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Robin von Schwarzenburg schrak schweißgebadet von seinem Schlaf hoch und saß kerzengerade in seinem Bett. Wieder einmal hatte er von der Schlacht um Mirofeld geträumt und jedes Mal war es grausam. Diese Erinnerungen würden ihn auf ewig verfolgen, doch heute war es schlimmer und intensiver gewesen als sonst. Vielleicht lag es aber auch an der Tatsache, dass er seinen Vater besucht hatte.

Sein Blick schweifte den schlanken Körper von Olivia. Sie schlief seelenruhig weiter, während in ihm ein Gefühlschaos sondergleichen herrschte. Er war seiner Gemahlin dankbar gewesen, dass er sich endlich dazu überwinden hatte können, seinen Vater zu besuchen, denn von allein hätte er vermutlich noch Wochen gebraucht.

Es war schwer, seinen Vater so krank zu sehen, doch es war genauso schwer zu verstehen, weswegen er seinen einzigen Sohn nach Mirofeld geschickt hatte. Nie hatte er ihn dies gefragt, doch Robin hätte es zu gerne gewusst.

An Schlaf war im Moment nicht mehr zu denken, weswegen der Prinz aufstand und zu seinem kleinen Tischchen hinüberging. Seine Gemahlin hatte den Tisch zum Glück noch nie näher in Betracht gezogen, denn hätte sie es getan, hätte sie das Buch gefunden. Jenes Buch, welches sie schon vor etlichen Tagen in der Bibliothek gesucht und nicht gefunden hatte. Die Legende des Schwarzenburg Wolfes war noch eine dieser Geschichten, welche sein Leben erschwerten. Konnte nicht irgendetwas einmal einfach sein? Selbst seine Gemahlin war es nicht, denn auch sie hatte ihren eigenen Kopf. Nicht, dass es nicht gut wäre, denn genauso mochte er sie. Doch manchmal wünschte er sich einfach ein bisschen Normalität. Doch was war schon normal? Er wusste nicht, was es hieß normal zu sein, denn er war es sein ganzes Leben nie gewesen.

Er trat aus seinem Zimmer und gab dem Wachen vor der Tür zu verstehen, dass er auf seine Gemahlin achten sollte. Doch Robin wusste, dass er sie mit seinem Leben verteidigte, denn dies hatte er schon einmal bewiesen. Erst seit einigen Stunden war der Wache wieder so weit genesen, dass er abermals vor ihrer Tür stehen konnte. Es war jener Mann, welcher bei dem Überfall der Räuber die Prinzessin mit allem was er hatte verteidigt hatte. Nur leider war er dabei selbst verletzt geworden, doch nun ging es ihm wieder besser.

Robin steuerte einen Raum an, in welchem er Papier und eine Schreibfeder zur Verfügung hatte. Dort setzte er sich bis zum Morgengrauen an einen Brief, welcher für die Familie von Eisenbach bestimmt war. König Utz von Eisenbach sollte seinen ersten Sohn und Thronfolger Friedrich von Eisenbach nach Schwarzenburg schicken, um auszuhandeln, was noch zu verhandeln war. Ansonsten würde die Familie von Schwarzenburg abermals zeigen müssen, dass sie keine Späßchen verstanden.

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Zwei Tage waren seit dem Besuch beim König vergangen und mein Gemahl ging mir aus dem Weg. Zwar sah ich ihn täglich im Speisesaal und merkte es, wenn er frühzeitig aus dem Bett stieg und sich den ganzen Tag ansonsten nicht blicken ließ, doch ich wollte etwas erleben. Ich wollte nicht jeden Tag in der Burg herumsitzen und Däumchen drehen, nur um darauf zu warten, dass Robin endlich zu mir zurückkehrte. Noch dazu war ich mir nicht einmal sicher, was Robin überhaupt wollte. Manchmal dachte ich, dass er mich mögen könnte, doch dann gab es wieder diese Tage, an denen ich mich einfach nur verachtet fühlte.

„Heute sehe ich mir die Pferde an.“ Clementia hielt inne und ließ die Haarbürste sinken.

„Weiß denn Euer Gemahl von dieser Idee Bescheid?“

„Nein, und es ist mir herzlich egal. Wenn er den Tag außerhalb der Burg verbringt, dann kann ich das auch. Ich warte schon so lange auf den Moment, die Pferde endlich zu sehen. Zuhause war ich sie fast täglich besuchen.“

„Meine Prinzessin, Ihr seid nun hier Zuhause.“

„Ich meinte mein altes Zuhause“, ich seufzte und schaute Clementia vom Spiegel aus an. „Werdet Ihr mir helfen in den Stall zu gelangen, oder werde ich ihn von allein suchen müssen?“

Wolfsfluch | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt