Kapitel 16

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Als Finja am nächsten Morgen wach wurde, lag Wincent noch an sie gekuschelt und atmete gleichmäßig. Sie spürte seinen Atem in ihrem Nacken und nahm eine leichte Fahne wahr. Shit, das war doch schon wieder richtig dumm, was sie gestern, beziehungsweise die ganze Nacht über gemacht hatten. Warum hatte sie sich bloß schon wieder darauf eingelassen? Sie drehte sich zu Wincent um und schaute ihn an. Warum sah er nur so fucking gut aus, selbst wenn er schlief? Sie fuhr langsam mit ihrem Finger über seinen Arm. Dann zuckte sie zurück. Was machte sie denn hier eigentlich schon wieder? Sie wollte sich gerade aus seinem Arm wühlen, um sich aus dem Staub zu machen, als Wincent wach wurde. Er öffnete die Augen und blinzelte Finja an. "Guten Morgen." murmelte er verschlafen und nahm ihre Hand. "Nicht gehen, bitte." Finja seufzte und lachte leise. "Wincent, was machen wir hier?" sie schaute ihn an. "Ich weiß es nicht. Aber ich will nicht, dass du jetzt gehst. Bitte bleib noch ein bisschen." Sofort hatte Finja die Zeilen von "Irgendwie auch nicht" im Kopf und konnte sich in diesem Moment sehr gut vorstellen, wie der Song wohl entstanden war. "Ist das so ne Masche von dir? Einfach deine eigenen Zeilen abspulen, damit die Frauen dir zu Füßen fallen?" Finja musste ein bisschen schmunzeln. Wincent setzte sich auf. "Fuck, nein. Das war keine Absicht. Scheiße, man du kennst ja auch einfach alles." Er fuhr sich mit den Händen über den Kopf. "Okay pass auf. Was hälst du von ner Dusche, und danach quatschen wir?" Er schaute sie mit seinen dunklen, braunen Augen an. "Aber wirklich quatschen, ich möchte nicht, dass wir uns wieder anschreien. Und wir duschen getrennt." murmelte Finja. Wincent hob eine Hand in die Luft. "Versprochen. Du darfst auch als erstes unter die Dusche und ich lasse die Finger von dir." Wincent schaute sie unsicher an. Dann stand Finja auf und huschte ins Bad. Nachdem sich beide frisch gemacht hatten, setzten sie sich aufs Bett. Wincent holte Luft. "Also erstmal will ich mich bei dir wirklich entschuldigen, dass ich dich angeschrien habe und dann weggeschickt habe. Ich war einfach überfordert mit der Situation. Das tut mir leid." "Mir tut es leid." fiel Finja ihm schon ins Wort. "Ich hätte ehrlich zu dir sein müssen. Spätestens nach unserer ersten Nacht hätte ich dir wohl sagen müssen, dass ich auf den Konzerten war." Wincent nickte. "Ja, das wäre irgendwie hilfreich gewesen. Ich war völlig geschockt, als du plötzlich in der Menge vor mir standest." "Ich weiß, das war echt doof. Aber ich wusste einfach nicht, wie ich dir das sagen sollte." Finja atmete nochmal ein und dann platzte bei ihr ein Knoten und sie fing an, sich alles von der Seele zu reden.

"Als du in die Bar gekommen bist, hab ich das im ersten Moment gar nicht realisiert. Ich war noch so in meinen Gedanken gefangen. Und dann ist einfach alles so passiert. Ich habe dich gar nicht als den Musiker Wincent Weiss wahrgenommen. Ich wollte einfach den Moment nicht kaputt machen. Wir saßen da beide, frisch verlassen und wollten nicht alleine sein. Mehr hat für mich in dem Moment gar nicht gezählt. Meine Absicht war es nicht, mit dir ins Bett zu steigen. Egal wer du bist. Ich hatte an dem Abend überhaupt nicht vor, mir nen Kerl für eine Nacht zu suchen. Und dann ist das einfach passiert. Ich hab das am nächsten Tag so bereut, weil ich ja wusste, was das eigentlich bedeutete. Aber ich wollte dich eben genau nicht in diese blöde Situation bringen, dass du mit einem Fan geschlafen hast. Deswegen habe ich nichts gesagt, weil ich dachte, wir sehen uns eh nicht wieder. Und dann warst du einfach bei mir. Ich weiß auch nicht, aber irgendwie war das so schön mit dir. Auch wenn wir nicht viel geredet haben, hat mir das unglaublich gut getan. Und auch das wollte ich nicht kaputt machen. Und als du dann in Eckernförde vor mir standest, wusste ich, dass jetzt alles kaputt ist. Dass ich alles kaputt gemacht habe. Dabei wollte ich das doch alles gar nicht. Ich habe mich so schlecht gefühlt, ich wollte das alles einfach nur noch vergessen." Ihre Stimme wurde brüchig und sie musste nach Luft schnappen. "Finja, alles gut. Hol mal Luft." Wincent nutzte ihre kurze Pause, um sie zu unterbrechen. Er griff nach ihrer Hand. "Was du da eben gesagt hast, dass du mich als normalen Menschen wahrgenommen hast, das glaube ich dir. Ich hatte auch wirklich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass du das irgendwie ausnutzen würdest. Aber ich habe einfach schon so viele beschissene Erfahrungen gemacht. Es gab schon so viele Frauen, die einfach mit mir schlafen wollten, weil ich der bekannte Wincent bin. Wenn du mir das von Anfang an erzählt hättest, dann wäre es sicher nicht so weit gekommen."

[3] "Auf keinen Fall war das meine Intention. Ich kann dir gar nicht sagen, warum ich mich da nochmal drauf eingelassen habe. Ich will gerade eigentlich gar nichts Festes." kam es ehrlich von Finja. "Ich auch nicht. Aber das heißt ja nicht, dass man nur ONS haben muss, oder? Pass auf. Finja, ich mag dich irgendwie. Und im Bett scheinen wir ja auch ganz gut zu harmonieren." grinste Wincent und Finja musste ebenfalls schmunzeln. "Ja, das stimmt wohl." Wincent fuhr mit seinem Finger über ihren nackten Oberschenkel. "Okay, dann einigen wir uns darauf, dass es einfach dabei bleibt? Kein Drama, nichts Festes, nur Spaß. Aber mit Ehrlichkeit." Finja nickte. "Versprochen. Keine Geheimnisse mehr. Aber dann muss ich dir noch sagen, dass eine Freundin von mir Bescheid weiß. Aber sie wird nichts sagen." "Das muss leider auch die Voraussetzung sein. Es darf wirklich nicht rauskommen, und es sollten wirklich so wenig Leute wie möglich wissen. Bisher weiß auch nur Amelie davon." Bei dem Gedanken an Amelie wurde Finja auch etwas anders. "Apropos Amelie. Sie hasst mich, oder?" fragte Finja betrübt. "Ach Quatsch. Sie war einfach nur skeptisch, was ich da schon wieder angestellt habe." lachte Wincent. "Bei welchen Konzerten bist du denn eigentlich noch? Ist ja auch ganz praktisch, wenn du eh schon immer dabei bist." "Also geplant sind bisher noch Halle, Gießen und Gelsenkirchen." "Ich kann dir aber nicht immer versprechen, dass wir uns auch wirklich nach den Konzerten sehen können. Das müssen wir wirklich spontan machen." Das konnte Finja natürlich auch gut verstehen. "Lass uns einfach schreiben und schauen. Aber kannst du mir einen Gefallen tun? Malena war ziemlich angepisst, dass ich ohne sie zum Meet&Greet gegangen bin. Da wusste sie den Grund ja noch nicht. Meinst du, das könntest du ihr nochmal ermöglichen?" "Das kriegen wir hin. Ich spreche mit Amelie." Finja schaute ihn dankbar an. "Sonst noch was?" schmunzelte Wincent. Finja tat so, als wenn sie überlegen würde. "Gut, bevor dir jetzt noch was Dummes einfällt, habe ich da noch was." Finja schaute ihn etwas verwundert an. 

Wann kommt die Liebe in mein LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt