Kapitel 2

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Kalter Schweiß kroch mir den Rücken empor. Schnaufend blickte ich mich um. Die Sonne brannte erbarmungslos auf mich nieder. Wie sehr ich mich nach einer leichten Windbrise sehnte. Doch das musste jetzt warten. Ich blickte wieder auf den Boden vor mir. Ein Geflecht aus feinen Linien bildete einen Kreis mit einem Stern. Runen waren um ihn in den Boden gemalt. So, das sollte reichen. Ich kniete mich neben den Kreis und richtete meine Handfläche darüber. In meinem Kopf stellte ich es mir vor. Ich stellte mir vor, wie die Macht langsam aus meinen Händen in den Kreis floss, sich mit ihm verband. Pure Magie flimmerte um mich herum, sodass hier und da kleine silberne Funken entstanden. Diese Funken konzentrierte ich auf meinen Kreis. Ich bezog sowohl die Magie um mich herum, als auch meine eigene für diesen Zauber mit ein. Und dann spürte ich es. Ein Schild aus purer Magie legte sich über den Wald und die Lichtung, auf der ich mich gerade befand. Ich spürte, wie meine Magie aus meinem Körper und aus dem Kreis floss und in den Himmel stieg. Eine Kuppel bildete sich, die sich immer mehr auszudehnen schien. Dann war es endlich vollbracht. Der Schild stand. Er würde ungebetene Gäste fernhalten und gleichzeitig die Pflanzen und Kreaturen hier vor der Außenwelt schützen. Stolz auf mich stand ich auf und streckte mich. Ich lebte nun schon seit neunzehn Jahren in dieser Welt. Nach meinem Tod in einer anderen Welt wurde ich als Tochter einer Hexe in diesem Wald geboren. Meinen Vater habe ich nie kennengelernt. Aber meine Mutter hatte mir alles, was sie über Magie wusste, beigebracht. Auch den Zauber für diesen Schild fand ich in einem ihrer zahlreichen Grimoires, die sie nach ihrem Tod vor fünf Jahren für mich hinterlassen hatte. Nun lebe ich allein in diesem Wald mit den Pflanzen und Tieren als einzige Freunde. Ich war noch nicht einmal einsam. Ich tat mein Bestes, diesen Ort zu schützen. Die Tiere hatten mich bereits akzeptiert und erlaubten mir sogar, mich in ihrer Nähe aufzuhalten. Und so hatte ich einen Greif als besten Freund und einen Babydrachen als Untermieter. Ich hatte eigentlich nie vor diesen Wald, meine Heimat zu verlassen. Zumindest nicht bis ich ihn traf. Ich ging durch den Wald auf dem Weg zum See, um nach den Fischen zu sehen. Die Sonne brannte durch die Barriere nun deutlich weniger stark. Durch die riesigen Bäume fielen viele Schatten auf mich und ich konnte endlich ein wenig abkühlen. Klar, ich hätte auch Magie einsetzen können, doch ich bevorzugte es, wenn möglich darauf zu verzichten. Die letzten fünf Jahre verbrachte ich damit, die Magie meiner Mutter zu studieren und gleichzeitig meine eigene zu schaffen. Vor allem mein Wissen aus meinem vorherigen Leben half mir dabei ungemein. Ich verstand, dass man keine Sprüche brauchte, wenn man sich den Zauber oder den Prozess, der durch den Zauber verursacht werden soll, im Kopf klar vorstellte. Im letzteren Fall war vor allem mein Wissen für die Naturwissenschaften sehr hilfreich. Ich begann dadurch auch neue Zauber zu entwickeln und die Zirkel immer mehr zu reduzieren. Mein Ziel war es, ohne Zirkel Zauber zu wirken, für die man eigentlich einen brauchte. Die Barriere allerdings machte ich lieber mit, um sicher zu sein, dass der Zauber auch wirklich funktioniert. Ich seufzte. Was sollte ich danach machen? Seit meiner Geburt lebte ich schon in diesem Wald und hatte diesen noch nie verlassen. Ich blickte hinauf in den Himmel, der von einigen Blättern Dächern verborgen war. Schon seit einigen Jahren zog es mich in die Welt. Ich wollte richtige Freunde finden und schauen, was diese Welt noch zu bieten hatte, außer diesem himmlischen Wald. Aber da war noch immer diese Angst in mir. Ich kannte nichts außer diesen Teil dieser Welt. Ich kannte nur diesen Wald mit seinen immergrünen Bäumen, den herrlich bunt blühenden Blumen und mit seinen eigenen Geschöpfen.

The Awakening of MagicWo Geschichten leben. Entdecke jetzt