Kapitel 82

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Eine Nachricht von Wincent. Er hatte ihr geschrieben. Fast nicht zu glauben. Nervös las sie die Nachricht und Daniel schaute diskret weg.

>Finja, verdammt, es tut mir so Leid, dass ich mich nicht gemeldet habe. Ich brauchte eine Auszeit und habe vorhin erst erfahren, was passiert ist. Geht es dir gut? Lass uns nachher telefonieren, dann können wir in Ruhe darüber reden!

Finja fiel irgendwo ein Stein vom Herzen, dass es eine Erklärung gab, warum sie ihn nicht erreichen konnte. Sie wollte gerade antworten, als Daniel ihr das Handy aus der hand riss. “Finja, hör auf. Hast du die Message vorhin nicht verstanden? Da draußen ist eine Irre, die dich, und vermutlich auch Wincent tot sehen will, wenn ihr Kontakt habt. Sie weiß, wo ihr wohnt und hat deine Handynummer. Wer weiß, wozu sie noch in der Lage ist. Bitte, schreib ihm nicht. halte dich fern. Lass das die Polizei klären. Ich habe Angst um dich!” Die Worte trafen Finja mit voller Wucht. Daniel hatte Recht, die Irre war vor Wincents Haus. Plötzlich bekam Finja Angst. Um Wincent. Und dann beschloss sie, zum Schutz für ihn, den Kontakt nicht herzustellen. Auch wenn ihe das extrem schwer fiel. Sie wollte ihm so gerne sagen, wie Leid ihr das alles tat und wissen wie es ihm ging. Aber die Angst, dass ihm wirklich etwas passieren könnte, überwiegte.

Am nächsten Tag kümmerte sie sich direkt um einen neuen Handyvertrag und teilte auch nur den engsten Leuten ihre neue Nummer mit. Bei der Polizei waren sie auch, allerdings hatten die ihr keine großen Hoffnungen gemacht und am Ende eine Anzeige gegen Unbekannt aufgegeben. Das war für Finja extrem ernüchternd, auch wenn sie hoffte, dass es irgendwas bringen würde und sie vielleicht bald Ruhe hätte. Und tatsächlich bekam sie auf ihr neues Handy auch keine Nachrichten mehr. In die Uni ging sie aber trotzdem erstmal nicht und ihr Verfolgungswahn hatte sich inzwischen soweit entwickelt, dass sie es nicht mal mehr schaffte, zum Briefkasten runterzugehen. Die nächsten Tage verbrachte sie nur bei Daniel auf dem Sofa mit zugezogenen Vorhängen und lenkte sich mit Netflix ab. Wenn sie dadurch ihres und Wincents Leben schützen konnte, dann war das für sie okay.  Sie distanzierte sich in der Zeit allerdings auch von Daniel und konnte seine direkte Nähe nicht ertragen. Er durfte sie nicht anfassen und am liebsten war es ihr, wenn er auch gar nicht im Wohnzimmer war. Die Wohnung verlassen konnte er aber auch nicht, da sie sonst Panikattacken bekam, weil sie alleine war. Die ersten Tage machte Daniel das noch mit, aber es wurde immer schlimmer und irgendwann hatte Finja nicht mal mehr Lust, etwas zu essen.

Drei Wochen ging das jetzt schon so und so langsam verzweifelte Daniel. Finja ließ niemanden an sich ran und litt still vor sich hin. Es zerbrach ihm das Herz, sie so zu sehen. Damit sie nicht auf dumme Gedanken kam, hatte er ihr das alte Handy weggenommen, damit sie keine Möglichkeit hatte, doch Kontakt zu Wincent herzustellen. Er sah allerdings, dass immer wieder Nachrichten und Anrufe von ihm eingingen und neben dem Fakt, dass Wincent eigentlich Schuld an diesem ganzen Drama war, gab es noch einen anderen Punkt, der in Daniel einen Groll gegen ihn entwickelte. Finjas Reaktion zeigte deutlich, wie es ihr das Herz zeriss, dass sie sich nicht bei ihm melden konnte. Sie hatte mit der Sache noch nicht abgeschlossen und das erklärte Daniel auch so einige Verhaltensweisen von Finja, bevor das ganze Drama losging. Irgendwann konnte Daniel nicht mehr und sah eigentlich nur noch einen Ausweg. Er musste mit jemandem darüber reden, der vielleicht eher an Finja rankam. Er wusste, dass Malena involviert war und auch öfter versucht hatte, Finja zu erreichen. Also schrieb er ihr und bat darum, zu telefonieren. Er nutzte die Zeit, als Finja noch schlief und erzählte Malena alles. “Das ist so furchtbar, die Leute können so gemein sein. Aber dieser Stalker ist ja krass..” Malena war fassungslos.

“Soll ich vorbeikommen? Vielleicht kann ich mit ihr reden. Ich kann sofort in den Zug steigen.” Gemeinsam beschlossen sie, dass das wohl die beste Möglichkeit war und ein paar Stunden später war Malena auch schon in Köln. Aber auch der Plan ging leider nicht auf und Malena und Daniel mussten sich von Finja ankeifen lassen, sie wolle in Ruhe gelassen werden und dass es für alle besser wäre, wenn sie einfach vor sich hin versauern würde. Es brach Malena das Herz, sie so zu sehen. Wie war es nur soweit gekommen? Zum Glück hatte Daniel sämtliche Nachrichten und Hinweise aufbewahrt und zusammengetragen, und als er sie Malena zeigte, wurde ihr ganz schlecht. “Was für schreckliche Menschen. Ist denen bewusst, dass man Leute mit diesen Worten kaputt macht? Das geht doch nicht. Weiß Wincent das denn?” Daniel schüttelte mit dem Kopf. “Ich glaube nicht. Sie wollte ihm das ja erzählen, aber als dann diese Drohung kam, hat sie Angst bekommen. Und ich habe sie vielleicht auch darin unterstützt, den Kontakt abzubrechen.” Gab er dann kleinlaut zu. “Inzwischen glaube ich, dass es ein Fehler war.” “Okay, dann versuche ich mal, irgendwie an Wincent ranzukommen. Seine Nummer hast du ja noch in dem Handy, oder?” Daniel schaute sie entschuldigend an. “Nein, den Kontakt habe ich leider irgendwann blockiert und gelöscht. Ich konnte die Nachrichten nicht mehr sehen.” Malena seufzte. Irgendwo konnte sie ihn ja verstehen, aber jetzt wäre die Nummer wirklich hilfreich gewesen. “Okay, ich versuche, ihn oder Amelie über die Crewseite zu erreichen. Vielleicht klappt das.” Jetzt hofften beide, dass dieser Plan auch wirklich funktionieren würde.

Wann kommt die Liebe in mein LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt