Kapitel 3

57 9 0
                                    

Ich konnte mich noch sehr gut daran erinnern, wie ich Sky, meinen jungen Mitbewohner, kennengelernt hatte. Es war fast ein halbes Jahr seit dem Tod meiner Mutter vergangen. Ich lief durch den Wald, um Trost zu suchen. Es regnete in Strömen in dieser eigentlich doch hellen Nacht. Der Vollmond war nicht von den grauen schweren Wolken verdeckt. Der Regen mischte sich mit meinen Tränen. Während dieser Zeit fiel es mir schwer, mich morgens überhaupt aus dem Bett zu quälen. Der Schmerz über den Verlust meiner Mutter, meiner einzigen Familie, saß tief und schien mich von Tag zu Tag immer mehr zu verschlingen. Es war dieser eine unscheinbare Moment, der mein Leben veränderte. Der Wind blies mir den kalten Regen ins Gesicht. Mürrisch wollte ich mich wieder umdrehen, um wieder nach Hause zu gehen, als ich ein leises Quieken hörte. Es klang ähnlich wie bei einer Katze. Verwundert, dass bei einem solchen Wetter noch ein Tier draußen war, schaute ich mich um. Doch ich sah nichts. Die finsteren Bäume schienen wie immer. Kein Vogel schien auf einem ihrer Äste zu sitzen und mich wie Anfangs immer zu beobachten. Einer Eingebung folgend griff ich auf meine Magie zurück. Ich setzte einen Suchzauber ein, um die Umgebung nach irgendwelchen Lebewesen zu suchen. Wie Fühler tastete sich meine Magie durch den Wald. Kleine Umrisse erschienen in meinem Kopf. Ein schlafender Vogel in der Höhle eines Baumes, ein Schwarzbär in einer Höhle mit seinem Jungen. Dann sah ich ihn. Zunächst schien da kaum etwas zu sein. Nur ein Hauch von einem Schatten. Je stärker ich mich darauf jedoch konzentrierte, desto deutlicher wurde der Schatten. Irgendwas stimmte hier nicht. So ein Wesen hatte ich noch nie gesehen. Und da war noch etwas. Es schien Krank oder Verletzt zu sein. Ich stoppte. Obwohl es klein schien, konnte es noch immer gefährlich sein. Doch ich hatte mich schon längst entschieden. Ich riss meine Augen auf und rannte los. Der vom Regen aufgeweichte Boden erschwerte das ganze. Immer wieder rutschte ich aus. Meine Kleidung war durchnässt und voller Dreck. Noch immer peitschte mir der Regen ins Gesicht. Nur noch wenige Meter. Da, hinter dem Busch unter den Wurzeln des riesigen Eichen ähnlichen Baumes. Schlitternd kam ich zum Stehen. Um auch wirklich etwas sehen zu können, beschwor ich eine kleine Kugel aus Licht in meiner linke Hand. Und da sah ich ihn. Einen kleinen... Drachen? Sein winziger Körper war von blutroten Schuppen übersehen. Kleine Hörner wuchsen an seinem Kopf. Bei genauerem Betrachten fielen mir zwei dunkle hauchdünne Schwingen auf. Einer davon jedoch schien gebrochen. Der Kleine lag eingerollt und zitternd auf dem kalten Boden. Ich überlegte nicht lange und nahm ihn vorsichtig auf den Arm. Anfangs wurde er panisch und versuchte, sich zu befreien, doch ich ließ nicht locker. In dieser Nacht nahm ich das kleine Ding mit nach Hause und kümmerte mich bis zum nächsten Morgen um ihn. Seitdem sind eineinhalb Jahre vergangen und der kleine Mann lebt noch immer mit mir zusammen. Ich musste lächeln, als ich mich an die ersten Monate erinnerte. Er hasste es zu baden und kämpfte richtig mit mir. Doch ich hatte mich immer durchsetzen können. Mein Gedankengang wird plötzlich durch einen Schrei unterbrochen. Das war aber kein Schrei von einem Tier. Mein Kopf schoss hoch.

The Awakening of MagicWo Geschichten leben. Entdecke jetzt