„Ich helfe Euch!" Die Worte meines Gemahls ließen keinen Widerspruch zu, doch ich zuckte zusammen, als er bei mir ankam und mich berührte.
Er öffnete jede der Schlaufen, von jedem Unterkleid und jedem Mieder. Es dauerte einige Minuten, doch als er die letzte Schlaufe geöffnet hatte, merkte ich, dass ich plötzlich wieder Luft bekam. Ich nahm einen tiefen Atemzug und bemerkte erst da, dass Robin mir auf meinen nackten Rücken starren konnte. Deswegen drehte ich mich hastig um und schaute in sein Gesicht. Er schien müde zu sein, und vor allem fertig. Ich wollte gar nicht wissen was er gestern noch alles getrieben hatte und ob er sich wirklich eine andere Frau genommen hatte.
„Ihr seid von Eurem Kleid befreit", meinte er nach einigen schweigsamen Sekunden. „Ich schicke Euch Eure Zofe, um Euch neu zu kleiden."
Mehr als ein Nicken brachte ich nicht zustande. So schnell wie er plötzlich in meinem Zimmer gestanden hatte, war er auch wieder fort. Es dauerte nicht lange, da betrat auch schon Clementia das Zimmer. Sie hatte einen Badezuber mitgebracht und versicherte mir, gleich mit einem Krug heißem Wasser bei mir zu sein.
Ich ging auf den Badezuber zu und setzte mich auf den Boden daneben. Ich war richtig fertig von letzter Nacht. Mir war es nur recht, dass Robin nicht besser aussah. Man könnte meinen ich hätte mir die Augen ausgeheult, denn ich hatte mich richtig mies gefühlt. Wieso hatte ich der Aufgabe einer Gemahlin nicht nachkommen können? Warum war meine Angst im Weg gestanden und hatte alles kaputt gemacht? Ich hatte gedacht, dass Robin nicht so skrupellos und gemein war, wie ich es mir immer vorgestellt hatte und dann hatte ich ihn wütend gemacht. Ich fuhr mir mit den Händen durch die Haare und seufzte. Ich sollte mich wie eine Ehefrau benehmen und nicht wie ein kleines Kind.
Clementia trat ein und suchte im ersten Moment nach mir, da sie mich nicht gleich am Boden sitzen sah.
„Was macht Ihr denn am Boden? Geht es Euch nicht gut?", wollte sie besorgt von mir wissen.
„Mir geht es gut, keine Sorge." Ich brachte ein müdes Lächeln zustande. „Ich freue mich nur sehr auf dieses Bad."
„Das kann ich nachvollziehen." Clementia lächelte mich breit an und goss den ersten Krug mit heißem Wasser in den Zuber ein. „Ich bin sofort mit dem nächsten Krug bei Euch. Ihr könnt Euch schon hineinsetzen, wenn Ihr wollt."
„Ich warte noch. Beim Baden bin ich lieber allein", gestand ich und meine Zofe nickte wissend.
Es dauerte einige Minuten bis der Badezuber voll mit heißem Wasser war und mich Clementia allein ließ. Sie bestand darauf, dass sie in zwanzig Minuten bei mir Klopfen würde, um mich anzukleiden. Ich hatte ihr zwar mitgeteilt, dass ich keine Hilfe beim Kleiden bräuchte, doch sie ließ sich nicht abwimmeln. Und da ich heute keine Lust auf Diskussionen hatte, schon gar nicht mit einer Zofe, die mir normalerweise untergestellt war, willigte ich ein, auf sie zu warten.
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Es war bereits später Nachmittag als ich beschloss, mich in der Burg umzusehen. Ich trat aus der Tür und nickte meinem Wachen zu.
„Meine Prinzessin", er nickte. „Darf ich Euch begleiten?"
„Danke, aber ich möchte mich nur ein bisschen umschauen." Ich war schon am Gehen, als ich mich noch einmal zu dem Wachen umdrehte und sagte: „Ich werde bestimmt eine Stunde fort sein. Ihr könnt Euch etwas zu Essen holen."
„Ihr seid sehr gütig", bedanke er sich. „Doch ich werde meinen Posten nicht verlassen, es sei denn Ihr braucht mich an Eurer Seite."
Ich schüttelte verneinend den Kopf und machte mich auf den Weg zu meiner Erkundungstour. Ich beschloss zuerst den oberen Teil der Burg zu erkunden, hier wo auch mein Zimmer lag, doch die meisten Türen waren verschlossen oder es standen Wachen davor, denen ich beim Vorbeigehen zunickte. Es war ein seltsames Gefühl durch eine fremde Burg zu marschieren, wo ich mich überhaupt nicht auskannte. Doch, so erhoffte ich mir, würde es bald zu meinem Zuhause werden und ich würde jeden noch so kleinen Winkel kennen.
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Wolfsfluch | ✔️
FantasyUm eine Allianz mit dem Feind zu gründen, vermählt der König von Bell seine Tochter Olivia mit dem gefürchteten Prinzen Robin von Schwarzenburg. Einst lernte man ihr, dass diese Familie brutal und eiskalt ist, und die Menschen beim Klang von ihrem N...