Kapitel 7

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Als sie ins Hotelzimmer kam, lag Malena schon fertig angezogen auf dem Bett und schaute sie erwartungsvoll an. “Na? wie wars?” grinste sie frech. Finja wusste im ersten Moment gar nicht, was sie sagen sollte. Wusste Malena etwa, wo sie war? Wurden Wincent und sie vielleicht gestern an der Bar gesehen? daran hatte sie ja noch gar nicht gedacht. Sofort kam die Übelkeit in ihr wieder hoch. “Was meinst du?” stammelte sie vorsichtig. “Na der Barkeeper, ihr habt ja gestern schon ordentlich geflirtet. Dass der dich noch überzeugen würde, habe ich mir schon fast gedacht.” mit einem fetten Grinsen sprang sie vom Bett auf. “Achso, ja. Naja, so gut war es dann auch nicht. Ich hätte also nichts dagegen, wenn wir ihn heute nicht nochmal sehen.” Ihr fiel ein Stein vom Herzen, die Geschichte war natürlich perfekt. Und so stellte Malena auch keine weiteren Fragen. Am liebsten hätte Finja natürlich sofort losgesprudelt, aber sie musste sich wohl oder übel zusammenreißen. “Hast du eigentlich gestern gute Bilder gemacht? Ich hab noch gar nichts gesehen.” Finja schaute ihre Freundin fragend an. “Na von Wincent.” fügte Malena noch hinzu. Jetzt war auch bei Finja der Groschen gefallen. Dass sie gestern auf Wincents Konzert waren, hatte sie irgendwie schon wieder komplett verdrängt, zu viel war seitdem letzte Nacht passiert. “Ja, ich gucke gleich mal und schicke dir welche.” sagte sie noch etwas in Gedanken verloren. “Na dieser Barkeeper muss dir ja ordentlich das Gehirn zermatscht haben.” lachte Malena und schaute sich die Bilder an, die Finja ihr geschickt hatte. “Die sind einfach mega süß, guck mal, wie er hier lächelt. So dürfte er mich auch gerne mal anlächeln.” sie hielt FInja das Handy hin. Diese nickte nur und musste unwillkürlich daran denken, wie er sie heute morgen angelächelt hatte.

Oh Gott, sie musste diese Bilder unbedingt aus ihrem Kopf kriegen. Wie sollte sie ihn denn jemals wieder auf einem Konzert oder sonst wo ansehen können, ohne sofort an die letzte Nacht zu denken, und was er da mit ihr angestellt hatte. immer noch in Gedanken hörte sie Malena nur mit einem Ohr zu, während diese immer noch von den Bildern schwärmte. “Junge, der war aber auch ganz schön durchgeschwitzt gestern. Ob er wohl trotzdem noch gut riecht?” “Tut er.” murmelte Finja leise und erst als Malena sie fragend anschaute, bemerkte sie, dass sie das wohl gerade laut gesagt hatte. “Also tut er bestimmt. Das ist Wincent, der stinkt doch sicher nicht.” lachte Finja und hoffte, sich damit gerettet zu haben. “Können wir jetzt mal an den See gehen? Ich würde gerne die frische Luft draußen genießen und in der Sonne auskatern. Ich bin müde.” gähnte Finja und stand vom Bett auf. “Man man, du hast es ja richtig krachen lassen.” Malena stupste sie an. “Können wir da einfach bitte nicht mehr drüber reden?” seufzte Finja und Malena gab nur ein genervtes “Na gut” von sich, ehe sie auch vom Bett aufstand und ihre Tasche schnappte. Die beiden verbrachten noch ein paar schöne Tage in Füssen und Finja versuchte, die Nacht mit Wincent so gut es ging, zu vergessen. Das war natürlich alles andere als leicht, denn sie musste ja nur Instagram öffnen und er strahlte ihr auf sämtlichen Fotos entgegen. Dieser Körper, und was sie mit ihm angestellt hatte, ging ihr einfach nicht mehr aus dem Kopf. Im Vergleich zu den letzten Typen war er doch deutlich trainierter und es fühlte sich mit Wincent einfach nochmal anders an. So vertraut. Aber vermutlich auch nur deshalb, weil sie Wincent ja irgendwie auch schon kannte. Für ihn war sie sicher nur eine von vielen Ablenkungen, die er nach seiner Trennung brauchte. Er hatte ja schon damals nach der Trennung von Yvonne kein Geheimnis daraus gemacht, dass er eben auch nur ein Mann ist und gewisse Dinge einfach zur Ablenkung gebraucht hatte. Es war ein komisches Gefühl, zu wissen, dass sie jetzt eine von ihnen war. Eine von Wincents F**mäusen, wie er es gerne mal auf Konzerten erwähnte. Und sie wusste nicht, was sie davon halten sollte.

Aber jetzt war es eigentlich auch zu spät. um sich darüber Gedanken zu machen. Sie sollte es abhaken und ihn einfach als einen weiteren One night stand in ihrer Single Phase ansehen. Alle anderen Kerle hatte sie ja auch direkt wieder vergessen, da war keiner dabei, bei dem sie sich so viele Gedanken gemacht hatte. Aber irgendwie war es bei Wincent anders, und das lag nicht nur daran, dass er berühmt war. In dem kurzen Moment nach dem Höhepunkt, als beide zur Ruhe kamen und sich kurz tief in die Augen schauten, war da irgendwas. Finja konnte es nicht wirklich beschreiben, aber dieses Gefühl einer Vertrautheit hatte sie bisher nur mit Jakob gehabt. So sehr sie es auch versuchte, aber sie konnte ihre Gedanken dazu einfach nicht loslassen. Immer wieder fragte sie sich auch, ob das Ganze so passiert wäre, wenn Wincent gewusst hätte, dass sie ein paar Stunden zuvor noch auf seinem Konzert war und in angehimmelt hätte. Vermutlich nicht. Sicherlich hätte er sich ihr gegenüber dann auch nicht geöffnet und ihr von seinen privaten Problemen erzählt. Im Nachhinein ärgerte sie sich auch, dass sie sich nicht zügeln konnte und beide ohne viele Worte relativ schnell im Bett gelandet waren. Eigentlich hätte sie sich gerne noch viel mehr mit ihm unterhalten. Andererseits war sie aber irgendwie auch ganz froh, nicht zu viel zu wissen. Schließlich musste sie ja alles, was sie wusste, für sich behalten und konnte nichts teilen. Wollte sie natürlich auch gar nicht. Aber um so mehr sie darüber nachdachte, um so größer wurde irgendwie das Bedürfnis, nochmal mit Wincent zu reden. Aber das sollte sie nicht. Sie musste es einfach vergessen, so wie er es vermutlich auch längst getan hatte. Sicher würde er sich auch nicht bei ihr melden. Sie fühlte sich sogar schon fast ein bisschen naiv, dass sie das kurz geglaubt hatte. Irgendwie war sie auch froh, als der Urlaub in Füssen zu ende war und ihr Leben in Köln auf sie wartete. Hier hatte sie wieder Ablenkung und tatsächlich musste sie auch in den nächsten Tagen wirklich weniger daran denken. Nur leider rückte auch das Konzert in Bonn immer näher.
Sie selber waren nicht da, weil Malena an dem Tag kein frei bekommen hatte, um nach Bonn zu kommen. Malena wohnte in der Nähe von Hamburg und da war es einfach zu weit weg, um nach der Arbeit loszufahren. Also hatten die beiden geplant, sich an dem Abend schon auf den Weg nach Eckernförde, zum Konzert am nächsten Tag zu machen, um rechtzeitig dort zu sein. Inzwischen wusste Finja allerdings nicht mehr, was sie von der Idee halten sollte, dieses Mal wirklich ganz vorne zu stehen. Aber sie konnte Malena auch nicht wirklich von dieser Idee abbringen. Vielleicht war es auch ganz gut, dass sie am Konzertabend in Bonn gar nicht in der Nähe war und sie Wincent dementsprechend auch überhaupt nicht begegnen könnte. Das beruhigte sie wieder ein bisschen.

Wann kommt die Liebe in mein LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt