde sie sich dann einfach schnell überwerfen und in ihr Hotelzimmer huschen. Und dann müsste sie Malena vermutlich irgendeine Lüge auftischen, wo sie die Nacht über gewesen war. Und damit machte sich die nächste Frage in ihrem Kopf breit. Wo zur Hölle war eigentlich ihr Handy und ihre Tasche? Wieder bewegte Wincent sich neben ihr und Finja hielt den Atem an. Jetzt bloß nicht wach werden, dachte sie nur und erspähte ihre Tasche auf dem Sessel an der Wand. Leise stand sie auf und schnappte nach ihrer Hose. Vorsichtig schlüpfte sie hinein und wollte gerade nach ihrem Handy greifen, als sie vom Bett ein leises Murmeln hörte. "Wo willst du hin?" Erschrocken drehte sie sich um. Scheiße, und jetzt? Wincent schaute sie mit einem verpennten Blick an. "Ähm, ich muss los. Sorry." stammelte Finja und schnappte sich ihren BH. In der Hektik wollte allerdings dieser blöde Verschluss nicht zugehen. Leise fluchte sie. Sie wollte einfach nur noch weg aus dieser unangenehmen Situation.

Plötzlich spürte sie eine Hand in ihrem Handgelenk. "Soll ich dir helfen?" Wincent war aus dem Bett gekommen und wollte ihr dabei helfen, ihren BH zu schließen. "Danke." murmelte Finja, als er endlich zu war. "War es gestern Nacht so schlimm, dass du jetzt flüchten musst?" Wincent grinste sie an und strich ihr eine Strähne hinters Ohr. Verdammt, warum tat er das? Warum schaute er sie so süß an? Kann er sie nicht einfach gehen lassen? "Was? Äh, nein. War es nicht. War schon okay." stammelte Finja und ohrfeigte sich im selben Moment innerlich. Okay??? Stand sie gerade ernsthaft nur im BH vor Wincent Weiss und erzählte ihm, dass die letzte Nacht und der Sex mit ihm OKAY war? "Oh wow, das hat auch noch keine zu mir gesagt." lachte Wincent und schüttelte den Kopf. "naja, wenn es nur okay war, dann darfst du gerne gehen." Er setzte sich aufs Bett und schaute Finja an. "Ach man, sorry. nein es war nicht okay, es war gut." lächelte sie ihn schüchtern an. "Verdammt gut." murmelte sie noch schnell hinterher. "Und warum wolltest du dann fluchtartig abhauen?" Finja seufzte und setzte sich neben Wincent aufs Bett. "Keine Ahnung, macht man doch so nach nem One night stand, oder?" Wincent zuckte mit den Achseln. "Keine Ahnung, hatte lange keinen mehr. Und ich will nicht, dass du denkst, dass ich so ein Arsch bin, der die Frauen nur zum Vögeln abschleppt." Finja lachte. "Aber genau das hast du gestern doch gemacht." Wincent wollte gerade Luft holen, um sich zu rechtfertigen, als Finja weitersprach. "Alles gut, ich bin doch freiwillig mitgekommen. Und dass du ein Arsch bist, habe ich auch nicht gedacht. Ist doch alles cool, oder? Wir hatten beide unseren Spaß. Dafür hat es sich doch gelohnt." Wincent nickte. "Ohja, das hat es. Aber was spricht denn dagegen, gleich noch ein bisschen Spaß zu haben?" Jetzt hatte er wieder sein verführerisches Lächeln aufsetzt und FInja musste sich zusammenreißen, ihm zu widerstehen. Das würde nur nach hinten losgehen, sie musste so langsam wirklich bei Malena auftauchen. "Tut mir Leid, aber das geht wirklich nicht. Meine Freundin wartet, und ich will ihr das hier nicht erklären." Wincent schaute sie geknickt an. "Schade, ich muss heute leider auch wieder abreisen." Und dann kam etwas aus Finjas Mund, was sie im nächsten Moment sofort wieder bereute. Aber dafür war es zu spät.

"Wenn du willst gebe ich dir meine Nummer. Ich wohne in Köln. Meld dich einfach, wenn du mal in der Nähe sein solltest." Wincent schaute sie an. Damit hatte er jetzt auch nicht gerechnet. Er zögerte kurz und war sich nicht sicher, ob es eine gute Idee wäre, oder ob er es bei dieser einen Nacht belassen sollte. Ihre Blicke trafen sich und sofort war wieder dieses Leuchten da, was ihn gestern schon so fasziniert hatte. Egal. Er hielt ihr sein Handy hin, damit sie ihre Nummer abspeichern konnte. "Ich bin tatsächlich demnächst beruflich in der Nähe." sagte er. Ich weiß, dachte Finja nur, am 12.08. in Bonn und am 25.08. in Gelsenkirchen. Wie sie das ausbaden wollte, wusste sie noch nicht. Aber er würde sich vermutlich eh nicht melden. Wer weiß, wen er in der Zwischenzeit noch treffen würde. Zum Abschied nahm er sie nochmal in den Arm und dann verschwand Finja aus dem Zimmer. Auf dem Hotelflur stieß sie einen lautlosen Schrei aus. Das war doch alles ein schlechter Traum. Und jetzt musste sie sich noch fix eine Story für Malena ausdenken. Auch wenn sie ihrer besten Freundin zu 100 % vertraute, würde sie ihr das niemals erzählen. Aber es nervte sie jetzt schon, dass sie einfach mit keinem darüber reden konnte.

Wann kommt die Liebe in mein LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt