Alendro
"Das ist unmöglich. Das kann nicht stimmen." "Und doch ist es so. Ich konnte es auch nicht glauben, bis ihre Macht sich mit der meinen verband." Avenius schien verwirrt und trat auf Wulff zu "Wovon redet Ihr? Was geht hier vor?" Wulf drückte die Brust raus, seine Schultern gestrafft. "Wie es aussieht, ist diese junge Frau meine Tochter." Mit einem Mal wurde es ganz still. Niemand wagte es, auch nur ein Wort zu sagen. Chris klammerte sich mit großen Augen an das Hosenbein meines Bruders und schaute abwechselnd von Violett zu Wulf. Im Nachhinein war da schon eine gewisse Ähnlichkeit. Sie beide besaßen einen sehr hellen Teint und beide teilten die gleichen Augen. Und dennoch hätten sie kaum unterschiedlicher sein können. Wulf war ein kühler und scheinbar emotionsloser Mann, der sich nur für Talent und Resultate interessierte. Soweit ich wusste, besaß dieser Mann mindestens zwei Söhne, die beide älter als Violett waren. Wie also konnte ein so gefühlloser Mann eine so zauberhafte Tochter wie Violett haben? "Erklärt es mir, Magier. Wie könnt Ihr eine Tochter besitzen, von der ihr nichts zu wissen scheint?" Die Stimme meines Bruders war beunruhigend ruhig geworden. Seine Augen waren kalt geworden. Nun stand nicht mehr mein Bruder, sondern der König vor mir. Und jeder im Raum konnte es spüren. Auch Chris trat nun ein paar Schritte von seinem Onkel weg. Wulf konnte wohl die zunehmende Macht des Königs wahrnehmen, denn er sank auf die Knie und senkte sein Haupt. "Lasst es mich erklären, mein König." Die Anspannung in der Luft nahm zu. Niemand würde es nun wagen, sich dazwischen zu drängen. Nun, fast niemand. "Herrgott noch einmal. Klärt das gefälligst woanders. Ich versuche hier meine Arbeit zu tun", fluchte Rikamir erzürnt, während sie ihre Magie auf die Wunden von Violett konzentrierte. Doch noch immer schienen diese kaum besser zu werden. Als ich ein Loch in mir hatte, war es Violett allein gelungen, mich innerhalb einiger Minuten zu heilen. Erst jetzt wurde mir das Ausmaß ihrer Macht wirklich bewusst. Wie konnte eine so zierliche Frau eine solch starke Macht beherrschen? Mein Blick glitt wieder über Wulf. Doch selbst in seinen Besten Jahren war dieser Mann nicht Ansatzweise so mächtig wie seine Tochter. "Ich vermute, sie könnte die Tochter von Arabelle sein, mein König. Eine andere Erklärung fällt mir nicht ein." Diese Nachricht ließ sogar Rikamir aufkeuchen. Keine hatte damit gerechnet diesen Namen zu hören. Am allerwenigsten wohl aber mein Bruder, der sichtlich blass wurde." Das ist unmöglich. Arabelle starb vor sechzehn Jahren. Sie kann keine Tochter haben." Ich konnte nicht glauben, was ich hörte. Wenn das, was Wulf sagte, wahr war, dann dürfte niemand davon erfahren. Ein lautes Knarzen ließ mich hochschrecken. Rukan trat ein, voll beladen mit Kräutern. "Ich hoffe, ich habe an alles gedacht, Mutter." "Na endlich jemand, der Prioritäten setzt. Jetzt gerade ist es egal, wer sie ist. Wichtig ist nur, dass sie verletzt ist und wir uns um sie kümmern.", zeterte die alte Frau und versuchte dadurch vermutlich die angespannte Stimmung aufzulockern. Auch Rukan scherte sich kaum um uns und begann damit, die Kräuter zu einer Paste zu zermahlen. Ein kleiner roter Fleck schoss plötzlich an mir vorbei. Der kleine Drache, der sich die ganze Zeit über ein wenig zurückgezogen hatte, flog auf Violett zu und setzte sich ans Fußende des Bettes. In diesem Moment bewunderte ich Rikamir und ihren Sohn, dass sie nur kurz überrascht zu sein schienen. Doch als auch Chris an ihr Bett trat, konnte ich einen verwunderten Blick nicht abschütteln. Innerhalb von wenigen Tagen hatte er sich komplett an sie gewöhnt und schien nun sehr an ihr zu hängen. Nach dem Tod seiner Mutter hatte ich keinen mehr an mich herangelassen und nun wünschte ich mir nichts sehnlicher, als diese wunderschöne Frau in meinen Armen zu halten und sie vor allem Bösen zu bewahren. "Chris, komm her." Meine Stimme klang strenger als beabsichtigt und mein Sohn schaute mit großen Augen zu mir. Doch in diesem Moment konnte ich etwas in seinen Augen erkennen. Etwas, das mir eigentlich Angst einjagen sollte. In seinen Augen leuchtete ein kleiner Funken Macht, der vorher nicht da war. In ihnen brannte ein Feuer, das ich auch in den Augen des kleinen Drachen wiederfand. Wobei, so klein war der Drache nicht mehr. Er musste in den letzten Stunden angefangen haben zu wachsen. Mittlerweile war er fast so groß wie unsere Kampfhunde. Irgendetwas hat das ausgelöst und ich hatte Angst, herauszufinden, was es war. Ein leises Stöhnen ließ uns alle aufhorchen. Violett kam langsam zu sich.
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The Awakening of Magic
FantasyViolett lebt seit einigen Jahren allein in einem Wald voller machtvoller magischer Wesen. Doch das war nicht immer so. Vor nicht ganz zwanzig Jahren lebte Violett als Anne Johnsen noch in Amerika in einer Welt ohne jegliche Art von Magie. Doch nach...