Kapitel 56

287 23 5
                                    

Er hatte schon auf der Fahrt überlegt, wann es am besten wäre, mit Janina zu sprechen, hatte sich aber dann dafür entschlossen, das so schnell wie möglich zu machen. Sie wohnte zwei Stunden von ihm entfernt und deswegen hatte er ihr geschrieben, dass er einfach zu ihr kommen würde. Dann könnte er wenigstens auch direkt abhauen. Er fühlte sich wirklich schlecht, aber letztendlich hatte sie ihn auch schon mal abserviert. Als er sein Auto bei ihr parkte, wurde er nervös. Vor der Wohnungstür tippelte er aufgeregt hin und her, bis die Tür aufging. Zögerlich ging er auf sie zu und nahm sie in den Arm. Sie wollte ihn küssen, aber er drehte den Kopf, so dass ihre Lippen auf seiner Wange landeten. Irritiert schaute Janina ihn an und wich zurück. Jetzt schien sie auch zu merken, dass Wincent wohl nicht gekommen war, um sich direkt mit ihr zu versöhnen. “Möchtest du was trinken?” fragte sie vorsichtig und Wincent nickte. Dann gingen sie in die Küche und Wincent setzte sich an den Küchentisch. Er schaute sich in der kleinen Küche um. Er war super selten hier gewesen, meistens haben sie sich bei ihm oder unterwegs irgendwo gesehen, wenn Janina da Lust zu hatte. Aber zu sich eingeladen hatte sie ihn eigentlich nie. Auch komisch, dachte er sich im Nachhinein. Janina stellte ihm ein Glas Wasser vor die Nase und setzte sich dann ihm gegenüber. “Wie war es in München noch?” Wincent schaute sie verdutzt an und signalisierte ihr mit seinem Blick wohl auch direkt, dass er die Frage nicht erwartet hatte. “Tut mir mega Leid, dass ich da einfach aufgetaucht bin, ich hätte dir schreiben sollen. Aber ich wollte dich einfach überraschen, ich dachte, du freust dich. Naja, weil ich ja eben noch nie richtig dort war.” “Richtig, du warst noch nie wirklich mit Interesse im Studio, deswegen war ich einfach überrascht. Du weißt, dass das mein zweites Zuhause dort ist. Ich wollte dir das alles so gerne zeigen, und deswegen hatte ich es in dem Moment einfach nicht erwartet. Tut mir auch leid, wenn ich dich blöd angemacht habe.” Er schaute sie entschuldigend an. “Aber ich bin jetzt bereit, das alles kennenzulernen. Wirklich.” kam es eifrig von Janina, aber das glaubte Wincent ihr irgendwie nicht. “Warum jetzt? Warum nicht von Anfang an? Als du mit mir Schluss gemacht hast, hast du gesagt, dass dir das alles zu viel ist. Dass du nicht damit umgehen kannst, dass wir uns so selten sehen. Aber ich habe dir immer versucht, eine Möglichkeit zu geben, irgendwie an meinem Leben teil zu haben. Aber das wolltest du nicht. Also warum jetzt?” fragte er direkt raus und Janina musste schlucken. “Weil ich halt gemerkt habe, dass es gut für uns wäre. Ich kann das ja lernen, damit umzugehen.” Wincent seufzte. “Klar kann man das lernen, aber man muss auch bereit dafür sein. Im Urlaub war es dir doch auch schon zu viel, alles mit mir zu machen. Ich weiß einfach nie, woran ich bei dir bin. Und aus deinem Leben kenne ich eigentlich fast gar nichts.” “Das können wir doch alles ändern. Es war dumm von mir, dass ich mich von dir getrennt habe. Wincent, ich liebe dich.” Wincen fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. Jemandem ins Gesicht zu sagen, dass man ihn nicht mehr liebte, war hart und bisher musste er das auch noch nie so klar sagen. Aber jetzt hatte er gerade das Gefühl, dass Janina es anders nicht verstehen würde. “Janina, ich glaube, dass es gewisse Dinge in unseren Leben gibt, die wir einfach nicht ändern können. Wir kennen uns noch gar nicht so mega lange, haben uns schon einmal getrennt und jetzt führen wir schon wieder so ein Gespräch. Das ist doch keine Basis für eine Beziehung.” Janina stiegen langsam Tränen in die Augen. “Aber die Basis können wir doch nich finden.” Wincent schüttelte mit dem Kopf. Sie wollte es einfach nicht verstehen. “Nein, ich glaube nicht, dass wir das können. Wir hätten es damals bei der Trennung belassen sollen. Das bringt uns doch hier beides nichts. Du hast damals eine Entscheidung getroffen, und es war falsch, dass ich zurückgekommen bin. Es tut mir Leid, wirklich.” Jetzt liefen bei Janina die Tränen übers Gesicht und Wincent fühlte sich schrecklich. Auf der einen Seite wollte er sie trösten, aber andererseits wollte er auch einfach nur aus dieser Situation fliehen. “Also machst du jetzt einfach Schluss mit mir? Liebst du mich nicht mehr?” schluchzte Janina und funkelte ihn böse an. In ihrem Blick hatte sich etwas verändert und plötzlich kaufte Wincent ihr das Geheule nicht mehr richtig ab. “Nein, ich liebe dich nicht mehr. So hart das auch klingt und es tut mir wirklich Leid. Aber wir sollten getrennte Wege gehen.” kam es klar von Wincent. Janina schaute ihn fassungslos an. “Was ist denn los mit dir? Woher kommt das plötzlich? Hast du schon eine neue Flamme? Ich wusste, dass diese Blonde Tussi von dem Foto etwas damit zu tun hat.” brüllte sie jetzt schon fast und das machte Wincent wütend und er stand auf. “Sag mal spinnst du? Wer hat mich denn einfach sitzen gelassen? Wir waren zu dem Zeitpunkt nicht zusammen, ich konnte machen, was ich will.” knallte er ihr an den Kopf. “Ja das hab ich gemerkt, hast dir gleich die nächstbeste gesucht, um ich zu vergessen! Hat es sich wenigstens gelohnt? Und was hat sie, was ich nicht habe?” Jetzt platzte Wincent gleich der Kragen, dass sich das Gespräch so entwickelt, hatte er nicht gedacht. “Lass Finja da gefälligst raus, das geht dich nichts an.” In dem Moment zuckte er zusammen. Verdammt, er hätte sich gar nicht von Janina provozieren lassen sollen. Die verschränkte die Arme vor der Brust und schaute ihn nur an. “Aha, Finja. Also doch nicht irgendeine Tussi?” Wincent verdrehte die Augen. “Können wir das Thema bitte sein lassen? Man wird ja wohl nach Namen fragen dürfen. Janina, ich will nicht mit dir im Streit auseinander gehen. Ich wollte das vernünftig mit dir klären.” motzte er sie an und setzte sich wieder. Auch Janina atmete einmal tief durch. “Sorry.” murmelte sie und fing wieder an zu weinen. Wincent war völlig überfordert mit der Situation und wusste nicht, ob ihr erneuter Heulkrampf jetzt einfach nur ihre nächste Taktik war, ihn zu besänftigen oder ob ihre Emotionen wirklich Ping Pong spielten. “Pass auf, ich fahre jetzt, und dann lassen wir das erstmal sacken, okay? ich würde dir dann morgen deine Sachen, die noch bei mir sind, vorbeibringen.”
Janina schaute ihn völlig apathisch an und nickte langsam. “Okay.” krächzte sie mit leiser Stimme. Wincent erhob sich und ging zur Tür. Janina folgte ihm schweigend. Dann öffnete sie ihm die Tür. “Dann bis morgen.” murmelte sie und schaute Wincent nochmal hinterher, wie er mit den Händen in der Tasche die Treppen runterging. Als er im Auto saß, fluchte er einmal laut und haute mit den Händen aufs Lenkrad. Diese ganze Beziehungskacke ging ihm echt auf die nerven. Warum konnte es nicht einfach mal unkompliziert laufen? Er griff nach seinem Handy. Er brauchte jetzt Ablenkung. Es dauerte nicht lange, bis am anderen Ende abgehoben wurde.

Wann kommt die Liebe in mein LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt