Alendro
Erschrocken riss ich meine Augen auf. Ich lebte. Keine Schmerzen plagten mich. Meine Wunde schien sogar vollständig geheilt. Wie lange war ich bewusstlos gewesen? Wo war mein Sohn? Sofort stieg meine Sorge. Mein Sohn. Ging es ihm gut? Ich wollte schon aufspringen, da hörte ich sein leises Schnarchen direkt neben mir. Ich blickte zu ihm hinab. Da lag er friedlich schlafend neben mir, eingerollt in einen alten Stofffetzen, der wohl eine Decke darstellen sollte. Erleichtert strich ich ihm seine dunklen Haare aus dem Gesicht. Ich musste noch immer im Wald sein. Es fühlte sich noch immer ein wenig an, als würde die wilde Magie mich und meine Kräfte erdrückt. Auch meinem Sohn schien dies zu schaffen zu machen, denn er schien deutlich müder zu sein. Draußen schien die Sonne und erleuchtete das kleine Zimmer. Sonst war Chris, egal wie spät er schlafen gegangen war, bei Sonnenaufgang wach. Wie waren wir hierher gekommen? Wer wohnte an einem solchen Ort? Wer auch immer das war, musste über ungeheure Kräfte verfügen. An einem solchen Ort konnten nur wenige leben. Die Magie hier war zu stark und zu wild. Irgendwann würde sie beginnen einem zuzuflüstern und langsam in den Wahnsinn treiben, wenn man nicht wusste, wie man sie kontrollieren oder sie ausblenden konnte. Der Wilde in mir schien sehr am Kämpfen zu sein und raubte mir einen kleinen Teil meiner Kraft. Ich fühlte mich schwach. Waren wir hier überhaupt sicher? Ich kannte niemanden, der diesen Wald lebend verlassen hatte und erzählen konnte, was hier lebt. Ein plötzliches Scheppern riss mich aus meinen Gedanken. Auch Chris schien nun wach zu sein. Murrend drehte er sich zu mir und öffnete langsam seine Augen. "Du bist wach!", rief mein Sohn plötzlich hellwach und freudestrahlend. Umständlich kletterte er aus seiner Decke und warf sich in meine Arme. Erst jetzt merkte ich, dass er, anders als ich, nun andere Kleidung trug. Statt seiner edlen, blutroten Jacke, mit den feinen seidigen goldenen Mustern trug er nun ein schlichtes altes Hemd, das an ihm schon beinahe aussah wie ein Kleid. Seine schwarze Hose aus feinsten Stoffen, war durch eine mittlerweile ausgewaschene Lederhose ausgetauscht. Die beiden Hosenbeine waren zig mal umgekrempelt. Sein dunkles Haar glänzte und roch nach Blüten. Irritiert schloss ich meine Arme fester um den Kleinen. Solange es ihm gut ging, war alles andere egal. Plötzlich hörte ich Schritte näher kommen. Leicht, aber bestimmt. Es musste also eine kleinere Person sein. Ich konzentrierte mich auf diesen Klang und drehte meinen Sohn unbewusst hinter mich, von der Tür weg. Die Tür stand offen. Wie so ziemlich alles im Haus war sie aus schwerem und robustem Holz. Dennoch wirkte sie schlicht und einfach. Es schien sich um eine kleine Waldhütte zu handeln. Was mich jedoch überraschte, war die Tatsache, dass die Fenster nicht von Fensterläden bedeckt waren, sondern von einer Art durchsichtigem Schild versiegelt waren. Fasziniert schaute ich mir dies genauer an. Könnte das wirklich Glas sein? Aber so große Glasscheiben und so klare hatte ich noch nie zuvor gesehen. Ein leises Klopfen riss mich los.
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The Awakening of Magic
FantasyViolett lebt seit einigen Jahren allein in einem Wald voller machtvoller magischer Wesen. Doch das war nicht immer so. Vor nicht ganz zwanzig Jahren lebte Violett als Anne Johnsen noch in Amerika in einer Welt ohne jegliche Art von Magie. Doch nach...