Kapitel 15

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Alendro

Fassungslos blickte ich der jungen Frau hinterher. Verdammt. Was hatte ich nur getan? Ich hatte mich wie ein Tyrann verhalten. Doch als ich sie gesehen hatte. Allein an so einem Ort mitten in der dunklen Nacht erwachte in mir eine Wut, die ich lange nicht verspürt hatte. Nur der bloße Gedanke, ein fremder Mann hätte ihr hier aufgelauert oder ihr beim Baden zugeschaut, machte mich rasend vor Zorn. Und dennoch wusste ich, ich hätte sie wie ein kleines Kind gescholten und, hätte sie mich nicht aufgehalten, fast die Hand gebrochen. Ich hatte sie in eine Lage gebracht, in der sie sich gezwungen sah, sich selbst zu verteidigen. Verflucht, was war ich nur für ein schlechter Mann? Ich musste mich dringend bei ihr entschuldigen. Aber sie musste verstehen, dass ich mich um sie sorgte und auf sie aufpasste. Ich würde alles tun, um diese Frau für mich zu gewinnen. Und dafür würde ich alles und jeden aus dem Weg räumen. Selbst wenn ich sie selbst umhauen müsste, würde ich es tun.

Als ich zurück am Feuer ankam, sah ich wie Violett sich am Rand wie ein kleines Kind zusammen hat. Es verursachte mir einen Stich im Herzen und so ging ich langsam zu ihr und kniete mich neben sie. Meine Kameraden bekamen von all dem nichts mit. Schnarchend lagen sie um das Lagerfeuer und sammelten neue Kräfte. Vorsichtig umfasste ich ihre Schulter. Sie schien noch wach zu sein, denn sie drehte sich zu mir. Erst jetzt, im Licht des Feuers, sah ich ihre dunklen Ringe unter ihren Augen. Ihre Haut schien blass und ihre Augen matt. Sie wirkte schwach und verletzlich. Und noch viel beunruhigende war die Tatsache, dass ich all dies erst jetzt bemerkte. Ich beugte mich zu ihr hinab und sah in ihre müden Augen, als ich sprach: "Es tut mir leid. Ich habe mich benommen wie ein Schwein. Aber ich hatte mich um dich gesorgt. Das war gefährlich und ich möchte dich in Sicherheit wiegen." Zuerst schaute sie noch skeptisch, dann sah es so aus, als würde sie etwas erwidern wollen. Doch ich unterbrach sie: "Ich möchte dich für mich gewinnen. Du bist eine faszinierende Frau und ich würde dich gern an meiner Seite sehen als die Meine. Ich weiß, dass das jetzt noch zu früh dafür ist. Aber ich wollte es dich wissen lassen." Ihre Miene wechselte zu einem überraschten Blick und ich sah, wie Ihre Wangen einen herrlichen rosa Ton annahmen. Ich hatte in den letzten Tagen durchaus mitbekommen, wie sie mir immer wieder verstohlene Blicke zugeworfen hatte. Ich war mir bewusst, dass sie ebenfalls ein gewisses Interesse an mir als Mann hegte. Als ich ihr nun wieder in die Augen schaute, sah ich eine Art Funkeln. "Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Alendro. Ich fühle mich geschmeichelt, aber ich bin mir nicht sicher, was Ihr in mir seht. Ich bin eine normale durchschnittliche Frau. Außerdem kennt Ihr mich ja kaum." Kurz starrte ich sie fassungslos an. Wusste sie denn nicht um ihre eigene Schönheit, um ihre Besonderheit? Sie war mutig und blieb selbst dann standhaft, wenn ein übermächtiger Feind angriff. Sie stellte das Leben anderer vor ihr eigenes und half denen, die verletzt waren. Egal, ob es sich dabei um zwei Fremde handelte. Sie war selbstbewusst, ließ sich nicht von anderen unterkriegen und sie stand für sich selbst ein. Sie besaß Güte und kümmerte sich um ein Kind, das nicht das ihre war, als handelte es sich um ihren eigenen Sohn. Es war, als würde ich diese Frau mein Leben lang kennen. 

The Awakening of MagicWo Geschichten leben. Entdecke jetzt