~ 4 ~

952 71 7
                                    

Als meine Familie gegangen war, ging das Gelächter und Geplauder im Saal weiter. Die Menschen schienen beinahe erleichtert, dass sie wieder unter sich waren und waren sorgloser. Es wurde sogar noch ein Nachtisch serviert, welchen mein Gemahl und alle anderen genossen. Nur ich aß nichts mehr.

„Wir werden uns auch verabschieden“, meldete sich plötzlich Robin zu Wort, als es nach Mitternacht wurde, und nahm meine Hand in seine. Ich betrachtete ihn mit großen Augen und ließ mich von ihm aus dem Thronsaal führen. Da ich nicht dumm war, wusste ich, was mir bevorstand. Doch ich hatte große Angst, und zitterte am ganzen Leib.

Wir gingen eine Treppe nach oben, wo wir in jenes Zimmer traten, in welchem ich heute schon einmal gewesen war. Es war von nun an mein eigenes Zimmer, zumindest hatte ich es gedacht. Doch wie es schien, gehörte es uns.

Robin drückte die Türklinke nach unten. Er trat als erstes in den Raum, ich folgte ihm. Mein Blick schweifte zu dem Bett, und ich wollte am liebsten fliehen. Doch Robin hatte die Tür schon geschlossen und schaute mich an.

Hastig wich ich ein paar Schritte zurück, was vermutlich ein Fehler war, denn Robins Augen formten sich zu einem Strich.

„Euch ist schon klar, dass wir nun verheiratet sind?“

Ich schluckte den Kloß in meiner Kehle hinunter. Mir war eiskalt und ich hatte keine Ahnung was mich zu erwarten hatte. Damals, als ich noch jünger war, hatte ich mir vorgestellt, diesen Akt mit jemandem zu vollziehen den ich kannte. Den ich mochte. Den ich vielleicht sogar liebte. Doch heute war es genau das Gegenteil. Ich kannte meinen Gemahl nicht, deswegen konnte ich nicht sagen, ob ich ihn mochte, ihn gar je lieben würde.

Eine heiße Träne verabschiedete sich von meinem Gesicht, welche ich mir hastig fortwischte, da ich mir geschworen hatte nie mehr vor anderen Menschen zu weinen.

„Großartig. Ihr habt Angst vor mir“, meinte der Prinz ironisch und kam auf mich zu. Der Mond erhellte sein Gesicht und zeigte mir deutlich seinen Mund, welcher zu einem gefährlichen Grinsen geworden war.

Ich atmete schwer aus und stützte mich mit meinen Händen auf dem Bett ab, auf welchem ich widerwillig gelandet war. Ich hatte gar nicht mitbekommen, so viele Schritte rückwärtsgegangen zu sein.

„Wisst Ihr, ich war über diese Hochzeit nicht erfreut gewesen, doch da wir nun vermählt sind, haben wir Pflichten nachzugehen. Pflichten, die ein jedes Ehepaar in der Hochzeitsnacht zu tun hat.“

„Ich weiß“, piepste ich, als er sich plötzlich über mich beugte und mir tief in die Augen blickte. Es war mucksmäuschenstill in diesem Zimmer, doch meinen Herzschlag konnte man meilenweilt hören.

„Aber keine Sorge. Ich hole mir Dora. Die weiß wenigstens, wie sie mich befriedigen kann!“ Ich zuckte bei seinen Worten zusammen. Irgendetwas musste ich wohl gesagt oder getan haben, was ihn verärgert hatte. Denn vorhin war seine Stimmung deutlich besser gewesen. Oder konnte es sein, dass es an den Menschen gelegen hatte und er sich deswegen zusammengerissen hatte?

„Vielleicht auch Katherina oder Margarete!“

„Eure Geliebten?“, fragte ich zaghaft.

„Nein.“ Er lachte auf. Doch dieses Lachen war keinesfalls echt. „Nicht meine Geliebten. Lediglich Frauen, die wissen was sie tun.“ Danach verließ er, ohne mir Zeit für eine Antwort zu lassen, den Raum und schmiss die Tür so fest zu, dass ich glaubte, sie fiele aus den Angeln.

~ ♡ ~ ♡ ~ ♡ ~

Der nächste Morgen war angebrochen und Robin von Schwarzenburg streckte sich in seinem Bett und dachte über den gestrigen Tag nach. Die Vermählung war ganz gut verlaufen, bis auf den Schluss, wo er sich benommen hatte wie ein Narr. Langsam griff er an seinen Kopf und musste feststellen, dass er im Bordell viel zu viel Wein getrunken hatte. So viel hatte er den ganzen Abend bei seiner Hochzeit nicht getrunken.

Wolfsfluch | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt